FC Bayern: Nils Petersen über Mario Gomez, Finale Dahoam und Rekord

Nils Petersen spielt seit 2015 für den SC Freiburg. In der Saison 2011/12 stand er beim FC Bayern unter Vertrag.
AZ: Herr Petersen, die Bayern sind schon Meister, Sie kämpfen mit dem SC Freiburg noch um den Einzug in die Europa League. Da ist doch klar, wer am Samstag motivierter ins Spiel gehen wird, oder?
NILS PETERSEN: Wenn es so einfach wäre. Es ist das letzte Spiel von Philipp Lahm und Xabi Alonso, anschließend steht die Meisterfeier an mit Bierdusche: Die Bayern werden mit einem guten Spiel dafür sorgen wollen, dass es ein schöner Abschluss wird. Ein schwerer Ritt für uns.
Andererseits: Mit einem Sieg wäre Ihnen die Qualifikation für Europa nicht mehr zu nehmen.
Wir wissen, dass der SC Freiburg nicht jedes Jahr die Möglichkeit hat, in die Europa League zu kommen. Jetzt gibt es nur noch ein Ziel: Europa! Es wäre ein Riesen-Ding für die Stadt und den Verein. Schauen wir mal, ob der Bonus drin ist.
Sie könnten nebenbei einen netten Rekord knacken: Mit 18 Jokertoren führen sie das ewige Bundesliga-Ranking an, gemeinsam mit dem Ex-Bayern-Spieler Alexander Zickler. Was würde Ihnen dieser Rekord bedeuten?
Das wäre etwas sehr Schönes für mich. Ich versuche, mir den alleinigen Rekord so schnell wie möglich zu schnappen. Alexander Zickler, Claudio Pizarro, Mehmet Scholl: Das sind Spieler mit großen Namen in dieser Liste. Wenn ich mich da ganz vorne einreihen kann, wäre das toll.
In der Saison 2011/12 haben Sie selbst für den FC Bayern gespielt. Wie bewerten Sie diese Zeit heute?
Ich schaue voller Stolz auf meine Bayern-Zeit zurück. Es war ein wunderschönes Jahr, wir sind leider dreimal Zweiter geworden in der Saison. Ich als ehemaliger Cottbuser und jetziger Freiburger sage da normalerweise natürlich: Wow! Vizemeister, Pokal- und Champions-League-Finale. Ich habe noch stolz meine Silbermedaillen zuhause hängen aus diesem Jahr. Aber für den FC Bayern ist das natürlich zu wenig.
Vor allem das Finale dahoam war bitter. Sie saßen damals auf der Bank.
Auf der einen Seite ist der Stolz da, dass ich bei diesem großen Spiel im Kader stand. Auf der anderen Seite ist es so bitter, weil wir dreimal die Hand am Pott hatten: Wir gehen in Führung, dann vergeben wir einen Elfmeter, dann liegen wir auch im Elfmeterschießen vorne – und verlieren am Ende trotzdem. Wir waren gefühlter Sieger und haben es noch weggegeben. Es ist irgendwie Wahnsinn: Ich habe den Verein verlassen und ein Jahr später wurde Bayern Triple-Sieger, mit fast der identischen Mannschaft. Das war für mich schade.
Was haben Sie mitgenommen aus Ihrer Bayern-Zeit?
Ich habe viel gelernt von den Stürmern Mario Gomez, Ivica Olic und Thomas Müller. Speziell von Gomez: Wie der gespielt hat, das war Wahnsinn. Ein absoluter Profi, er hatte einfach alles: einen guten Körper, war athletisch, schnell, immer fit, hat fast alle Spiele gemacht und unheimlich viele Tore geschossen, menschlich war er ein akkurater Typ: Ich verfolge seinen Weg, bin Fan von ihm.
Und das berühmte Bayern-Gen?
Das hilft mir heute noch. Man eignet sich diese Siegermentalität an, man will nie verlieren. Auf der anderen Seite weiß man Siege nun wieder mehr zu schätzen. Bei Bayern ist es schon brutal, diese Erwartungshaltung zu haben: Wir gewinnen jedes Spiel, dann setzen wir uns in den Bus und fahren nach Hause – alles normal. Wenn du mit Bremen oder Freiburg gewinnst, nimmst du einen Sieg ganz anders wahr.
Die Bayern sollen ja gerade einen zweiten Stürmer suchen. Hätten Sie Zeit und Lust?
(lacht) Ich sage immer: Wenn der FC Bayern fragt, bekommt man keinen zweiten Anruf. Deshalb sollte man das immer machen. Das ist die größtmögliche Bestätigung für einen Fußballer. Aber ich bin mir sicher, dass der Anruf nicht kommen wird. Deshalb muss ich mir die Gedanken nicht machen.
Am Samstag beendet Philipp Lahm seine große Karriere. Wie haben Sie ihn als Kapitän bei Bayern erlebt?
Er war mit Schweinsteiger zusammen ein würdiges Kapitänsduo, hat immer das Heft in die Hand genommen. Lahm war einer der Lautsprecher in der Mannschaft, in der Öffentlichkeit wird das vielleicht nicht immer so wahrgenommen. Allein durch seine Leistung hat er sich großen Respekt erarbeitet. Er wird weiter seinen Weg im Fußball gehen, da bin ich sicher. Er hinterlässt eine Riesenlücke auf einer Position, die eigentlich nicht so im Fokus steht. Das sind eher die Stürmer oder Zehner. Wenn man als Rechtsverteidiger so lange auf einem solchen Niveau spielt: Das ist wahre Qualität. Hut ab, dass da nie mal einer kam und ihm den Platz streitig gemacht hat.