FC Bayern München im Kampf mit dem Weltmeister-Fluch

In den Saisons nach einer Weltmeisterschaft lief’s für den FC Bayern fast immer schlecht. Und diesmal? „Es ist nicht einfach, keine ideale Situation“
Patrick Strasser |
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Der FC Bayern möchte in der neuen Saison gegen das Trauma nach Weltmeisterschaften bestehen.
dpa Der FC Bayern möchte in der neuen Saison gegen das Trauma nach Weltmeisterschaften bestehen.

In den Saisons nach einer Weltmeisterschaft lief’s für den FC Bayern fast immer schlecht. Und diesmal? „Es ist nicht einfach, keine ideale Situation“

München - Man stelle sich einmal vor: Der FC Bayern vergeigt mit seinen aktuellen Weltmeistern das Auftaktspiel der neuen Bundesliga-Saison gegen den VfL Wolfsburg 0:6. Noch während der Saison wird Trainer Pep Guardiola entlassen, die Mannschaft wird am Ende lediglich Zehnter.

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Okay, Brief und Siegel, dass es so nicht kommen wird. Aber so war’s 1974/75: Der Auftakt-Gegner hieß Kickers Offenbach – gut, auswärts. Doch die 74er-Weltmeister um Maier, Müller und Beckenbauer bekamen eine 0:6-Packung. Der Trainer hieß Udo Lattek, aber nicht bis Saisonende. Auf dem zehnten Platz trudelte dann Nachfolger Dettmar Cramer ein. Meister wurde 1975 übrigens Gladbach – im Jahr 2015 auch wenig realistisch.

„So ein WM-Gewinn verändert bei Spielern mental enorm viel“

Was vor 40 Jahren schief lief, soll am Freitagabend (20.30 Uhr, ARD und Sky live) gleich mal ganz anders ausschauen. Die Bayern wollen nach 104 Tagen Bundesliga-Pause sofort beginnen mit dem Kampf gegen den Weltmeister-Fluch. Denn: In einer Spielzeit unmittelbar nach einem deutschen WM-Sieg holte man nie die Meisterschale. Wie 1974/75 auch 1990/91 nicht (1954/55 gab’s die Bundesliga noch nicht). Ein böses Omen oder eine logische Folge der Überbelastung für Kopf und Körper?

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14 Bayern-Profis waren in Brasilien, davon acht im Halbfinale, diese kehrten erst vor zwei Wochen ins Training zurück. „So ein WM-Gewinn verändert bei Spielern mental enorm viel“, erklärte Ex-Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld in der „WAZ“, „für Lahm und Schweinsteiger beispielsweise war es wohl die letzte Gelegenheit. Da fällt sehr viel Druck ab – und es ist harter Job, zurückzufinden.“

Hitzfeld glaubt an diese schmale Gasse zum Titel für die Bayern-Konkurrenz: „Für die Bundesliga ist die Saison nach der WM sicher Gelegenheit, Stärke zu zeigen, wenn die Bayern etwas Zeit brauchen, um in den Rhythmus zu kommen.“

Kann Auftaktgegner Wolfsburg das ausnutzen? „Wenn man Bayern erfolgreich attackieren kann, dann in der anstehenden Saison“, meinte Stürmer Ivica Olic, der 2011 als Bayern-Profi erlebte, wie der BVB triumphierte.

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An der Säbener Straße hält man dagegen. „Ich bin nicht besorgt wegen der Weltmeister. Das sind Profis, sie lieben diesen Verein und sie lieben das Gewinnen“, sagte Guardiola am Donnerstag. Neuer, Lahm, Müller und Götze werden beginnen – Schweinsteiger (verletzt) und Boateng (gesperrt) fehlen. Vor Anpfiff gegen Wolfsburg wird das Helden-Sixpack noch einmal in der Allianz Arena geehrt. Dann beginnt die Realität. „Es ist nicht einfach für uns, wir haben keine ideale Situation“, sagte Guardiola angesichts der zusätzlich verletzten Ribéry, Rafinha, Martínez und Thiago, „und wir spielen gleich zum Auftakt gegen eines der besten Teams der Bundesliga.“ Was er braucht: Geduld. Die Fans auch? Droht ein Stolperstart?

„Wegen der WM gibt es keine Ausreden für schlechte Leistung“

Bayerns Markenbotschafter hält dagegen: „Wir haben die beste Mannschaft, weil wir den besten Kader haben“, sagt Paul Breitner zur AZ, „aktuell haben wir Verletzte – okay, aber dafür rücken andere Spieler rein. Wo ist das Problem? Auch gegen Wolfsburg werden elf Nationalspieler auf dem Platz stehen.“ Abgesehen von den möglichen Startelfspielern Juan Bernat und Sebastian Rode.

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Doch Guardiola warnt, der Saisonstart werde „sehr gefährlich und sehr, sehr schwierig“. Sein Ziel: „Wenn wir in der Winterpause eine gute Position haben, können wir eine gute Saison spielen.“ Also hilft gegen Wolfsburg nur „laufen, laufen, laufen, zusammen spielen, mit Leidenschaft.“

Gegen den Fluch der Zahlen: Nach den letzten WM-Turnieren, 2010/11 und 2006/07 (das DFB-Team wurde jeweils WM-Dritter), wurden Dortmund und Stuttgart Meister, Bayern Dritter bzw. Vierter. Lediglich 1983 und 2003 (Deutschland jeweils im WM-Finale) holte man den Titel. „Wegen der WM gibt es keine Ausreden für schlechte Leistung“, sagt Breitner, „da haben sich das Bewusstsein der Spieler und die medizinische Betreuung verändert.“ Außerdem hat man ja Pep. Der wurde 2011 mit Barcelona Meister und Champions-League-Sieger. Und das mit sieben Weltmeistern. Geht doch.

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