FC Bayern München: Trost-Schale? Trotz-Schale!

Der FC Bayern holt sich die 27. Meisterschaft – es ist die fünfte in Folge. In München wird bei Schuhbeck gefeiert. "Die Feierlaune ist unbegrenzt", sagt Müller. Rummenigge kontert Hoeneß’ AZ-Aussagen
München - Sie können’s ja doch. Siegen – und feiern, richtig feiern. Die Bayern haben mit dem 6:0 in Wolfsburg ihre 27. Meisterschaft klar gemacht und sich eine Menge Frust aus den vergangenen Wochen von der Seele geballert. Ein Trost-Titel? Ja, auch. Aber nicht nur. Eher ein Trotz-Titel.
Partylöwe Rafinha
Leinen los für die Party hieß es ab dem Schlusspfiff um 20.20 Uhr in Wolfsburg. Am längsten hielt der Brasilianer Rafinha, Hobby-Sänger und Ukulele-Virtuose, durch. Um 7 Uhr am Sonntagmorgen postete Rafinha von zu Hause aus das letzte Video. Mit Sektglas in der Hand. Lediglich eine Meisterschalen-Kopie verdeckte einen Teil seines nackten Oberkörpers.
In München gelandet hatten die Bayern eine spontane Meister-Fete organisiert. Haus- und Hofkoch Alfons Schuhbeck hatte in seinem Edelrestaurant "Südtiroler Stuben" am Platzl festlich anrichten und auftischen lassen. Champagner und Titel-Zigarren inklusive. Die Bayern in Feierlaune, auch das italienische Trainer- und Betreuerteam um Chefcoach Carlo Ancelotti: Gegen drei Uhr schmetterte man inbrünstig "O Sole Mio", Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge mischte lauthals mit. Danach zogen einige Profis in Clubs weiter.
"Wir werden es krachen lassen"
Noch in Wolfsburg hatte sich Rummenigge kurz vor Ende der einseitigen Partie auf der Tribüne ein Bierchen im Pappbecher gegönnt und angestoßen, danach das Party-Motto ausgegeben: "Wir werden es richtig krachen lassen." In der VW-Stadt musste improvisiert werden. Mannschafts-DJ Rafinha legte in der Kabine Latino-Rhythmen auf, Arturo Vidal feierte auf dem Rasen mit einer Pappschale. Mit Kapitän Philipp Lahm gab ein "Anfänger" seine Premiere am Megafon, auf dem Zaun stimmte er mit den 5000 Bayern-Fans in der Kurve das "Humba-Humba-Täterää" an. "Ich bin ja nicht so gerne dort, aber irgendwann muss es sein", sagte der Meister-Kapitän und kündigte an: "Wir hatten viele englische Wochen, in denen wir nicht wirklich viel zu feiern hatten. Es ist wichtig, dass man einen Matchball gleich nutzt, wenn man ihn hat."
Feierlaune ist unbegrenzt
Und das spontan nach dem 0:0 der Leipziger am Nachmittag gegen Ingolstadt, der perfekten Einladung zur Party nach einem Dreier in Wolfsburg. Das Vorglühen begann in der Kabine mit "Maisel’s Weisse"-Weißbier und einer Kiste "Paulaner" plus einer Flasche Champagner. Zum Charter-Flieger wurden vier Paletten Dosenbier und Pizza vom Lieferdienst bestellt. "Die Feierlaune ist unbegrenzt. Wir müssen uns nicht auf ein nächstes Spiel unter der Woche vorbereiten", sagte Thomas Müller, der neben dem Doppelpack von Robert Lewandowski wie David Alaba, Arjen Robben und Joshua Kimmich einen Treffer zum 6:0 gegen die desolaten Wölfe beigesteuert hatte.
Pure Frustbewältigung drei Tage nach dem bitteren, weil selbst verschuldeten Knockout im DFB-Pokal-Halbfinale gegen Borussia Dortmund (2:3) und zehn Tage nach dem noch bittereren, weil nicht nur selbst verschuldeten Aus im Champions-League-Viertelfinale bei Real Madrid (2:4 n.V.). Müller: "Wir wollten Spaß haben, einen raushauen und auch uns selbst zeigen, dass es noch geht." - Gelungen.
Noch keine Weißbierdusche
Für Carlo Ancelotti war es der erste Titel. Die Weißbierdusche blieb dem Italiener erspart, die wird erst bei Übergabe der Meisterschale nach dem 34. Spieltag am 20. Mai folgen. Dafür gab’s eine innige Umarmung von Boss Rummenigge, Ancelotti revanchierte sich mit Küsschen, sang vor der Kurve: "Deutscher Fußball-Meister FCB!" und sagte glücklich: "Ich habe es genossen, fühle mich als Mitglied der Bayern-Familie." Für die war es der fünfte Titel in Folge.
"Das ist unglaublich und außergewöhnlich", sagte Rummenigge, "wir haben nicht den arroganten Anspruch, jedes Jahr das Triple zu gewinnen" – und reagierte so auf die Aussage von Uli Hoeneß in der AZ. Der Präsident hatte gesagt: "Auf die Dauer ist ein Titel schon ein bisschen wenig für uns." Rummenigge im ZDF: "Ich widerspreche Uli ungerne, weil ich mit ihm befreundet bin. Aber wir sollten das nicht als Trostpreis abtun."
Hoeneß feierte im Audi-Dome
Wohl einmalig: Hoeneß fehlte bei der Meisterparty. Der Präsident war in München geblieben, weil er ein Versprechen einlösen musste. Letzten November, bei seiner Wiederwahl, konnten aus Kapazitätsgründen nicht alle Mitglieder bei der Jahreshauptversammlung, bei seiner Re-Inthronisierung, dabei sein. Als Entschädigung spendierte der 65-Jährige am Samstagnachmittag im "Audi Dome", der Heimat der Basketballer, Bier und Würstl. Nach dem Meisterstück in Wolfsburg führte Hoeneß die Party-Polonaise durch die Halle an.