FC Bayern München: Genervter Trainer Carlo Ancelotti watscht Kritiker ab
München - Carlo Ancelotti lächelte süffisant. "Das ist absolut normal, wir müssen mit der Kritik leben", sagte der Trainer des FC Bayern über den nach dem Aus in Champions League und DFB-Pokal aufgekommenen Unmut beim Rekordmeister und betonte zugleich: "Ich muss cool bleiben."
Doch statt Coolness strahlte der Italiener vor dem Bundesliga-Spiel beim VfL Wolfsburg am Samstag (18:30 Uhr/Sky und im AZ-Liveticker), in dem der FC Bayern vorzeitig und zum 27. Mal deutscher Meister werden kann, Kälte aus. Ja, er verstehe die Kritik, betonte Ancelotti, doch sein leerer Blick ließ ebenso anderes vermuten wie der ständige Griff zum Mikrofon, an dem er sich wie an einem Rettungsring festzuklammern schien.
Ancelotti, schwarzer Anzug zum Polohemd, hätte es sich leicht machen und auf die Rückendeckung von Karl-Heinz Rummenigge verweisen können. "Carlo ist ein sehr guter und erfahrener Trainer. Seine Vertragslaufzeit ist bekannt, und darüber wird nicht diskutiert", sagte der Vorstandschef der Bild. Der Vertrag von Ancelotti läuft bis 2019.
Ancelotti: "Das ist nicht wahr"
Rummenigges Aussage, betonte der Coach aber, sei für ihn "nichts Neues". Der Boss und Präsident Uli Hoeneß unterstützten ihn, "sie vertrauen mir und ich vertraue meinem Klub", sagte Ancelotti. Zumindest an Hoeneß' Treue hatte es in den vergangenen Tagen aber Zweifel gegeben.
Laut Bild ist er sauer wegen des angeblich zu laschen Trainings, vom "unfittesten Team aller Zeiten" sei die Rede gewesen. "Das", betonte Ancelotti, "ist nicht wahr." Die Spieler seien glücklich mit den Einheiten, "und selbst, wenn sie nicht glücklich wären: Es wird sich nichts ändern. Das ist meine Philosophie, mein Stil." Ende der Durchsage.
Allerdings, gab der ungewohnt strenge Coach in angespannter Atmosphäre am Freitag zu, sei auch er "nicht zufrieden mit dieser Saison". Das Aus im DFB-Pokal gegen Borussia Dortmund (2:3) nehme er auf seine Kappe, jetzt gelte es, "die Bundesliga so schnell wie möglich" zu gewinnen. "Danach, wenn der Ball ruht, können wir über die nächste Saison diskutieren und Anpassungen vornehmen, um besser zu sein."
Hummels sieht Parallelen zu 2012
Rummenigge riet dabei zu "Ruhe und Rationalität". Noch vor zwei Wochen "standen wir mit Note 1+ da", betonte er. Dann sei der Triple-Traum wegen einer Verquickung unglücklicher Umstände (Verletzungen, Schiedsrichterentscheidungen, Pech) geplatzt. In der Nacht nach der bitteren Pleite gegen den BVB habe er "keine Minute geschlafen", berichtete der angeschlagene Chef, aber: Eine Analyse werde es erst nach der Saison und auf dem Transfermarkt "keine verrückten Dinge" geben.
"Wir werden uns von der Öffentlichkeit nicht in etwas hineinjagen lassen", betonte er. Weltmeister Mats Hummels erwartet jedoch, "dass da wieder richtig was vorangetrieben wird". Er vergleicht die Lage mit der, die Dortmund "mit dem Double 2012 ausgelöst" habe.
Damals holten die Bayern gleich sechs gestandene Profis wie Dante oder Mario Madzukic sowie Javi Martínez, der mit 40 Millionen Euro Ablöse bis heute teuerste Transfer - am Ende der Saison stand das Triple. Rummenigge ließ durchblicken, dass nach den Hoffenheimer Nationalspielern Niklas Süle und Sebastian Rudy weitere Spieler kommen werden.
"Man braucht sich keine Gedanken über die Zukunft des FC Bayern zu machen", sagte er im Vereins-TV, "wir werden auch im nächsten Jahr eine gute, schlagkräftige Mannschaft haben, die um die Titel nicht nur mitspielen, sondern sie dann auch gewinnen wird."
Julian Brandt, Alexis Sanchez und Marco Verratti werden gehandelt. Am Donnerstag gab der FC Bayern zunächst die feste Verpflichtung der bisherigen Turiner Leihgabe Kingsley Coman bis 2020 bekannt, am Freitag folgte die Vertragsverlängerung mit Thiago bis 2021. "Ich bleibe hier, bis ich die Champions League gewonnen habe", sagte der Spanier.