FC Bayern München: Thomas Müller will sich in der DFB-Elf zeigen
München - Und jetzt San Marino! Ein Gegner in der WM-Qualifikation fürs Gemüt, ein Schützenfest-kompatibler Sparringspartner, dazu ein Hotel im Urlaubsort Riccione an der Adria, nahe Rimini. Das kann was werden – eine regelrechte Tore-Kur. Wie gerufen für Thomas Müller.
Überschriften, die "Reha bei Jogi" oder "Wohlfühloase DFB" beinhalteten, handelten in vergangenen Jahren meist von Lukas Podolski, wahlweise auch von Miroslav Klose oder Mario Gomez. Was die Außen- beziehungsweise Mittelstürmer der Nationalelf in jenen Jahren neben ihrem Jobprofil einte, waren harte Zeiten bei ihrem Arbeitgeber FC Bayern.
Keine Tore, weniger Einsätze, mehr und mehr Spiele auf der Bank oder als Mini-Joker. Und viel, viel Frust. Ein Negativ-Kreislauf. Ging es für die gepeinigten Angreifer zum treuen Bundestrainer Joachim Löw, schenkte er ihnen Wärme, Vertrauen und Einsatzzeiten.
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Die Podolskis und Co. – in den drei Bayern-Jahren auch Mario Götze – holten sich dort Selbstvertrauen. Balsam für die Stürmer-Seele, Tore-Kur inklusive.
Bekommt die nun ab Mittwoch, wenn die Nationalelf vor dem WM-Qualifikationsspiel am Freitag in San Marino (20.45 Uhr, RTL live) nach Rimini fliegt, auch Müller verabreicht? Nach dem 1:1 gegen die TSG 1899 Hoffenheim verließ er die Allianz Arena tief geknickt.
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"Meine Krawatte ist groß. Im Moment klebt mir die Scheiße am Stiefel", sagte Müller, "es ist nicht so, dass ich jetzt ewig darüber nachdenken werde, aber gerade bin ich sehr schlecht gelaunt."
Statt den Knoten zu lösen und den Siegtreffer zu erzielen, traf der Weltmeister aus sechs Metern in der Nachspielzeit nur den Pfosten. Völlig frei. Völlig verzogen. Völlig frustrierend. Es müllert nicht mehr. Kein Liga-Tor in zehn Partien (bei acht Einsätzen).
Die traurige Bilanz des 27-Jährigen in dieser Saison: Nullnummer in der Bundesliga (seit dem zweiten Spieltag ist er ohne Torbeteiligung), auch im DFB-Pokal steht die Null, immerhin hat er zwei Treffer in der Champions League.
In der kompletten vergangenen Spielzeit lauteten des Müllers Toremaße in diesen drei Wettbewerben: 20/7/4. Ihm fehlt aktuell die für ihn so typische Lockerheit, die Lässigkeit, die Selbstverständlichkeit, das Selbstvertrauen – und die Einsatzminuten.
Termin für Ribéry-Comeback steht
Also auch das unbedingte Vertrauen von Trainer Carlo Ancelotti, der noch keine rechte Position für Müller gefunden hat. Auf den Flügeln fühlt er sich nicht wirklich zu Hause, zieht stets nach innen. Das ist ja auch Robben-Ribéry-Costa-Coman-Land und Müller immer nur eine Naja-Lösung. Bei vier der vergangenen fünf Liga-Spiele saß er zu Beginn auf der Bank.
"Müller spielt immer" - Fragezeichen!
"Da brauchen wir keine Diskussionen aufmachen. Wir sind eine Mannschaft, da gehören mehr dazu als elf", stoppte Müller jegliche Nachfragen. Das bayerisch-holländische Gesetz "Müller spielt immer", von Ex-Trainer Louis van Gaal beschlossen und durchgeführt, ist längst außer Kraft.
Was nun hilft? "Er hadert ja mit seinem Schicksal. Ich habe ihm gesagt: ,Arbeiten! Arbeiten! Arbeiten!’ Das tut er. Dementsprechend wird er demnächst wieder Tore schießen", meinte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge am Sonntag.
Und er ergänzte:"Ich glaube, dass es mittlerweile schwerer ist in der Bundesliga Tore zu schießen als in der Nationalmannschaft. Ich gehe davon aus, dass er gegen San Marino trifft, wahrscheinlich nicht nur einmal. Da würde sogar ich noch ein Tor schießen."
Was leider nicht zu beweisen sein wird.