FC Bayern: Playoffs, Baby! Was Kahn spannend findet, lehnen die Fans ab

München – Das Timing passt. Gerade erst hat die US-amerikanische National Football League (NFL) bekanntgegeben, dass sie in den kommenden vier Jahren vier Hauptrundenspiele in Deutschland austragen wird (jeweils zwei in der Münchner Allianz Arena und in Frankfurt), da schaut auch die Bundesliga noch genauer über den Atlantik.
Denn nun nimmt offenbar die Diskussion an Fahrt auf, das Erfolgsmodell aus dem US-Sport, das Jahr für Jahr Fan-Massen in die Stadien und vor die Bildschirme treibt, zu kopieren: mit einem Playoff-System, das die Liga hierzulande revolutionieren würde.
"Ich finde es spannend, über neue Modelle wie Playoffs für die Bundesliga nachzudenken", sagte Bayern-Vorstandsboss Oliver Kahn im "Kicker": "Ein Modus mit Halbfinals und Finale würde Spannung für die Fans bedeuten. Es macht also Sinn, so einen Gedanken durchzuspielen."
Playoffs in der Bundesliga: Hoeneß klar dagegen
Playoffs, Baby! So feiern Fans in Übersee die heiße Phase, wenn es nach Ablauf der regulären Saison endlich ans Eingemachte geht. Dass aber nun ausgerechnet der FC Bayern diese Idee gut findet, überrascht auf den ersten Blick schon ein wenig. Schließlich profitieren die Münchner vom derzeitigen System, sie wurden neunmal in Folge Meister und sind drauf und dran, in dieser Saison Titel Nummer zehn zu gewinnen. Ehrenpräsident Uli Hoeneß hatte den Playoff-Plan in der Vergangenheit belächelt und ihn klar abgelehnt.
Aber Langeweile ist auf Dauer nicht gut – erst recht nicht für die Vermarktung und somit letztlich auch nicht fürs Festgeldkonto. Deshalb könnte ein Umdenken stattfinden. Die neue DFL-Chefin vertritt dabei den Kahn-Kurs. "Es gibt für mich keine heiligen Kühe", sagte Donata Hopfen der "Bild am Sonntag" und ergänzte: "Wenn uns Playoffs helfen, dann reden wir über Playoffs."
Bei Vorgänger Christian Seifert klang das noch anders. Der Ex-Boss hatte K.o.-Partien als einen "Kulturbruch" bezeichnet, der nur bei breiter Zustimmung von Klubs und Fans eine Chance hätte. Genau deshalb erscheint es allerdings fraglich, ob es tatsächlich in naher Zukunft zum ersten Mal seit 1963 (3:1 für Borussia Dortmund gegen den 1. FC Köln) ein Endspiel um die deutsche Meisterschaft geben wird.
Leverkusen-Boss Völler: Playoffs "ein völlig falscher" Ansatz
"Es ist bezeichnend, dass über ein neues Spielformat gesprochen wird, anstatt die tatsächlichen Probleme anzugehen, die zu einem fehlenden Wettbewerb an der Spitze führen", ließ die Fanvereinigung "Unsere Kurve" wissen: "Wir brauchen keine neuen Formate und Wettbewerbe, die durch noch mehr Vermarktung mehr Geld in den Fußball spülen."
Ähnlich sieht es Werner Simmerl vom "Oldie-Fanclub" des FC Bayern. "Wenn du nach 34 Spieltagen ganz oben stehst, hast du die Meisterschaft verdient, es ist der ehrlichste und fairste Titel", sagte Simmerl der AZ. "In Playoffs kannst du viel Pech haben mit Verletzungen oder Fehlentscheidungen."
Für Geschäftsführer Rudi Völler von Bayer Leverkusen sind Play-offs "ein völlig falscher" Ansatz: "Ich bin absolut dagegen." Ähnlich positionierten sich bei einer "Kicker"-Umfrage Eintracht Frankfurt, Union Berlin, Arminia Bielefeld, der VfL Bochum, die SpVgg Greuther Fürth und Hertha BSC.
Watzke über Playoffs: "Darf keine Denkverbote geben"
Etwas aufgeschlossener zeigt sich Borussia Dortmund. "Dass ich nie ein Freund von Playoffs war, ist bekannt", sagte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke: "Aber es darf unter Berücksichtigung der jeweiligen Gesamtsituation mit Blick auf die Spielmodi keine grundsätzlichen Denkverbote geben."
Ein neuer Modus wäre aufgrund der Rechtevergaben frühestens ab der Saison 2025/26 möglich. Unklar ist auch, wie man eine noch höhere Belastung der Spieler bei zusätzlichen Partien nach der regulären Saison verhindern will.
Klar ist nur: Die Playoff-Idee hat für Kahn und die DFL ihren Charme. Kommt es tatsächlich zur Bundesliga-Revolution?
