FC Bayern München: Tobias Schweinsteiger im AZ-Interview

München - Tobias Schweinsteiger (35) ist der ältere Bruder von Bastian Schweinsteiger (32). Seit 2015 arbeitet er als Co-Trainer bei der U17 des FC Bayern. Für die U17 des FC Bayern beginnt am heutigen Mittwoch die Endrunde um die deutsche Meisterschaft. Als süddeutscher Meister empfängt die Mannschaft von Trainer Tim Walter um 18 Uhr den FC Schalke 04 zum Halbfinal-Hinspiel. Für die Bayern geht es im Sportpark Heimstetten darum, sich eine gute Ausgangslage für das Rückspiel am kommenden Sonntag (11 Uhr) in Gelsenkirchen zu verschaffen. 2009 stand die B-Jugend des FC Bayern letztmals in der DM-Endrunde. Damals gelang dem Team rund um David Alaba der Sprung ins Finale, wo sich der FC Bayern dem VfB Stuttgart in der Verlängerung geschlagen geben musste.
AZ: Herr Schweinsteiger, Sie haben nach dem Abstieg der Löwen in die 3. Liga umgehend bei Twitter reagiert – mit dem Spruch: "München ist halt rot." Kein Mitleid mit Sechzig?
TOBIAS SCHWEINSTEIGER: Das war komplett auf Regensburg bezogen. Ich habe da zwei Jahre gespielt, es war meine beste Zeit als Fußballer. In der aktuellen Aufstiegsmannschaft haben Freunde von mir gespielt. Für München ist es natürlich schade, wir wünschen uns als FC Bayern immer Derbys, auf jeder Ebene. Diese Spiele haben immer einen ganz besonderen Reiz.
Gab's anschließend Partytipps für die alten Regensburger Kollegen für die Münchner Innenstadt?
Nein, die Jungs sind direkt nach dem Spiel zurück nach Regensburg gefahren und haben vor Ort weitergemacht.
Für Ihre Mannschaft, die U17 des FC Bayern, könnte es demnächst auch etwas zu feiern geben: die Meisterschaft in der B-Jugend. Heute geht es im Halbfinale gegen Schalke.
Die Vorfreude darauf ist sehr groß. Die Spiele um die A-Jugend-Meisterschaft haben zuletzt gezeigt, dass das Niveau sehr ausgeglichen ist. Die Nachwuchsleistungszentren sind inzwischen fast überall auf Topniveau.
Wie wichtig wäre es denn für den Bayern-Nachwuchs, dass es mal wieder klappt mit einem Titel? Den letzten gab es 2007, kürzlich verlor die U19 das Finale gegen Dortmund.
Als Süddeutscher Meister willst du natürlich dann auch Meister werden. Das ist unser aller Ziel. Wir wollen noch drei Spiele haben in dieser Saison und das dritte Spiel, das Finale, gewinnen. Für die persönliche Entwicklung der Jungs ist ein Titelgewinn schon gut, weil du weißt, dass sich deine Arbeit lohnt, dass es funktioniert. Es wäre für uns alle eine coole Sache.
Ist die Jugendabteilung generell auf dem richtigen Weg?
Wir haben die letzten Jahre immer wieder Jungs rausgebracht, die den Sprung in den Profibereich geschafft haben - vielleicht nicht bei uns, da ist es unglaublich schwer, aber bei anderen Klubs. Alessandro Schöpf etwa oder Pierre-Emile Höjbjerg. Aber man muss auch zugeben, dass uns andere Vereine in den letzten Jahren überholt haben, speziell in Sachen Infrastruktur. Deswegen hat der FC Bayern jetzt ein neues NLZ gebaut, den FC Bayern Campus. Wir versuchen gerade, auch mit dem neuen Gelände selbst auf die Überholspur zu kommen.
Auf Sicht, das fordert Präsident Uli Hoeneß, sollen wieder mehr Talente aus der Jugend zu den Profis gelangen, die nächsten Lahms, Müllers und Alabas entdeckt werden. Wie kann das gelingen?
Die Durchlässigkeit ist zur Zeit schwierig bei uns, keine Frage. Das hängt natürlich mit dem sehr hohen Niveau unserer Profis zusammen. Der FC Bayern gehört mittlerweile zu den Top-5-Klubs in Europa. Ich sehe uns aber auch im Jugendbereich auf einem guten Weg. Wir haben hier die Möglichkeiten, Spieler top auszubilden. Wer es bei Bayern schafft, wird ein ganz Großer. Ich bin mir sicher, dass wir bald die Ernte einfahren.
Spüren Sie, dass der Verein den Nachwuchs pushen will?
Die Wertschätzung für die Jugendarbeit war immer da. Wie ich schon sagte, die Profimannschaft hat eine enorme Entwicklung genommen, das sieht man natürlich an der Kaderstruktur mit fast ausschließlich Nationalspielern. Da mit dem Nachwuchs mitzuhalten, ist sehr schwierig. Wir haben das klare Ziel, Spieler aus der Region zu den besten Spielern Deutschlands zu entwickeln. Das neue NLZ wird uns dabei helfen.
Gab's eigentlich mal eine motivierende Ansprache von Uli Hoeneß für die Trainer im Nachwuchsbereich?
Wir wissen, dass es der Wunsch des Vereins und des Präsidenten ist, dass es mal wieder ein Spieler aus dem Nachwuchs bei den Profis schafft. Aber das Vertrauen in uns Trainer ist groß, da braucht es keine zusätzlichen Ansprachen. Wir sind motiviert genug. Es liegt oft auch an den Spielern selbst, die letzten Prozent herauszuholen.
In der neuen Saison wechseln Sie gemeinsam mit Tim Walter in die U23, sind dort Co-Trainer.
Das Ziel kann ja eigentlich nur der Aufstieg sein. Es gibt kein anderes Ziel, das können wir ja keinem verkaufen. Wir haben nächstes Jahr eine richtig geile, interessante Mannschaft. Ohne Wenn und Aber: Wir wollen die Regionalliga gewinnen. Für die Ausbildung der Jungs wäre es einfach besser, wenn wir in der 3. Liga spielen.
Sie haben bei der Trainer-A-Lizenz die höchste Punktzahl erreicht. Nur Thomas Tuchel war so gut. Wann sehen wir Sie denn als Cheftrainer?
Es gehört ja mehr dazu, ein guter Trainer zu sein als eine solche Prüfung. Du musst es genauso schaffen, den Jungs dein Wissen zu vermitteln, ihn einen Plan an die Hand zu geben. Aber klar: Irgendwann einmal Cheftrainer zu sein, ist mein Ziel für die Zukunft.
Reizt Sie mehr der Jugend- oder Herrenbereich?
Jugendfußball ist sehr interessant, die Jungs auszubilden, sie zu entwickeln. Langfristig sehe ich mich aber wahrscheinlich im Herrenbereich. Bei mir muss es um Punkte gehen, ich bin ein Ergebnistyp, will immer gewinnen. Man sagt ja: The sky is the limit.