FC Bayern München: Frank Ribéry und Joshua Kimmich - das neue Erfolgsduo
Hamburg - Thiago, Ribéry, Kimmich – drei Stationen, zwei Vorbereiter, ein konsequenter Abschluss – und drin das Ding. 1:0 in der 88. Minute. Fertig war der Hamburger SV, und damit auch deren Coach Bruno Labbadia, mit einer Nacht Verzögerung. Eingeschweißt wurde der bislang knappste Bayern-Erfolg der Saison vom Torjäger des Monats September, von Joshua Kimmich, dem Bayern-Profi mit den meisten Ballkontakten und den meisten Torschüssen am Samstag. Dem Retter eines mühsamen Erfolgs.
„Der Ball ist noch mal aufgesprungen und mir schoss durch den Kopf: Den darfst du jetzt nicht vermasseln! Denn danach wäre ja nicht mehr lange zu spielen gewesen“, erzählte Kimmich und reflektierte die Szene: „Zum Glück hatte ich nicht viel Zeit, nachzudenken, weil der Ball von Franck relativ fest ankam. Ich habe dann die Breitseite hingehalten und zum Glück war er drin.“ Der 21-Jährige war der gefragteste Bayer nach dem komplizierten Kick in Hamburg, wurde von Medien-Termin zu Medien-Termin geführt. „Och nö“, entfuhr es ihm, als er zum x-ten TV-Interview gebeten wurde.
Knipser Kimmich
Die Frage-Runden absolvierte er höflich, mit leiser Stimme. Denn ganz geheuer ist ihm der intensivere Rummel um seine Person noch nicht. Ist ja auch für alle Beteiligten ungewöhnlich. Treffen Robert Lewandowski oder Thomas Müller wie am Samstag nicht, ist ja noch Knipser Kimmich da. Nach seinem Erfolgserlebnis im WM-Qualifikationsspiel gegen Norwegen (3:0), seiner Premiere als Nationalelf-Torschütze, kamen weitere drei Treffer hinzu, eines in der Bundesliga beim FC Schalke (2:0) und ein Doppelpack in der Champions League gegen FC Rostow (5:0). Torjäger? Dagegen wehrt er sich. „Ein Torjäger bestätigt seine Qualitäten über Wochen hinweg“, entgegnet Kimmich, der sich am Sonntag mit dem Hinweis „Teilzeitgolagetter“ auf Facebook beim Entenfüttern präsentierte, „bei mir waren es jetzt nur zwei, drei Spiele, in denen ich getroffen habe.“
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Kneifer Ribery wieder im Glück
Einer knipst – einer kneift. Kimmich hätte nicht seinen großen Moment bekommen, wäre der Vorlagengeber zuvor vom Platz gestellt worden. Franck Ribéry hatte wieder einmal einen Aussetzer. In der 61. Minute für Landsmann Kingsley Coman eingewechselt, lieferte er sich zwölf Minuten später ein Scharmützel mit Nicolai Müller. Im Vorbeilaufen kniff der 33-Jährige dem HSV-Profi ins Gesicht.
Schiedsrichter Felix Zwayer zeigte nur Gelb. Gnädig! Ex-Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer in „BamS“: „Felix Zwayer wertet die Aktion nicht als Tätlichkeit, sondern als Unsportlichkeit. Damit ist die Gelbe Karte regeltechnisch aus meiner Sicht zu vertreten.“ Dagegen meinte Ex-Referee Markus Merk bei „Sky“: „Wenn ein Spieler seinem Gegner so ins Gesicht greift, ist das für mich eine Rote Karte.“ Schließlich ist Ribéry auf dem Radar der Unparteiischen – als Wiederholungstäter. Und wiederholt im Glück. Siehe DFB-Pokalfinale im Mai, als er BVB-Profi Castro den Ringfinger ins Auge drückt – kein Platzverweis. Oder Mitte August, als er im Supercup nach Dortmunds Felix Passlack mit dem Ellenbogen ausschlägt – wieder Glück in Gelb.
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„Das war erneut eine völlig unnötige Aktion. Ich frage mich, ob es nicht sinnvoll wäre, als Schiedsrichter gegenüber Ribéry auch einmal ein Ausrufezeichen zu setzen“, meinte Kinhöfer, „denn wenn man sich die vergangenen Wochen anschaut, dann sehe ich nicht, dass er sich lernfähig zeigt. Es gab mehrfach Szenen, in denen er übereifrig oder sogar aggressiv war.“ Unterm Strich bleibt: Die letzte Entscheidung liegt stets im Ermessens-Spielraum des Schiedsrichters. Während es von Mats Hummels einen Rüffel („Es ist immer fragwürdig, wenn die Hand im Gesicht ist“) gab, nahm es das Opfer Müller mit Humor: „Franck wollte mir wohl den Bart streicheln. Solche Scharmützel gehören dazu.“