FC Bayern: Nationalspieler mit Frust zurück – jetzt heißt es Gas geben

Die Nationalmannschafts-Ausflüge waren eigentlich als Erfrischungskur für die Bayern-Stars gedacht. Doch viele sind mit noch mehr Frust zurückgekehrt. Nun braucht es endlich eine Stimmungsumkehr.
von  Ruben Stark
Zurück an der Säbener Straße nach Ihren Länderspiel-Dienstreisen: Sabitzer (Österreich), Upamecano (Frankreich), Musiala (DFB), Mané (Senegal), Müller (DFB) und der Marokkaner Mazraoui.
Zurück an der Säbener Straße nach Ihren Länderspiel-Dienstreisen: Sabitzer (Österreich), Upamecano (Frankreich), Musiala (DFB), Mané (Senegal), Müller (DFB) und der Marokkaner Mazraoui. © Foto: imago/Ulrich Wagner

München - Am Mittwoch waren die Bayern-Stars weitgehend wieder vereint an der Säbener Straße. Vereint auch in dem Willen, die Bundesliga-Krise endlich zu stoppen und im heißen Herbst rechtzeitig wieder auf bayerische Betriebstemperatur zu kommen. 

"Der Fokus ist für uns voll auf den nächsten Wochen", sagte Thomas Müller, "das wird jetzt eine anstrengende Phase im Verein." Und wie! 13 Spiele in 43 Tagen und drei Wettbewerben bis Mitte November und der Pause für die WM in Katar, es geht Schlag auf Schlag.

Für den FC Bayern ist ein Sieg gegen Leverkusen absolute Pflicht

Trainerdiskussionen, Unzufriedenheit im Kader, sonstige Brandherde kann bei Bayern keiner zusätzlich brauchen. "Pfui Deifi", rief Müller, als er den Trainingsplatz betrat. Auch wenn er das Schmuddelwetter meinte, man könnte es auch im übertragenen Sinne sehen. Noch mehr Bayern-Theater, noch mehr nervige Debatten? "Pfui Deifi."

Wie sportlich zentriert die Atmosphäre tatsächlich sein wird, liegt - mehr oder weniger - allein in der Hand der Mannschaft. Am Freitag im Heimspiel gegen Bayer Leverkusen (20.30 Uhr/DAZN und im AZ-Liveticker) ist ein Sieg absolute Grundvoraussetzung für eine Stimmungsumkehr.

Kommt der nicht, kommt stattdessen das fünfte sieglose Ligaspiel in Serie, dürfte es fast unmöglich sein, die bajuwarische Ruhe zu bewahren. Auch Ehrenpräsident Uli Hoeneß sagte bei RTL, dass es "dringend notwendig" sei, dass Bayern wieder Fahrt aufnimmt. Weil aber Trainer Julian Nagelsmann sich nun voll auf die wichtigen Spiele konzentrieren kann, ist er "überzeugt, dass unsere Mannschaft wieder Form kriegt".

Nagelsmann ist in der herausforderndsten Phase seiner Karriere

Genau dies dürfte sicher nicht nur Überzeugung, sondern auch klare Erwartungshaltung sein. Nagelsmann wollte sich eingehend mit den Problemen auseinandersetzen, die zur aktuellen Malaise führten. Welche Antworten er seinem Starensemble präsentiert und vor allem, wie die Bayern diese Schlussfolgerungen dann auf den Platz bringen, wird auf jeden Fall von etlichen kritischen Geistern beäugt werden.

Keine Frage, es ist die herausforderndste Phase in der Trainerkarriere des 35-Jährigen. Falls Nagelsmann gehofft hatte, dass er Spieler zurückbekommt, die sich quasi wie nach einer Erfrischungskur für Geist und Seele bei ihren Nationalmannschaften fühlen, ist dieser Wunsch nur bedingt eingetreten. Bestenfalls.

Sadio Mané, dem ein Tor per Elfer für den Senegal gelang, Noussair Mazraoui, der für Marokko zweimal 90 Minuten spielte oder
Josip Stanisic, der mit den Kroaten zwei Erfolge erlebte, waren die nicht - allzu üppigen - positiven Erscheinungen.

Viele Bayern-Stars mit Negativerlebnissen in der Nationalmannschaft

Matthijs de Ligt wurde dagegen in beiden Länderspielen der Niederlande von Bondscoach Louis van Gaal außen vor gelassen, Dayot Upamecano und Benjamin Pavard kamen bei der Niederlage der Franzosen gegen Dänemark zum Einsatz, Marcel Sabitzer musste mit Österreich den Abstieg aus der Nations-League A hinnehmen, auch Alphonso Davies machte mit Kanada maximal gemischte Erfahrungen.

Und die in einer Formdelle befindlichen deutschen Nationalspieler haben sich allesamt nicht daraus befreien können, so dass das Duell Bayern gegen Bayer auch in dieser Hinsicht ein Jetzt-erst-recht-Spiel ist - zumal eine Woche später der Kracher bei Borussia Dortmund folgt. "Es wäre schon von Vorteil, wenn man so ein natürliches Selbstverständnis hat", stellte Müller heraus und verdeutlichte damit, dass dieses gerade fehlt. "Kombinationssicherheit, Abläufe, die im Verein funktionieren. Das wäre cool, wenn wir uns das erarbeiten könnten."

Hasan Salihamidzic fordert Geduld bei Sadio Mané

Damit zunächst einmal die Münchner heißlaufen und das Mia-san-Mia wiedererwecken, bevor der DFB bei der WM davon profitiert. Dabei muss nicht nur Jamal Musiala seine Unbeschwertheit auf die Kollegen übertragen, sondern auch Mané seine Torflaute beenden.

Der Weltstar ist seit fünf Bayern-Pflichtspielen ohne Treffer. Kein Grund zu Beunruhigung, glaubt Sportvorstand Hasan Salihamidzic. "Sadio braucht noch ein bisschen Zeit, er muss sich gewöhnen, auch an die Bundesliga, aber das wird er", sagte er in der "Sport Bild", "alles wird ihm bald vertrauter sein, und das werden wir bald auch auf dem Platz sehen."

Mit "bald" ist sicher sehr bald gemeint sein. Wie wäre es mit Freitag?

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