FC Bayern München: Präsident Uli Hoeneß findet offene Worte
Uli Hoeneß hat bei "meet the president" in der Hofkellerei des Fürsten von Liechtenstein unter anderem über den angeblich überalterten Kader des FC Bayern und über einen chinesischen Profi im Team gesprochen.
München - Er war so richtig schön in Fahrt, nannte die Dinge beim Namen: Ein erlesener Kreis von 108 Gästen erlebt beim Event "meet the president" am Rande eines Vier-Gänge-Menüs einen äußerst auskunftsfreudigen Uli Hoeneß.
Die Schweizer Zeitung Blick hat den Auftritt des 65-Jährigen protokolliert. Der Präsident des FC Bayern gibt einen umfassenden Einblick in seinen Job - und bekommt den meisten Applaus, als er über seine Zeit im Gefängnis spricht.
"Ich habe viele Dinge erlebt, über die ich nicht sprechen möchte. Ich habe Erfahrungen fürs Leben gemacht. Ich bin wie immer auf die Menschen zugegangen, habe mich der Situation angepasst. Das größte Kompliment gab's für mich am letzten Tag von der Direktorin des Gefängnisses, die als sehr hart gilt. Sie sagte zu mir: 'Herr Hoeneß, Sie sind der Erste, der rausgeht und zwei Fanklubs hat. Einen bei den Beamten, einen bei den Gefangenen.'", sagte Hoeneß.
"Da wollten 500 Leute ein Selfie mit mir machen"
Und gerade in der Zeit nach dem Gefängnis-Aufenthalt habe er gespürt, dass sich vieles - zum Positiven - verändert hatte: "Wenn ich früher nach Bremen kam, haben die Leute 30 Minuten lang 'Hoeneß, du Arschloch!' geschrien. Das hat schon wehgetan. Jetzt war ich kürzlich wieder dort, da wollten 500 Leute ein Selfie mit mir machen. Da wusste ich, es war total richtig, das Urteil anzunehmen."
Dass in den letzten Wochen immer wieder die Überalterung des Bayern-Kaders thematisiert wird, nervt den Bayern-Boss. "Die Medien machen ein Theater, wie wenn wir ein Altersheim hätten. Jedes Mal, wenn der Ribéry nach 70 Minuten raus muss, ruft er mich am Abend an und sagt: 'Jetzt habe ich genug, ich gehe!' Wir haben eine Mannschaft, die ein bisschen in die Jahre gekommen ist, aber für mich gibt's keine alten oder jungen Mannschaften, sondern nur gute und schlechte. Schauen Sie sich mal die Abwehr von Juventus Turin an, da ist keiner unter 33. Und die werden wahrscheinlich, so wie ich das sehe, Champions-League-Sieger dieses Jahr, die werden Real schlagen."
"Dann drücken 300 Millionen Chinesen auf ihr iPhone"
Das Problem für die jungen Spieler im Hintergrund sei, "dass sie im Moment keine Chance bekommen". Es müsse dem Klub gelingen, Talente heranwachsen zu lassen, "die rechtzeitig die Chance kriegen und an dem Tag da sind, wenn die anderen aufhören". Das sei "die Kunst".
Zu Red-Bull-Eigner Dietrich Mateschitz, dem Besitzer des nächsten Bayern-Gegners RB Leipzig, habe er gesagt: "Wenn Sie jetzt auch noch ältere Spieler verpflichten, werden Sie ein ganz ernstzunehmender Gegner für uns."
Auch zu den Auswüchsen auf dem chinesischen Fußballmarkt hat Uli Hoeneß eine klare Meinung - und eine Idee: "Irgendwann wird ein chinesischer Spieler beim FC Bayern spielen. Und wenn dieser Chinese bei uns spielt, wird der eine irre Nachfrage erzielen. Wenn wir am Samstag dann wahrscheinlich um zwei Uhr spielen, damit in Shanghai oder Peking in Primetime live übertragen werden kann, dann drücken 300 Millionen Chinesen auf ihr iPhone und zahlen je einen Euro, dann können Sie sich etwa vorstellen, wo es hingeht."