FC Bayern München: Deshalb funktionierte es gegen RB Leipzig nicht

Leipzig - Nach dem Kaltstart lief Timo Werner gegen den FC Bayern heiß - bis sein Körper streikte. Wenige Minuten nach seinem umjubelten 2:1 (1:1)-Siegtreffer gegen den designierten deutschen Meister beugte sich der bei Minusgraden früh eingewechselte Nationalstürmer von RB Leipzig erschöpft über eine Werbebande. Die Lunge brannte, der Oberschenkel zwickte.
Bevor Werner laut RB-Trainer Ralph Hasenhüttl vom "Mann mit dem Hammer" erwischt wurde, hatte er beim Torjubel selbst die Axt ausgepackt. Die Geste war eine Anspielung an ein teamintern beliebtes Computerspiel, "bei dem man nur mit einer Axt auf der Welt landet und sich durchkämpfen muss", äußerte der 22-Jährige hinterher: "Der Jubel war an das Spiel angelehnt."
Denn Leipzig kämpfte den großen FC Bayern mit viel Herzblut nieder und feierte im fünften Duell mit dem Branchenprimus endlich den ersten Sieg. Und Werner erzwang förmlich das Ende seiner 543-minütigen Bundesliga-Torflaute. "Der Sieg war sehr wichtig, nicht nur weil es gegen die Bayern ging. Wir sind jetzt wieder dran an den Champions-League-Plätzen", sagte Werner. Hasenhüttl belohnte sein Team für den Prestigesieg mit zwei trainingsfreien Tagen.
Werner beweist gegen Bayern seine große Klasse
Werner machte sich dagegen mit breiter Brust auf zur Nationalmannschaft. Beim Treffer zum 2:1 (56.) bewies er seine ganze Klasse, die auch die Bayern-Bosse genau registriert haben dürften: perfekte Ballmitnahme, explosiver Sprint, wuchtiger Abschluss. "Wenn wir Timos Geschwindigkeit gut ausspielen, ist er eine Waffe", meinte Ersatz-Kapitän Diego Demme.
Nach 83 Minuten durfte der früh für den verletzten Marcel Sabitzer eingewechselte Werner begleitet von lauten "Timo, Timo"-Rufen wieder vom Feld. Sabitzer erlitt einen Bänderriss im Sprunggelenk und fällt wochenlang aus. Im Duell der beiden einzig verbliebenen deutschen Europacup-Teams hatten beide Trainer voll auf Rotation gesetzt - mit dem überraschend besseren Ende für den Neuling auf internationaler Bühne.
Drei Mal die Note fünf: Der FC Bayern in der Einzelkritik
RB-Sportdirektor Rangnick kostet Sieg gegen Bayern aus
Auch für Bayern-Coach Jupp Heynckes hatte der "überragende Gegner" gegen pomadige Münchner verdient gewonnen. Ein Grund war auch die System-Umstellung bei RB auf eine Abwehrkette mit drei Innenverteidigern, die der Vizemeister vorher nur einmal trainiert hatte. "Wir wollten etwas anderes ausprobieren, uns aber nicht mit einer Fünferkette hinten reinnageln, denn gegen so ein System spielen die Bayern jede Woche", sagte RB-Trainer Hasenhüttl.
Und so agierten die Außenverteidiger Bruma und Konrad Laimer sehr offensiv und aggressiv, was München vor Probleme stellte. "Das war richtig geil", sagte Demme, "wir haben 70 Minuten Vollgas-Pressing gespielt und die Bayern nicht zur Entfaltung kommen lassen."
Sehr zur Freude von Sportdirektor Ralf Rangnick, der den Prestigesieg seines Projekts RB über die Nummer eins im deutschen Fußball genüsslich auskostete. "Die Bayern zu schlagen war noch nie so verdient wie heute", meinte Rangnick. Das gebe Rückenwind für den Kampf um die Champions-League-Plätze und das Viertelfinale in der Europa League gegen Olympique Marseille: "Wer daheim gegen Bayern gewinnt, warum soll der nicht auch gegen jeden anderen Gegner gewinnen?"
Verrückt: Der deutsche Rekordmeister läuft in Leipzig immer wieder ins offene Messer, RB fährt gefährliche Konter in Serie. Der Sieg fällt nur nicht höher aus, weil RB seine Chancen nicht konsequent genug ausspielt. Rangnick gegenüber der Bild: "Wir hatten in der ersten Halbzeit 13:1 Torschüsse, das sagt gegen Bayern schon einiges aus."
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