FC-Bayern-Neuzugang Renato Sanches: "Schon ein fertiger Spieler"
München - Renato Sanches ist kaum angekommen, da gilt er bei Trainer Carlo Ancelotti schon als "Phänomen". Selten wurde ein Neuzugang des Rekordmeisters Bayern München derart gepriesen, ehe er überhaupt eine Minute in der Fußball-Bundesliga auf dem Rasen gestanden hatte.
Es sei "unglaublich, dass er erst 19 ist. Für mich ist er schon ein fertiger Spieler", sagte Mittelfeld-Routinier Xabi Alonso über den jungen Europameister vor dem Duell bei Schalke 04 am Freitagabend. Alonso ist 34, er spielt seit zwölf Jahren auf europäischem Top-Niveau, es ist also ein Urteil aus berufenem Munde.
Sanches sorgt allenthalben für Verzückung. In Portugal sehen Experten ihn ihm den besten Spieler seit Cristiano Ronaldo. Auf der britischen Insel bedauert José Mourinho zutiefst, dass ihm der Zugriff auf den Jungstar verwehrt geblieben ist. "Wäre ich früher gekommen, hätte ich um ihn gekämpft", sagte der neue Coach von Manchester United.
FC Bayern wollte diesen Spieler unbedingt
Doch der FC Bayern war schneller als alle anderen - und er musste es sein. Die "Rasta-Rakete", wie Münchner Boulevardblätter am Freitag titelten, steigerte seinen Marktwert bei der EM-Endrunde in Frankreich ja noch einmal. "Wir hatten ihn schon weit vor der Europameisterschaft ins Auge gefasst, wir wollten diesen Spieler unbedingt", sagte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge.
Der Branchenkrösus musste dennoch tief in die Tasche greifen, um Sanches von Benfica Lissabon loszueisen. Nur mit einem an weitere Bonuszahlungen geknüpften Deal über 35 Millionen Euro gelang der Coup, auf maximal 80 Millionen Euro könnte die Ablösesumme in den nächsten Jahren anwachsen. Es dürfte in jedem Fall der teuerste Transfer in der Geschichte der Münchner werden.
Doch was macht Sanches so besonders? Er pflegt neben einer perfekten Ballbeherrschung einen geradlinigen Stil, er versucht, etwas zu bewegen, er ist keiner, der einen technokratischen Fußball zeigt. Bei den Bayern sagt man, dort wo Sanches am Ball ist, da rührt sich was. "Renato hat Eigenschaften, die den Fans gefallen, weil sie dem Fußball fehlen. Er ist kein normaler Mittelfeldspieler, der Sicherheitspässe spielt, als ob er eine Maschine wäre", sagt Rui Vitoria, der ihn als Trainer von Benfica in der vergangenen Champions-League-Saison erstmals auf großer europäischer Bühne präsentierte.
Hummels und Sanches: "Stehen uns gut zu Gesicht"
Sanches' Weg hat auch ein bisschen was von einer Cinderella-Story. Das Tempo seines Aufstiegs ist nicht zuletzt deshalb atemberaubend. Sieben Geschwister hat Sanches: Anderson, Leticia, Jayson, Micaela, Andreia, Serginho und Joka. Sein Vater Renato kommt aus São Tomé, seine Mutter Maria von den Kapverden. Im ärmlichen Viertel Musgueira hinter dem Flughafen von Lissabon wuchs Sanches auf, die Chance auf eine Profikarriere deutete sich an, als Benfica ihn 2008 von Águias da Musgueira holte, dem Verein, bei dem er als Neunjähriger begann.
Bei den Bayern tritt er nach außen zunächst sehr bescheiden auf. Er wolle "versuchen, immer einer der Besten zu sein" und "viel lernen", sagte Sanches bei seiner Vorstellung. Auf dem Platz soll von dieser Bescheidenheit wenig zu sehen sein. "Renato ist physisch unglaublich stark. Er kann hier viel reißen", lobte Kapitän Philipp Lahm.