FC Bayern nach drei Sieglos-Spielen: Trainer Niko Kovac kontert die Kritik

München - Krise? Welche Krise? Niko Kovac trat am Freitagmittag vor die Öffentlichkeit, als habe es die drei sieglosen Spiele gegen den FC Augsburg (1:1), Hertha BSC (0:2) und Ajax Amsterdam (1:1) gar nicht gegeben. "Servus", sagte der Trainer des FC Bayern und grüßte lächelnd in die Runde. Entspannte Stimmung also bei Kovac? Nur auf den ersten Blick. Denn schon nach wenigen Sekunden war zu spüren, dass er aktuell eine schwierige Phase durchlebt. Wahrscheinlich sogar die komplizierteste seiner gesamten Trainerkarriere.
Der 46-Jährige schaltete umgehend in den Verteidigungsmodus – von sich aus. "Ich will das mal klarstellen", begann Kovac seine Ausführungen nach der Kritik der vergangenen Woche. Im Anschluss an das Remis in der Champions League gegen Ajax hatte Kovac betont, er müsse das Spiel zunächst analysieren – dies wurde ihm als Ratlosigkeit ausgelegt. "Ich werde mich mit Sicherheit nie hinstellen und meine Spieler betonieren, das wird es bei mir nicht geben. Das sind meine Spieler, das ist unsere Mannschaft!", sagte er.
Und überhaupt: Von Begriffen wie Krise oder Mini-Krise wollte Kovac vor der Partie gegen Borussia Mönchengladbach am Samstag (18.30 Uhr/Sky live) nichts wissen: "Es ist eine kleine Phase, die wir durchleben müssen, die jede Mannschaft mal durchlebt", sagte er. "Ich suche keine Entschuldigungen. Andere Klubs werden auch ihre Phasen haben. Die Frage ist: Wann kommen sie, wie lang sind sie?"
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Kovacs Hoffnung: "Der Druck kann förderlich sein für uns"
Für Bayern-Verhältnisse dauert die derzeitige Sieglos-Phase schon sehr lange, deshalb sieht sich Kovac in die Defensive gedrängt. Die AZ erklärt den Konter des Trainers.
Thema Kabine: Es ist kein besonders gutes Zeichen, wenn nach gerade einmal zehn Pflichtspielen derart viele Interna aus dem geheimsten Raum einer Fußballmannschaft nach außen dringen. Die "Bild" berichtete detailliert über die angeblich schlechte Stimmung in der Kabine, unzufriedene Stars sowie Vorwürfe, es gebe keine Spielidee und das Training sei zu lasch. Männer, jetzt wird’s lustig, sagte Kovac dazu. Härtere Einheiten seien in Englischen Wochen unmöglich. Und die Atmosphäre im Team? "Die Stimmung in der Kabine ist positiv, die Spieler können alle miteinander. Dass es brodelt: Das ist nicht so!", so der Coach.
Thema James: Trotz Kovacs Beschwichtigungen ist nicht zu übersehen, dass es aktuell frustrierte Spieler gibt. Besonders James Rodríguez, der erst dreimal in der Startelf stand, sorgt für Misstöne. Laut "Bild" soll der Kolumbianer in der Kabine in Kovacs Abwesenheit gewütet haben. "Wir sind hier nicht in Frankfurt!" – so wird James zitiert. Außerdem wolle der 27-Jährige Kovac in Kürze über seinen Wechselwunsch unterrichten. Der Coach erklärte, dass es kein Problem mit James gebe – und lobte ihn: "Er ist ein außergewöhnlich wichtiger Spieler für diesen Klub."
Thema Rotation: Vor seinem Auftritt am Freitag suchte Kovac das Gespräch mit Präsident Uli Hoeneß. Dessen Aussage, am Ende müsse Kovac für die zuletzt missglückte Rotation "den Kopf hinhalten", sei "nicht als Kritik aufzufassen, sondern als Feststellung: Ein Trainer ist verantwortlich für die Aufstellung", sagte Kovac. Der Kontakt zu Hoeneß wie zu Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge sei "sehr, sehr gut". Der Trainer wird die Rotation also fortsetzen – auch gegen Angstgegner Gladbach. Zuletzt gab es in sieben Heimspielen nur drei Siege gegen die selbstbewusste Borussia. Wir fahren nach München, um drei Punkte zu holen, kündigte Sportdirektor Max Eberl bei t-online.de an. Mutig! Die Bayern sind gefordert, Kovac ist gefordert. Aber auch optimistisch. "Der Druck", sagte er, "kann förderlich sein für uns."