FC Bayern München: Großes Rätselraten nach dem Debakel beim Audi Cup
München - Zögerlich, schüchtern schlichen die Bayern-Azubis, kollegial verstärkt durch einige Profis wie Franck Ribéry nach Spielende Richtung Südkurve, um sich bei den Fans zu bedanken. Sie ernteten Pfiffe, waren jedoch die falschen Adressaten.
Viele der 66.000 Fans äußerten so ihren Unmut über den Auftritt der Bayern an Tag zwei des Audi Cups. Das 0:2 gegen den SSC Neapel bedeutete die fünfte Pleite im sechsten Testspiel gegen internationale Top-Gegner.
Die ernüchternde Bilanz: Nur ein Sieg aus diesen sechs Vorbereitungsspielen (gegen den FC Chelsea) und ein Remis (gegen den FC Arsenal - im Elferschießen verlor man). Macht 4:14 Tore. Und nun das 0:2 gegen Neapel, bei dem bei Bayern sechs Viertligaspieler und insgesamt neun Bubis unter 20 Jahren zum Einsatz kamen - gelenkt von Oldie Vidal und den Confed-Cup-Siegern Kimmich, Rudy und Süle. Hier gibt's den Liveticker zum Nachlesen.
"Ich verstehe die Pfiffe, wir haben viele Spiele verloren. Aber wir arbeiten daran, in den nächsten Partien erfolgreich zu sein", sagte Trainer Carlo Ancelotti und fügte wie immer recht emotionslos hinzu: "Natürlich sind wir nicht glücklich mit unserer Situation, aber die Saison mit den offiziellen Spielen hat noch nicht begonnen."
Am Samstag dann. Beim Supercup in Dortmund gegen den BVB (20:30 Uhr im AZ-Liveticker). "Ein Spiel, wo es das erste Mal richtig ums Ergebnis geht", mahnte Thomas Müller an. Die Bosse betonten, wie wichtig diese Partie, dieses Saisonvorspiel samt offiziellem Titel sei. "Ein Supercup ist ein deutscher Wettbewerb und kein Testspiel", erinnerte Präsident Uli Hoeneß Spieler und Trainer.
Brazzo muss Wogen glätten
Ancelotti dürfte froh sein, dass dann endlich diese Vorbereitung vorbei ist. Man redet sich Mut zu dieser Tage beim FC Bayern. Wir werden gut in die Saison starten, da bin ich mir sicher", sagte der neue Sportdirektor Hasan Salihamidic am Mittwochabend und versuchte in seiner neuen Funktion, gleich mal Wogen zu glätten: "Man sollte das nicht überbewerten, aber wir wissen, was zu tun ist. In den nächsten Wochen werden wir versuchen noch besser, noch intensiver zu trainieren."
Das 0:2 gegen Neapel war die Konsequenz aus der Aufstellung, weil Ancelotti sämtliche Startelf-Spieler vom Dienstag (zunächst) schonte. Und dennoch war es laut Joshua Kimmich "eindeutig zu wenig, was wir zeigen". Neuzugang Niklas Süle forderte: "Wir müssen natürlich ein anderes Gesicht zeigen."
Deutlicher hatte es Müller nach der 3:0-Vorführung durch Jürgen Klopps FC Liverpool am Vortag, als man streckenweise ein verheerendes Bild abgab, ausgedrückt: "Sie haben uns an der Nase herumgeführt. Der Stachel sitzt tief." Bedient schrieb Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge der Mannschaft und Trainer Ancelotti hinter die Ohren: "Wir müssen schnell die Kurve kriegen, keine Frage."
Aber wie schnell bekommen die Bayern die Kurve? Es sind nur noch zweieinhalb Wochen bis zum Bundesliga-Beginn am 18. August gegen Bayer Leverkusen. Artet das Sommer-Leistungsloch zur ersten Mini-Krise der Saison aus?
Müde, saft- und kraftlos wirkte die Mannschaft. Die Leitfiguren Manuel Neuer, Jérôme Boateng, Arjen Robben fehlen verletzt. Und nun fallen auch noch Neuzugang James Rodríguez sowie Thiago auf unbestimmte Zeit aus. Die körperlichen und spielerischen Mängel sind eklatant. Kein Zug im Spielaufbau ist zu erkennen, keine Harmonie in den Mannschaftsteilen.
"Wir haben jetzt zwei oder drei vor den Bug bekommen, das sollte jetzt das letzte Mal gewesen sein", mahnte Mats Hummels. Denn: "Sonst wird es schwer für uns."
Schon ist einiger Druck im Kessel FC Bayern.
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