FC Bayern-München: Diese Aufgaben muss Jupp Heynckes lösen

München - Es juppt wieder! Exakt 1588 Tage nach seiner Abschieds-Pressekonferenz am 4. Juni 2013 kehrt Jupp Heynckes am Freitag auf das Podium der Allianz Arena zurück. Der 72-Jährige wird um 11.30 Uhr als Übergangstrainer des FC Bayern vorgestellt – und als großer Hoffnungsträger, die Saison nach einem Fehlstart noch zu retten.
"Meine Hochachtung vor diesem Schritt könnte nicht größer sein", sagte Heynckes’ früherer Mitspieler Günter Netzer der Welt am Sonntag. Gemeinsam mit seinen Co-Trainern Hermann Gerland und Peter Hermann, der für eine Millionenablöse aus Düsseldorf geholt wurde und in Bild von einer "Herzensangelegenheit" sprach, Heynckes zu folgen, leitet der neue alte Coach um 15.30 Uhr das erste Training. Bereits am Sonntagnachmittag landeten Heynckes und Hermann in München.
Welche Aufgaben Heynckes, der bis Saisonende im Hotel wohnt, bei seiner vierten Trainermission in München bewältigen muss: Die AZ gibt einen Überblick.
Sicherheit zurückbringen: Wie sehr das Selbstvertrauen der Bayern angeknackst ist, wurde zuletzt in Berlin deutlich. Das erste Gegentor beim 2:2 habe die Mannschaft "verunsichert", gab Mats Hummels zu. Wie bitte? Die Mia-san-Mia-Bayern lassen sich so leicht aus der Bahn werfen? Das Team wirkt aktuell schlagbar wie lange nicht, weniger als die 14 Punkte nach sieben Spielen holte Bayern zuletzt 2010/11 unter Louis van Gaal. Heynckes muss seine Stars aufrichten – da wäre ein Heimsieg am Samstag gegen Freiburg ganz praktisch.
Für Frieden sorgen: In der Mannschaft gab es zuletzt schlechte Stimmung – etwa bei Robert Lewandowski – und zwei Lager: die Ancelotti-Anhänger (unter anderem Thiago und James) und die Gegner des Trainers (etwa Thomas Müller, Arjen Robben, Franck Ribéry, Jérôme Boateng). Heynckes besitzt dank seiner großen Erfolge die Autorität, beide Seiten zusammenzubringen. Dabei helfen ihm auch seine Spanischkenntnisse. "Er hat absolutes Fingerspitzengefühl", sagt Boateng.
Die Bosse vereinen: Ähnlich unharmonisch wie das Team wirkte in den vergangenen Monaten auch die Vereinsspitze. Präsident Uli Hoeneß und Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge vertraten oft konträre Meinungen, sorgten so immer wieder für Unruhe. Heynckes, der mit Hoeneß und Rummenigge gut kann, nimmt nun eine Vermittler-Rolle ein.
Eine Stammelf finden: Heynckes-Vorgänger Ancelotti übertrieb es im bisherigen Saisonverlauf mit der Rotation, Höhepunkt: das Spiel in Paris. Die Mannschaft braucht nach den Rücktritten von Philipp Lahm und Xabi Alonso Halt, einen festen Stamm an Spielern. Heynckes wird diesen Plan verfolgen – mit einer eingespielten Viererkette (Alaba, Boateng, Hummels, Kimmich), Javi Martínez im defensiven Mittelfeld, Robben, Müller und Robert Lewandowski in der Offensive. Rotation? Nur vereinzelt.
Defensive stabilisieren: Zehn Gegentore nach zehn Pflichtspielen: So anfällig waren die Bayern vor neun Jahren unter Jürgen Klinsmann. Woran liegt’s? Sicher an der Verletzung von Manuel Neuer, der von Sven Ulreich nicht überzeugend vertreten wird. Außerdem kritisch: Die Bayern haben Probleme beim Umschalten, orientieren sich nach Ballverlust nicht schnell genug nach hinten. Auch deshalb wäre eine Martínez-Versetzung ins zentrale Mittelfeld sinnvoll. Im Triple-Jahr schaffte es Heynckes, dass die gesamte Mannschaft defensiv schuftete. Darum geht es jetzt wieder.
Fitness verbessern: Ancelottis Training war wenig abwechslungsreich, vielen Spielern zu lasch. Heynckes muss an der Fitness arbeiten – wie in der Vergangenheit schon. "Wir haben sehr gut unter ihm trainiert", sagt Boateng.
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