FC Bayern München sucht Trainer: Die Kandidaten im AZ-Check

München - Dass das Alter nur wenig über die Eignung eines Trainers für den FC Bayern aussagt, beweist Jupp Heynckes nun schon seit mehreren Wochen.
Mit 72 Jahren habe Heynckes den Klub in einen "Glückszustand" versetzt, sagte Uli Hoeneß, man "schwebe nur noch". Bis auf Platz eins der Bundesliga und ins Achtelfinale der Champions League.
Kahn hält Nagelsmann für "zu jung"
Dort, in der Königsklasse, ist Heynckes übrigens der älteste Coach, der je ein Team betreute – und mit zwei Titelgewinnen gleichzeitig einer der erfolgreichsten. Zu alt? Das scheint nicht zu gelten. Aber was ist eigentlich mit: zu jung?
Oliver Kahn zum Beispiel hält Hoffenheims Julian Nagelsmann für "zu jung", um Heynckes bei Bayern zu beerben: "Der Schritt käme viel zu früh." Laut Sport Bild soll der 30-Jährige inzwischen Top-Kandidat bei Borussia Dortmund sein.
Hummels nennt Kriterien
Ob alt oder jung – für Mats Hummels spielen andere Faktoren eine Rolle. Der neue Coach müsse "fußballerisch ein oder mehrere Konzepte haben", sagte der Verteidiger am Mittwoch, " er muss in der Menschenführung sehr gut sein". Genau das aber, mit den Egos der Stars umzugehen, sei bei Bayern "schon eine große Kunst", so Hummels.
Das große Trainer-Casting. In der AZ checkt der frühere Bayern-Spieler und heutige Sky-Experte Didi Hamann die fünf Top-Kandidaten.
Julian Nagelsmann (30): "Ich traue ihm Bayern absolut zu", sagt Hamann. "Was er bei Hoffenheim geleistet hat, ist außergewöhnlich." Allerdings: In dieser Saison verglüht Nagelsmanns Stern ein wenig, in der Europa League ist Hoffenheim bereits augeschieden, in der Liga liegt das Team nur auf Rang sieben. "Er gehört trotzdem zum engsten Kandidatenkreis", ist Hamann sicher. Besonders Uli Hoeneß ist Fan des gebürtigen Landsbergers.
Klopp "schwer vorstellbar"
Jürgen Klopp (50): "Das ist schwer vorstellbar. Klopp gefällt es sehr gut in Liverpool, es ist unwahrscheinlich, dass er den Job aus freien Stücken aufgibt", sagt Hamann, der selbst von 1999 bis 2006 bei den Reds spielt und 2005 Champions-League-Sieger wurde. Das emotionale Umfeld bei den Engländern passe besser zu Klopp als das beim FC Bayern. "Die Qualität hat er natürlich, aber Bayern funktioniert einfach anders als Liverpool oder Dortmund. Das, was Klopp damals in Dortmund geschafft hat, war einzigartig. Für Bayern gibt es Trainer, die ich für geeigneter halte."
Thomas Tuchel (44): Zum Beispiel den Ex-BVB-Coach, der laut Hamann "fachlich eins a" ist, "er wäre einer wie Pep Guardiola". Tuchel habe seine Qualitäten gezeigt, den BVB zum Pokalsieger gemacht und ins Viertelfinale der Champions League geführt. "Ich kann ihn mir gut bei Bayern vorstellen", so Hamann. Und die angeblichen Schwächen im zwischenmenschlichen Bereich? Hamann: "Bayern denkt pragmatischer als Dortmund. Wenn der Erfolg da ist, wird über alles andere hinweggesehen."
Löw "eigentlich unmöglich"
Joachim Löw (57): Der Bundestrainer als Heynckes-Nachfolger zu Bayern, direkt nach der WM? "Eigentlich unmöglich", sagt Hamann und erklärt: "Da beginnt bei Bayern schon die Saisonvorbereitung, die Kaderplanung würde erschwert. Außerdem ist die Arbeit bei einem Klub völlig anders als bei einem Nationalteam."
Ralph Hasenhüttl (50): Der RB-Leipzig-Coach pokert, hat seinen bis 2019 laufenden Vertrag noch nicht verlängert. Die Chance für Bayern? "RB spielt einen ganz anderen Fußball", warnt Hamann: "Nagelsmann oder Tuchel würden von ihrer Philosophie besser zu Bayern passen."
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