FC Bayern München: Zeugnisse für Jupp Heynckes und Carlo Ancelotti
München - Die Saisonbilanz wollen sich die Oberen des FC Bayern nicht kaputtreden lassen. "Wenn man so klar deutscher Meister wird, wenn man um ein paar Zentimeter im Champions-League-Finale ist und im DFB-Pokalfinale, dann lasse ich mir aus dieser überragenden Saison nichts Schlechtes machen", sagte Uli Hoeneß nach dem verlorenen Cup-Endspiel gegen Eintracht Frankfurt.
Interessant: Vor fast genau einem Jahr hatte sich Hoeneß alles andere als zufrieden gezeigt, als für die Bayern "nur" die Meisterschaft herausgesprungen war. "Auf Dauer ist ein Titel schon ein bisschen wenig für uns", erklärte er damals in der AZ.
Es wäre mehr drin gewesen in dieser Spielzeit - trotz aller Probleme, die es auch in der Führungsriege gab.
Im ersten Teil des Saisonrückblicks gibt es Zeugnisse für die Trainer und Bosse - von einem (das war nix) bis vier (herausragend) Punkte.
Carlo Ancelotti
Ende September war Schluss für den italienischen Coach - nach der Meisterschaft in seinem ersten Bayern-Jahr und einem katastrophalen Saisonstart in seinem zweiten. In der Bundesliga lag Dortmund an der Spitze, in der Champions League gab es ein 0:3 bei Paris Saint-Germain. Ancelotti war die Mannschaft entglitten. "Der Trainer hat fünf Spieler auf einen Schlag gegen sich gebracht. Das hätte er niemals durchgestanden", erklärte Präsident Hoeneß und fügte an: "Ich habe in meinem Leben einen Spruch gelernt: Der Feind in deinem Bett ist der gefährlichste - deshalb mussten wir handeln." Tore, Kilometer, Einsätze: Die Bayern-Spieler der Saison
Nach Ancelotti übernahm interimsmäßig Co-Trainer Willy Sagnol für ein Spiel. Bei Hertha BSC gab es ein 2:2. Für den Italiener gibt's im AZ-Zeugnis einen Punkt.
Jupp Heynckes
Sensationell kehrte der Triple-Trainer aus dem Ruhestand zurück, er leistete Hoeneß und den Bayern einen "Freundschaftsdienst", wie er selbst betonte: "Da war mein Helfersyndrom da." Heynckes verbesserte die Fitness, stärkte die Führungsspieler - und steuerte lange auf Triple-Kurs. Gegen Real Madrid fehlten Nuancen zum Finaleinzug in der Champions League.
"Es ist phänomenal, wie er die Situation bei Bayern gedreht hat", sagte Ottmar Hitzfeld der AZ: "Er hat Bayern wieder zu einem Spitzenteam geformt, zu einer echten Einheit." Heynckes geht als Meister, Legende und großer Gewinner dieser Saison. Im AZ-Zeugnis heißt das vier Punkte.
Uli Hoeneß
Die beste Idee des Präsidenten war die Heynckes- Rückholaktion. Ein Volltreffer. Negativ: Hoeneß' Zögern und zu langes Festhalten an Heynckes, der seinerseits mehrmals klargemacht hatte, nicht für eine weitere Saison bleiben zu wollen. Dadurch ging Bayern wohl Thomas Tuchel, der nun PSG trainiert, durch die Lappen.
Ebenso kritikwürdig: Hoeneß' öffentliche Meinungsverschiedenheiten mit Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge, die erst durch Schlichter Heynckes weniger wurden. Zwei Punkte für Uli Hoeneß.
Karl-Heinz Rummenigge
Als Vorstandsvorsitzender ist Rummenigge in erster Linie für die Transfers verantwortlich - und die passten bei den Bayern: Niklas Süle und James Rodriguez waren Kracher, Sandro Wagner eine wichtige Alternative im Sturm, Corentin Tolisso und Sebastian Rudy sinnvolle Ergänzungen. Rummenigges Diskrepanzen mit Hoeneß schmälern die Gesamtbewertung: Nur zwei Punkte.
Hasan Salihamidzic
Der Sportdirektor machte zu Beginn der Saison keine gute Figur. "Ich kam als Neuling in einen Verein, in dem für Bayern-Verhältnisse eine Krise herrschte. Das war gleich ein Crashkurs für mich in den ersten Wochen", erklärte Salihamidzic in der "SZ".
Im Laufe der Saison verbesserte Brazzo allerdings sein Auftreten, intern wird er bei Bayern für seine Arbeit und sein Engagement geschätzt. Salihamidzic entwickelte unter anderem ein neues Scoutingsystem und spielte bei der Verpflichtung seines Freundes Niko Kovac, des neuen Bayern-Trainers, eine wichtige Rolle. Er hat seine Position in der Bayern-Führung gefunden: Zwei Punkte für Brazzo.