FC Bayern München holt Herbstmeisterschaft: 68,5 Prozent Meister!

München - Ach, ist das schon durch?", fragte Thomas Müller. Ja, doch! Die Bayern sind Herbstmeister, zum 23. Mal, zum siebten Mal hintereinander. So weit, so üblich. Wen das überrascht, der hebe seine Hand. Doch wer hätte dies Anfang Oktober gedacht? Nach dem siebten Spieltag, als Borussia Dortmund fünf Zähler enteilt war?
Jetzt mal ehrlich! Mit dem 1:0-Arbeitssieg im Frankfurter Schneeregen gegen die Eintracht und dem 2:2 der Leipziger gegen Mainz haben die Bayern acht Punkte Vorsprung auf RB.
Ab dem 9. Oktober reanimierte Ex-Rentner Jupp Heynckes die Bayern, seine vierte Amtszeit gerät zum Triumphmarsch. 13 Spiele, zwölf Erfolge. Das 1:2 in Gladbach vor zwei Wochen ist als Ausrutscher zu verschmerzen. Um die wieder erlangte Dominanz zu verdeutlichen, genügt folgende Gegenüberstellung: In den ersten sieben Spieltagen unter Vorgänger Carlo Ancelotti und Ein-Spiel-Aushilfstrainer Willy Sagnol holten die Bayern 14 Punkte (bei 16:7 Toren), mit Heynckes in acht Ligaspielen 21 Punkte und 19:4 Tore. Lediglich vier Gegentreffer sind Ausdruck der neuen Effizienz.
Das 1:0 in Frankfurt war dafür exemplarisch. Den Siegtreffer erzielte Arturo Vidal per Kopf. Doch der Chilene hatte Glück. Erstens, dass er nach fünf Minuten bei einer (halben) Notbremse nur Gelb und nicht Rot sah. Zweitens, weil er kurz nach der Pause für ein weiteres Foul Gelb-Rot hätte kassieren können – wenn nicht: müssen. "Bei 17 anderen Bundesligisten wäre es Rot gewesen", echauffierte sich Frankfurts Sportvorstand Fredi Bobic: "Die Ohrfeige für den Referee ist, dass der Trainer Vidal eine Minute später auswechselt."
Oder war es einfach clever von Heynckes, der Spieler stets vom Platz holt, wenn sie rot-gefährdet sind? "Natürlich weiß ich, dass Vidal ein heißblütiger Spieler ist", so der Bayern-Trainer.
Zum Jahresabschluss wartet der BVB
"Wir haben mit Jupp den richtigen Mann gefunden. Seit er da ist, ist ein Ruck durch die Mannschaft gegangen", sagte Bayerns Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge am Sonntag und holte zu einem Hinrundenfazit aus: "Wir sind Tabellenführer mit acht Punkten Vorsprung und als einziges deutsches Team noch in der Champions League dabei. Die Fußball-Welt hat sich geändert, aber wir haben gegen Paris gezeigt, dass wir immer noch gewinnen können. Wir haben keinen Scheich, keinen Oligarchen und wir wollen auch keinen."
Zum Jahresabschluss kommt am 20. Dezember der BVB zum Pokal-Achtelfinale. Rummenigge: "Es wärewunderbar, wenn wir weiterkommen. Die Krise in Dortmund kann gerne noch zehn Tage anhalten."
Den inoffiziellen Titel Herbstmeisterschaft nahm Heynckes geradezu beiläufig zur Kenntnis. "Der Punkte-Vorsprung ist sehr erfreulich, aber deshalb schießen wir keine Raketen ab." Der erfahrene Coach warnt: "Wir müssen uns noch in einigen Bereichen verbessern, es gibt noch Spielraum nach oben. Erst dann kann ich zufrieden sein, bis dato bin ich das nicht."
Übrigens: Der Hinrundentitel ist ein gutes Omen. Zu 68,5 Prozent feierte der Herbstmeister am Saisonende auch die Meisterschaft. Lediglich drei Mal (von 22!) wurden die Münchner in der Rückrunde abgefangen. In der Saison 2011/12 überholten Klopps Dortmunder die Bayern noch. Der damals Leidtragende als späterer Vize: Jupp Heynckes. Im Nachhinein kaum zu glauben.