FC Bayern München: Joshua Kimmich und Niklas Süle etablieren sich in der Nationalelf

München - Er kann inzwischen ja fast alles, dieser Joshua Kimmich: Rechtsverteidiger mit starkem Drang zum Rechtsaußen, Sechser, Achter, sogar Innenverteidiger hat der 23-Jährige beim FC Bayern oder in der deutschen Nationalmannschaft schon gespielt.
Nur in eine Rolle passt Kimmich überhaupt nicht – das meint zumindest sein Mitspieler Niklas Süle. "Wie es Mats Hummels schon gesagt hat: Jo kannst du überall hinstellen", sagte Süle am Sonntagabend in Sinsheim. "Vielleicht nur nicht in den Sturm, da ist er vielleicht ein kleines Stückchen zu langsam." Der Abwehrhüne grinste und schob nach: "Nee, Spaß. Jo ist ein Topspieler."
Einzelkritik: Bayern-Star Joshua Kimmich führt als Boss im Mittelfeld
DFB-Elf: Löw sieht Kimmich weiterhin auf der Sechs
Kimmich wird die kleine Stichelei verschmerzen können. Denn dass er nicht zu den Sprintern gehört, ist kein Geheimnis. Kimmich löst viele Situationen mit Übersicht, Timing und Handlungsschnelligkeit – das macht ihn zu einem sehr guten Kandidaten für das zentrale Mittelfeld.
Und dort sieht ihn Bundestrainer Joachim Löw auch in Zukunft. "Joshua hat jetzt zwei Spiele auf der Sechs gemacht. Das wird auch in den nächsten Spielen so sein, weil ich mit ihm zufrieden bin, weil er diese Position sehr gut bekleidet mit allem, was sie verlangt", erklärte Löw nach den Partien am Donnerstag gegen Frankreich (0:0) und Peru (2:1).
Weil Sami Khedira (31) zunächst nicht mehr nominiert wird, klafft auf der Sechs eine Lücke. Kimmich, der auf dieser Position ausgebildet wurde, will seine Chance unbedingt nutzen. "Ich habe mich sehr gefreut, dass ich mal wieder auf der Sechserposition ran durfte", sagte er. Und wenn man hörte, wie er das "sehr" betonte, war schnell klar, dass er diesen Platz verteidigen wird. Es habe sich "so ungefähr angefühlt" wie Ostern und Weihnachten zusammen, ergänzte er.
Kimmich: "Wenn man mich auf einer anderen Position braucht..."
Na dann, frohes Fest! Ob sich die Kimmich-Feiertage im Zentrum allerdings auch bei den Bayern fortsetzen werden, ist offen. Trainer Niko Kovac vertraut bislang auf die Spanier Javi Martínez oder Thiago als Aufbauspieler vor der Abwehr, Kimmich ist als Rechtsverteidiger gesetzt.
Macht der Youngster nun Druck auf Kovac? "Nee. Ich werde von meiner Seite nicht das Gespräch suchen", sagte Kimmich. Er gehe davon aus, dass er im Verein wieder rechts verteidigen werde. "Und wenn man mich auf einer anderen Position braucht, spiele ich auf einer anderen Position."
Sehr brav. Doch eigentlich würde es bei Bayern mit Rafinha einen guten Ersatzkandidaten für die rechte Seite geben. Im Nationalteam hat sich Matthias Ginter als Alternative erwiesen. Abwarten. Fest steht jedenfalls, dass Kimmichs Aufstieg ungebremst weitergeht – genauso wie der von Süle. Der Innenverteidiger scherzte noch, dass er Kimmich bereits in der Jugend als Sechser bewundert habe. "Da war er noch so ein kleiner Knirps und hat auf dieser Position rumgedribbelt."
Süle: "Jeder muss mit der Entscheidung des Trainers einverstanden sein"
Doch beim harten Konkurrenzkampf im Abwehrzentrum der Bayern und der Nationalelf mit ihm, Mats Hummels und Jérôme Boateng wurde Süle ernster. Es gehe darum, dass "jeder mit der Entscheidung des Trainers einverstanden" sei. Bis jetzt habe er das Gefühl, "dass alle das machen. Wir sind eine richtige Einheit. Wichtig wird es sein, wenn die interessanten Spiele kommen. Da müssen wir immer noch als Team zusammenstehen."
Klare Worte des 23-Jährigen – für den Teamgeist und gegen Ego-Ausbrüche. Bayern-Coach Kovac hatte zuletzt betont, dass er Süle, Hummels und Boateng auf Augenhöhe sehe. "Wir haben drei Weltklasse-Innenverteidiger."
Inzwischen hat sich auch Hummels mit dem Rotationsprinzip abgefunden. Wenn er die Entscheidung des Trainers "bei der enormen Qualität in unserer Innenverteidigung nicht akzeptieren würde, hätte ich keine gesunde Selbsteinschätzung", sagte Hummels der "Welt am Sonntag". Mehr Lob für Süle geht kaum.