FC Bayern München: Nach dem Meitertitel ist vor dem Umbruch

München - Den Dienstag gab Carlo Ancelotti seinen Feier-Bayern frei. Das ursprünglich für den Nachmittag angesetzte öffentliche Training wurde abgesagt, stattdessen durften die Stars ihren Kater zu Hause pflegen. Verständlich und verdient nach dem 6:0-Sieg in Wolfsburg, dem 27. Titelgewinn in der Liga.
Doch hinter den Kulissen geht die Arbeit erst richtig los. "Wir können jetzt die nächste Saison planen", kündigte Ancelotti an.
Transfers, Youngster, Sportdirektor: Die AZ erklärt die Baustellen des FC Bayern in diesem Sommer.
1. Neue Spieler verpflichten
Der Transfermarkt sei "kein Allheilmittel", sagte Präsident Uli Hoeneß der AZ. Bedarf gibt es auf verschiedenen Positionen. Ein Backup für Stürmer Robert Lewandowski muss her, genauso eine Top-Alternative zu Franck Ribéry und Arjen Robben auf den Außenbahnen. Douglas Costa kann bei einem entsprechenden Angebot wohl gehen, Kingsley Coman fehlt bislang die Konstanz. Lothar Matthäus brachte bei Sky Spieler des Champions-League-Halbfinalisten AS Monaco ins Gespräch.
"Thomas Lemar für Linksaußen, Bernardo Silva für Rechtsaußen, und auf der Sechs ein ganz interessanter Spieler, Tiemoué Bakayoko", sagte Matthäus. Kaderplaner Michael Reschke soll das Trio zuletzt beobachtet haben. Angreifer Kylian Mbappé (18) dürfte Reschke dabei freilich auch aufgefallen sein. Weitere Kandidaten für einen Wechsel im Sommer sind Alexis Sanchez (Sturm, FC Arsenal) und der Leverkusener Julian Brandt (offensives Mittelfeld), der sich laut Bild schon mit den Bayern einig ist. Nur der Zeitpunkt des Transfers soll noch offen sein.
2. Den Umbruch bewältigen
In Wolfsburg standen Joshua Kimmich (22) und Kingsley Coman (20) in der Startelf, später wurde mit Renato Sanches (19) der dritte Youngster eingewechselt. Auf dieses Trio setzen die Bayern in Zukunft. "Sie werden nächstes Jahr häufiger spielen als dieses Jahr", versprach Ancelotti. Nach den Rücktritten von Philipp Lahm und Xabi Alonso steht das Team vor einer Verjüngung.
Ancelotti, der ein Meister darin ist, Stars bei Laune und eingespielte Teams in der Spur zu halten, muss zeigen, dass er einen Umbruch bewältigen kann. Und die Youngster, dass sie die richtigen Spieler für diesen Generationswechsel sind.
3. Methoden hinterfragen
Den Vorwurf, die Mannschaft sei nicht fit, wies Ancelotti von sich. Und tatsächlich lässt sich kaum belegen, dass körperliche Schwächen ausschlaggebend waren für das Aus in Pokal und Champions League. Eher Pech und Verletzungssorgen (gegen Real) sowie mangelnde Disziplin und Konzentration (gegen Real, besonders gegen Dortmund).
Franck Ribéry fiel in den vergangenen Wochen durch launisches Verhalten auf. Gelb-Rot-Sünder Arturo Vidal hatte gegen Real seine Emotionen nicht im Griff, in großen Spielen wandelt er oft am Rande eines Platzverweises. Und über Douglas Costas fehlende Identifikation mit dem Klub, sein Bild-Interview, in dem er Wechselgedanken äußerte, ist alles gesagt. War Ancelotti ein bisschen zu lieb zu seinen Stars?
4. Position für Müller finden
Nur fünf Tore in der Bundesliga – Minusbilanz für Thomas Müller! Der Weltmeister musste in den entscheidenden Partien zuschauen, Thiago hat sich seinen Stammplatz als Zehner geschnappt. Dabei ist Müller ab Sommer der einzig verbliebene Bayer im Team, die Identifikationsfigur schlechthin.
Eine Möglichkeit wäre, Thiago zurück auf die Sechserposition zu ziehen, wo nach Alonsos Karriereende ein Vakuum entsteht. Müller könnte dann hinter Lewandowski stürmen.
5. Einen Sportdirektor verpflichten
Philipp Lahm hätten die Bayern-Bosse gern in der sportlichen Führung gesehen, genauso Max Eberl. Mit beiden wurde keine Einigung erzielt. Seit dem Abschied von Matthias Sammer im Sommer 2016 klafft eine Lücke, es fehlt ein Mann, der ganz nahe an der Mannschaft ist, Stimmungen frühzeitig erkennt.
6. Mit einer Stimme sprechen
Bei der Saisonbilanz waren sich Hoeneß und Rummenigge nicht ganz einig. "Ein Titel ist auf Dauer ein bisschen wenig für uns", sagte der Präsident der AZ, Vorstandsboss Rummenigge meinte im ZDF: "Ich widerspreche Uli ungerne. Aber ich glaube, auch Uli Hoeneß hat Jahre erlebt, wo wir titellos waren. Deshalb sage ich: Wir müssen den Anspruch auch nicht ins Unermessliche führen."
Die Bosse müssen mit einer Stimme sprechen – besonders in diesem Sommer, in dem der Klub vor großen Aufgaben steht.