"Setzt neuen Maßstab": Allianz Arena soll noch in diesem Jahr große Neuerung verpasst bekommen
München – O'zapft wird, und das mitten im Winter! Spätestens bis Jahresende werden viele Bus- und Lastwagenfahrer nicht mehr bloß staunend an der wunderbaren Fassade der Allianz Arena vorbeirauschen, sondern immer öfter auch mal rechts blinken, die Autobahn verlassen und geradewegs aufs Stadion zusteuern – allerdings nicht zum Fußball schauen, sondern zum Tanken.
Stadionflächen werden oft mehrere Tage nicht genutzt
Strom tanken, um genau zu sein. Denn: Der FC Bayern baut mit seinem Partner MAN Truck & Bus vor der Allianz Arena einen sogenannten HPC-Ladepark mit Megawatt-Anschlüssen für elektrisch betriebene Busse und Lkw.
Prima Idee, schließlich liegen die Stadionflächen nach jedem Bayern-Match oft mehrere Tage lang mehr oder weniger brach, ehe zum nächsten Heimspiel wieder der nächste Massenandrang bevorsteht. Warum also nicht die verkehrstechnisch günstige Lage der Arena nutzen, um die so dringend nötige Lade-Infrastruktur zu verbessern?
Muth: "Wir sind froh, als privater Anbieter ein Zeichen setzen zu können"
Die Allianz Arena liegt am Autobahnkreuz München-Nord, wo täglich bis zu 10.000 Lkw unterwegs sind, womit es eins der am stärksten befahrenen Autobahnkreuze Deutschlands ist. Jürgen Muth, Geschäftsführer der Allianz Arena München Stadion GmbH, erklärt den gemeinsamen Plan: "Die Errichtung dieses Ladeparks soll im zweiten Halbjahr 2025 durchgeführt werden." In drei Bauphasen sollen insgesamt 30 Ladepunkte entstehen.
"Wir gehen davon aus, dass der Ladepark bis zum Jahresende in Betrieb sein wird. Wir möchten mitwachsen mit der steigenden Elektromobilität für den Schwerlast-Verkehr in Deutschland. Gerade entlang der Autobahnen sollen viele Ladeparks entstehen. Dafür gibt es ein öffentliches Förderprogramm mit einem Volumen von mehr als zwei Milliarden Euro. Wir sind froh, als privater Anbieter da ein Zeichen setzen zu können", so Muth: "Wir haben drei Busparkplätze für insgesamt 350 Busse und werden den Ladepark im Süden der Arena errichten."

An der Allianz Arena sollen bis zu 400 Busse und Lkw pro Tag geladen werden
An spielfreien Tagen können dann täglich bis zu 500 elektrische Busse und Lkw geladen werden. Per App können Spediteure ihre Lastwagen vorab zum Laden anmelden. Gerade für sie ist es extrem wichtig, dass der Fahrer nach acht Stunden Lenkzeit dann auch eine freie Ladesäule vorfindet, per Zufahrtsberechtigung die Ladesäule entsperrt und ausreichend Strom bekommt, um am nächsten Morgen sein Tagespensum weiterfahren zu können.
Ebenfalls zum Einsatz kommen soll die sehr leistungsstarke MCS Technik, die aktuell nur an sehr wenigen Ladepunkten in Europa angeboten wird, um dann ein Weiterfahren von LKWs nach nur einer Stunde Pause für weitere vier Stunden ermöglichen wird.
Bayern-Tankstelle gilt als internationales Leuchtturm-Projekt
Wie unumkehrbar diese Entwicklung ist, zeigt ein Blick in die Politik: Die EU verlangt eine Absenkung der bisherigen CO2-Emissionen schwerer Nutzfahrzeuge um 90 Prozent bis 2040. Der Elektroantrieb von Nutzfahrzeugen wird hierbei ein entscheidender Faktor für emissionsfreie, klimafreundliche Mobilität.
Bis 2030 werden laut Schätzung des europäischen Herstellerverbands ACEA europaweit rund 55.000 Hochleistungs- und Megawatt-Ladepunkte entlang der wichtigsten Fernverkehrsrouten benötigt. Der Ladepark des FC Bayern darf insofern für die Entwicklung eines Nutzfahrzeug-Ladenetzes als internationales Leuchtturm-Projekt gelten.

Söder: "Bei Elektro-Ladestellen sind wir bundesweit führend"
Ministerpräsident Markus Söder, der im vergangenen Sommer die Schirmherrschaft des Projekts übernommen hat, bleibt natürlich gern in der Sprache des Fußballs: "Bayern spielt im Fußball und beim Ausbau der Elektro-Ladeinfrastruktur in der Champions League. Bei Elektro-Ladestellen sind wir bundesweit führend und bauen das Netz weiter aus. Für die Klimaziele brauchen wir Wandel, Fortschritt und Technologie-Offenheit. Wir müssen unsere heimische Industrie in die Lage versetzen, im Wettbewerb bestehen zu können. Mit Innovation und Technologie sichert man Zukunft."
Alexander Vlaskamp, der Vorstandsvorsitzende von MAN Truck & Bus, sagt: "Die Pariser Klimaziele werden wir nur mit der konsequenten Dekarbonisierung der Fahrzeugflotten erreichen. Bereits 2030 soll die Hälfte unserer jährlich produzierten Lkw elektrisch fahren. Die Ladeinfrastruktur ist dazu der Schlüssel."
Bayern-Profis sollen schon 2026 mit E-Bus fahren
Mit MAN, seit 2008 Partner des FC Bayern, wurde zudem eine Vertragsverlängerung bis 2027 vereinbart. Ab der Saison 2025/26 sollen die Bayern Profis zudem in einem E-Mannschaftsbus zumindest zu den Heimspielen fahren.
Der FC Bayern-Vorstandsvorsitzende Jan-Christian Dreesen setzt die neue Initiative in einen größeren Rahmen: "Für uns bedeutet der öffentliche Ladepark für Nutzfahrzeuge die Fortsetzung unserer Nachhaltigkeitsanstrengungen, die Allianz Arena zunehmend Klima-schonender zu bewirtschaften. Es ist der nächste Impuls in einem sich ständig weiterentwickelnden Umweltprogramm, das seit vielen Jahren Verbesserungen hervorgebracht hat.

Auch Fan-Busse sollen künftig mit E-Antrieb fahren
Bei diesem Projekt gewinnen alle: der FC Bayern, MAN, die Gesellschaft und am wichtigsten, die Umwelt." Sein Stellvertreter Michael Diedrich fügt an: "Zwei starke Unternehmen aus Bayern fahren auf innovativen Wegen in die Zukunft und leisten einen wichtigen Beitrag zur Elektrifizierung und Klimaneutralität im Reisebus- und Lkw-Verkehr. Der Ladepark setzt einen neuen Maßstab für umweltfreundliche Mobilität im Fußball."
Luft nach oben ist in dieser Hinsicht allerdings schon noch, wie auch Allianz-Arena-Chef Jürgen Muth zugibt: "Noch sind Fernreisebusse mit E-Antrieb überhaupt nicht auf dem Markt, aber in absehbarer Zeit muss es natürlich unser Ziel sein, auch Fan-Busse dort mit Strom zu versorgen."