FC Bayern nur noch vier Punkte vorne – wird es noch mal spannend im Titelkampf?

München - Es ist noch gar nicht so lange her, da diskutierte Fußball-Deutschland nicht darüber, ob der FC Bayern sich die zehnte Meisterschaft in Folge holt, sondern nur wann. Am 21. Spieltag betrug der Vorsprung der Münchner auf Verfolger Borussia Dortmund satte neun Zähler.
Klagelieder der Langweile wurden gesungen, ob der jahrelangen Dominanz des deutschen Rekordmeisters im fußballerischen Oberhaus der Republik.
Doch nur wenige Wochen später ist wieder so etwas wie Spannung im Meisterkampf entstanden, so überraschend wie Biergartenwetter an Heiligabend (obwohl es so etwas in München auch schon gegeben hat).
Nach einer, so nicht zu erwartenden, Schwächephase des FC Bayern, der in den vergangenen fünf Partien nur acht Zähler für sich verbuchen konnte, hat sich Borussia Dortmund emsig wie eine Ameise Stück für Stück an den Tabellenführer herangepunktet und liegt nach dem 26. Spieltag nur noch vier Zähler hinter den Münchnern.
Kann es den Dortmundern in den letzten acht Saisonspielen wirklich noch gelingen, die Dominanz des FC Bayern zu unterbrechen und das Abonnement der Münchner auf die Meisterschale nach neun Jahren beenden? Werfen wir mal einen Blick in die jüngere Vergangenheit.
Seit der Saison 2011/12, die letzte, in welcher der Deutsche Meister am Ende nicht FC Bayern hieß, gab es nur fünf Spielzeiten, in denen der Tabellenführer nach dem 26. Spieltag fünf oder weniger Punkte Vorsprung auf den Tabellenzweiten hatte.
2011/12 hieß der Spitzenreiter nach 26 Bundesligaspielen Borussia Dortmund, die, im Vergleich zu ihrem Verfolger FC Bayern, fünf Punkte mehr auf dem Konto hatte. Zwei Spieltage später konnte der FCB sogar auf drei Zähler herankommen. Die Meisterschaft sollte sich dann am 30. Spieltag entscheiden, als Borussia Dortmund und der FC Bayern im Topspiel direkt aufeinandertrafen. Der BVB konnte die Partie mit 1:0 für sich entscheiden und am Ende der Saison die zweite Meisterschaft in Folge für sich entscheiden. Im Vergleich zum 26. Spieltag konnte der Vorsprung sogar noch auf acht Zähler ausgebaut werden.
2018/19 wurde es am Ende richtig spannend
Nach dem 26. Spieltag der Saison 2015/16 grüßte der FC Bayern mit 66 Punkte von der Tabellenspitze. Der engste Verfolger im Titelrennen, Borussia Dortmund, lag fünf Zähler dahinter auf Platz zwei. Doch nach Unentschieden gegen den Lokalrivalen Schalke 04 und den 1. FC Köln und einer bitteren Niederlage gegen den Tabellensechzehnten Eintracht Frankfurt, verdoppelte sich der Vorsprung der Bayern bis zum Saisonende noch auf zehn Zähler. Der spätere deutsche Meister gab sich nur noch am 32. Spieltag eine Blöße, spielte gegen Borussia Mönchengladbach nur 1:1.
Richtig viel Spannung im Titelkampf versprach die Saison 2018/19. Nach dem 26. Spieltag hatten sowohl der FC Bayern, als auch Borussia Dortmund 60 Punkte auf dem Konto. Nur das bessere Torverhältnis sorgte dafür, dass die Münchner die Tabellenführung innehatten. Am 27. Spieltag konnte der BVB nach dem 2:0-Erfolg gegen den VfL Wolfsburg sogar die Tabellenspitze erklimmen, da der FC Bayern beim SC Freiburg nicht über ein 1:1 hinauskam.
Doch die Freude der Dortmunder sollte nicht lange währen. Am 28. Spieltag kam es zum direkten Aufeinandertreffen der beiden Titelaspiranten. Und in der Münchner Allianz Arena erlebte der BVB eine wahre Demütigung und ging sang- und klanglos mit 5:0 unter. Schon zur Halbzeit hat der FC Bayern den Borussen vier Dinger eingeschenkt und sich nach Abpfiff, mit einem Punkt Vorsprung, die Tabellenführung zurückerobert.
Auch den "Ausrutscher" der Münchner am 31. Spieltag, die beim Bayern-Derby gegen den 1.FC Nürnberg nur zu einem 1:1 kamen, konnte Dortmund nicht nutzen, verlor der BVB als Tabellenzweiter am Tag zuvor das Revierderby gegen den Tabellenfünfzehnten, Schalke 04, trotz früher 1:0-Führung noch deutlich mit 2:4.
Wie schon drei Jahre zuvor verloren die Borussen gegen den Pott-Rivalen aus Gelsenkirchen wichtige Punkte im Endspurt der Meisterschaft. Am Ende holte sich der FC Bayern mit zwei Zählern Vorsprung den siebten Meistertitel in Folge.
Immer wieder entscheidet der direkte Vergleich im Topspiel
In der Spielzeit 2019/20 trennten den FC Bayern und, wieder mal, Borussia Dortmund nach 26. Ligaspielen nur vier Punkte. Auch in dieser Saison sollte der direkte Vergleich die Entscheidung im Titelkampf bringen. Am 28. Spieltag empfing der BVB den FCB. Bei einem Sieg wären die Borussen nur noch einen Zähler hinter den Münchnern gewesen, doch nach dem 1:0-Auswärtssieg konnten die Bayern ihren Vorsprung sechs Spieltag vor Schluss auf sieben Zähler ausbauen.
Während der FC Bayern aus den abschließenden sechs Partien volle 18 Zähler verbuchen konnte, kassierten die Dortmunder am 32. Spieltag gegen Mainz (0:2) und am letzten Spieltag gegen Hoffenheim (0:4) noch zwei weitere Niederlagen, sodass der FC Bayern aus den vier Zählern Vorsprung nach dem 26. Spieltag am Ende sogar noch 13 machen konnte.
Selbiges Kunststück gelang den Münchnern in der darauffolgenden Saison. Nach dem 26. Spieltag der Spielzeit 2020/21 lagen der deutsche Rekordmeister mit 61 Punkte auf Rang 1 der Tabelle, gefolgt von RB Leipzig, die vier Punkte dahinter lagen. Und auch diesmal, wie kann es anders sein, fiel die Entscheidung um die Meisterschale im direkten Duell, welches am 27. Spieltag in Leipzig stattfand und welches der FC Bayern, nach einem Treffer von Leon Goretzka in der 38. Minute, mit 1:0 für sich entscheiden konnte.
Nach dem Spiel betrug der Vorsprung der Münchner auf Leipzig sieben Zähler und er sollte bis zum Saisonende noch anwachsen. Zwar konnten die Sachsen am 28. Spieltag Bremen mit 4:1 schlagen und nach dem 1:1 des Rivalen aus München gegen Union Berlin den Rückstand nochmal auf fünf Zähler verkürzen, doch war dies eher nur ein leichtes Aufflammen, statt ein Flächenbrand. Während die Bayern nur noch bei ihrer überraschenden Niederlage gegen Mainz am 31. Spieltag Punkte liegen ließen, kassierten die Sachsen in den letzten drei Partien der Saison zwei Niederlagen (gegen Dortmund und Union Berlin) sowie ein Remis gegen Wolfsburg. Am Ende konnte der FC Bayern, mit 13 Punkten Vorsprung, den neunten Meistertitel in Folge feiern.
Vieles spricht für den FC Bayern als Deutscher Meister
Und 2022? Kommt es etwa zur Triplizität der Ereignisse? Erneut liegen die Münchner nach dem 26. Spieltag mit vier Punkten Vorsprung an der Tabellenspitze, gefolgt von Borussia Dortmund.
Zwar spricht das Momentum für die Borussen, doch die Entscheidung im Meisterkampf dürfte wohl am 31. Spieltag (23. April) fallen, wenn sich die Münchner und die Dortmunder in der Allianz Arena gegenüberstehen. Sieht man sich das Restprogramm der beiden Kontrahenten vor und nach dem direkten Vergleich an, schenken sich beide Teams dabei nicht fiel, wenn man sich die Tabellenpositionen der restlichen Gegner nach dem 26. Spieltag ansieht.
Und die Historie der Bundesliga spricht ganz klar für den FC Bayern als Deutscher Meister. Das letzte Mal, dass der Tabellenführer am 26. Spieltag nicht auch Deutscher Meister wurde, war in der Saison 2006/07. Damals hatte Schalke 04 mit 53 Punkten drei Zähler Vorsprung auf Werder Bremen auf Platz zwei und sogar sieben auf den VfB Stuttgart auf Rang drei. Danach sollten die Schwaben eine Siegesserie hinlegen und mit 70 Zählern und zwei Punkten Vorsprung am Saisonende die Meisterschale in den Stuttgarter Himmel recken.
