FC Bayern München: Hoffenheimer Sandro Wagner im Interview

Hoffenheim-Star Sandro Wagner spricht in der AZ über das Duell gegen den Ex-Verein, seine Zeit in der Südkurve, Kontakte in die Heimat und soziale Medien. "Keine Lust."
von  Maximilian Koch
Trug auch schon das Bayern-Dress: Hoffenheim-Stürmer Sandro Wagner.
Trug auch schon das Bayern-Dress: Hoffenheim-Stürmer Sandro Wagner. © dpa/imago

München - Der gebürtige Münchner, Sandro Wagner, spielte von 1995 bis 2006 in der Jugend des FC Bayern, danach bei den Amateuren und hatte 2007/08 vier Einsätze in der ersten Mannschaft. Seit 2016 spielt er bei 1899 Hoffenheim.

AZ: Herr Wagner, Sie sind in München geboren, in der Jugend des FC Bayern groß geworden. Am Samstag kehren Sie mit der TSG Hoffenheim als Gegner zurück. Wie eng ist der Kontakt zu Ihrer Heimatstadt noch?
SANDRO WAGNER: Sehr eng, meine Familie lebt ja in München, ich bin mehrere Tage in der Woche dort. München ist noch immer meine Heimat, meine Stadt.

Gibt es zum FC Bayern auch noch Verbindungen?
Ich habe ja mit einigen Spielern aus der aktuellen Mannschaft zusammengespielt, Philipp Lahm etwa oder Thomas Müller. Mit Mats Hummels, Manuel Neuer und Jérôme Boateng bin ich 2009 U21-Europameister geworden.

Das heißt, vor der Partie werden Nachrichten ausgetauscht – und auch die eine oder andere Provokation?
Nein, vor dem Spiel jetzt haben wir keinen Kontakt. Da konzentriert sich jeder auf sich.

Im Sommer gab es Gerüchte, dass Sie vor einer Rückkehr zu den Bayern stehen würden als Back-up für Robert Lewandowski. Was war da dran?
Es gab im Sommer mehrere Anfragen. Aber für mich war sofort klar, dass ich zur TSG möchte. Ich habe diese Entscheidung mit voller Überzeugung getroffen und konzentriere mich auf meine Aufgabe.

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Sind die Bayern in dieser Saison eher zu schlagen als in den vergangenen drei Jahren unter Pep Guardiola?
Die Bayern sind für mich die beste Mannschaft in Europa. Mit Abstand. Das ist schon seit Jahren so. Sie sind auch jetzt wieder gut unterwegs in der Champions League und Erster in der Bundesliga. Es dauert ein- fach ein bisschen, bis sich das entwickelt mit einem neuen Trainer und neuen Spielern. Aber alles in allem: Dieser Klub ist bestens geführt, als Münchner kann man stolz auf den FC Bayern sein.

Sie schwärmen ja richtig. Würden Sie sich als Fan des FC Bayern bezeichnen?
(lacht) Fan ist natürlich ein schwieriges Wort, wenn man Profi bei einem anderen Bundesliga-Team ist. Aber klar: Ich stand früher jahrelang in der Südkurve, ich war Balljunge, habe von Kindesbeinen an selbst dort gespielt. Bayern wird immer mein Verein bleiben, meine Heimat.

Ihre neue sportliche Heimat ist Hoffenheim. Viermal haben Sie schon wieder in der Bundesliga getroffen. Haben Sie mit dem Wechsel von Darmstadt zur TSG alles richtig gemacht?
Es passt gut mit mir und Hoffenheim, aber ich ziehe mein Fazit erst nach Saisonende. Bis jetzt konnte ich jedenfalls meinen Teil dazu beitragen, dass wir so weit oben stehen.

Setzen Sie sich vor der Saison eigentlich eine Marke an Toren, die Sie erreichen wollen?
Nein, das nehme ich mir nicht vor. Ich bin auch keiner, der nur vorne drin steht und auf Vorlagen wartet. Ich arbeite viel nach hinten, versuche, meinen Mitspielern zu helfen. Ich messe mich nicht nur an Toren.

Aktuell liegt Hoffenheim auf Platz drei, sprechen Sie mit Ihren Kollegen schon über den Europacup?
Das ist kein Thema bei uns. Wir wollen das Maximum in jedem Spiel herausholen und dann sehen wir, was am Ende dabei herauskommt. Natürlich muss es unser Ziel sein, nicht wieder gegen den Abstieg zu spielen.

Und was ist am Samstag möglich? Immerhin haben die Bayern einige Englische Wochen hinter sich.
Das sind die Bayern doch gewohnt. Wir werden auf jeden Fall genauso spielen wie zuletzt, genauso offensiv und aggressiv. Wir wollen auch gegen die Bayern Ballbesitz haben. Und dann schauen wir, was wir erreichen können.

Ist es eigentlich ungewöhnlich, mit Julian Nagelsmann einen Trainer zu haben, der jünger ist als so mancher Spieler?
Ich hatte das so tatsächlich noch nicht, wir sind ja nur ein paar Monate auseinander, haben früher in der Jugend gegeneinander gespielt. Aber das Alter ist kein Problem, weil Julian eine unglaubliche Autorität hat. Er ist ein guter Typ, ein sehr guter Trainer. Für mich spielt es keine Rolle, ob ein Trainer 16 oder 60 ist. Sein einziges Problem war früher, dass er immer auf der falschen Straßenseite unterwegs war.

Sie sind die momentan erfolgreichsten Trainer in der Bundesliga: Wie unterscheiden sich Julian Nagelsmann und Carlo Ancelotti?

Sie meinen seine Zeit in der Jugend bei den Löwen?
(lacht) Genau.

Was bei Ihnen auffällt, ist Ihre Zurückhaltung in den sozialen Netzwerken. Manche Spieler twittern täglich, Sie gar nicht. Warum?
Das ist einfach nicht so mein Ding, ich habe keine Lust darauf. Wenn andere Spieler das machen wollen, habe ich damit aber kein Problem.

Auf Medienberatung verzichten Sie auch?
Das brauche ich nicht. Ich versuche authentisch zu bleiben – und kann das selbst regeln.

Damit sind Sie in der heutigen Zeit eher eine Seltenheit. Können Sie die Fans verstehen, wenn Sie echte Typen in der Bundesliga vermissen?
Das kann ich verstehen. Aber man muss auch die Fußballprofis verstehen, wenn sie vorsichtig sind. Heute wird ja auf jede Kleinigkeit geachtet.

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