Nicht wegen FC-Bayern-Fans: Deshalb gibt es keinen neuen Qatar-Deal

München - Am Ende war ein neuer Deal beim FC Bayern wohl nicht mehr zu vermitteln. Oder waren es doch rein ökonomische Beweggründe? Unwahrscheinlich. Klar ist jedenfalls, die umstrittene Partnerschaft des Rekordmeisters mit Qatar Airways, der Fluglinie des steinreichen Wüstenemirats, ist Geschichte.
Die Ehe zwischen München und Katar wird pünktlich zum Vertragsablauf am Freitag geschieden. Ein Paukenschlag, der überraschend kommt.
FC Bayern hält sich über Gründe für Katar-Aus bedeckt
Aus der Erklärung beider Parteien gehen die ausschlaggebenden Punkte nicht hervor, man hat sich darauf verständigt, schiedlich-friedlich und mit gegenseitigen Dankesworten auseinander zu gehen. Die Partnerschaft ende "einvernehmlich nach fünf gemeinsamen, sehr spannenden Jahren", wurde mitgeteilt.
"Der FC Bayern München und Qatar Airways haben erfolgreich zusammengearbeitet und voneinander gelernt", sagte Vorstandschef Jan-Christian Dreesen und bedankte sich bei Akbar Al-Baker, dem CEO von Qatar Airways. Dieser sagte: "Der FC Bayern München ist ein großartiger Fußballklub, dessen Spiele wir mit Freude und Leidenschaft geschaut haben".
So großartig, wie es die Abschiedserklärung vermuten lässt, war das lukrative Ärmelsponsoring nicht immer – jedenfalls der Umgang damit in der Öffentlichkeit.
Der FC Bayern stand unter anhaltendem Druck aus dem eigenen Fan-Lager, sowohl Präsident Herbert Hainer als auch Ex-Vorstandsboss Oliver Kahn und nicht zuletzt Klub-Patron Uli Hoeneß leisteten sich unsouveräne Auftritte bei dem Versuch, die Verbindung ins Land des WM-Ausrichters von 2022 zu rechtfertigen.
Überraschende Wendung: Katar ließ Verlängerung offenbar selbst platzen
Insbesondere Hoeneß stellte sich gerade im Zuge der WM-Diskussion vor Katar und tadelte den Umgang mit dem kleinen, aber einflussreichen Staat. Das liebste Argument des FC Bayern war stets der Verweis auf den Dialog und dass nur dieser auch Fortschritte in der Frage der Menschenrechte brächte.
Nach AZ-Informationen wäre der FC Bayern durchaus bereit gewesen, den Vertrag zu verlängern. Erst vor knapp zwei Wochen sprach Präsident Herbert Hainer vom Austausch. "Es geht uns neben finanziellen und den rechtlichen auch um die sozialen Aspekte." Am Mittwochabend berichtete die "Süddeutsche Zeitung", dass der entscheidende Impuls zur Trennung nicht vom deutschen Rekordmeister, sondern vonseiten Katars, insbesondere Emir Tamim bin Hamad Al Thani, gekommen sein soll.
Proteste sollen Katar zum Umdenken gebracht haben
Im Emirat störte man sich am Umgang mit dem Thema Katar: Die Ausschreitungen auf der Bayern-Jahreshauptversammlung 2021, der Protest der deutschen Nationalmannschaft bei der WM im Winter – mit fünf Spielern des FC Bayern in der Startelf – und die Diskussion um die "One-Love-Binde".
All das soll dazu beigetragen haben, dass Katar einen Deal platzen ließ, so der Bericht. Die Tatsache, dass sich Bayerns Vereinsführung nicht klar zugunsten seines Sponsors positionierte, soll die Verstimmung zusätzlich steigen gelassen haben.
Weiterer Sponsor aus den Golfstaaten? FC Bayern hält sich wohl alle Optionen offen
Ein "Erfolg der aktiven Fanszene", um Druck auf den Verein auszuüben, wie es Katar-Kritiker Michael Ott auf Twitter noch am Mittwochmorgen für sich verbuchte, ist es daher nur bedingt. Die Fans haben letztlich ihr Ziel erreicht, aber nicht auf dem Weg, den man sich selbst vorgestellt hat, indem man Druck auf die Vereinsspitze ausübt.

Zumal dieses Ziel auch nur ein vorübergehendes sein könnte. Da es für den FC Bayern satte 25 Millionen pro Jahr zu ersetzen gilt, stehe man den Golfstaaten auch weiterhin offen gegenüber, so die SZ weiter. Saudi-Arabien gelte zwar intern als Sperrgebiet. Airlines aus Dubai und Abu Dhabi würden aber über eine Partnerschaft nachdenken. Auch deutsche Sponsoren seien bereits auf die Münchener zugekommen.