FC Bayern München der Party-Crasher von Istanbul

Istanbul/München - Die türkische Party wurde jäh gestoppt. Den Stecker zog Polizist Thiago, der im zu laut feiernden Hause Besiktas deutlich machte: Mit uns nicht! Sonst Spielmacher, diesmal Spielverderber. 18 Minuten waren gespielt im "Vodafone Park", einer dank der feurigen-fröhlichen Fans von Besiktas lautesten Arenen Europas, als Thomas Müller aus dem Halbfeld elegant und punktgenau Thiago mit einer Flanke versorgte, der den Ball direkt ins Tor drückte.
1:0 für die Bayern, die knapp 40.000 Anhänger der Gastgeber verstummten. "Das ist eine Atmosphäre, die es in ganz wenigen Stadien Europas gibt", sagte Bayern-Trainer Jupp Heynckes im ZDF anerkennend. Und Müller meinte: "Wenn die Pfiffe kamen, war schon ein bisschen Druck auf dem Trommelfell." Hier gibt's die Partie im Liveticker zum Nachlesen!
Dabei hatte schon das 5:0 im Achtelfinal-Hinspiel die Stimmen eher verätzt, denn geölt. Erst war's ohrenbetäubend, dann regelten die Bayern selbst die Lautstärke runter. Nach der Pause spielten sogar die Gastgeber selbst den Party-Breaker. Eine Rafinha-Flanke bugsierte Gökhan Gönül ins eigene Tor – das 2:0 für die Bayern.
Einzelkritik: Bayern siegt in Istanbul und zieht ins Viertelfinale ein
Natürlich wurde man dann nachlässiger und vorsichtiger in der Zweikampfführung. Also durfte Vágner Love nach Patzer von David Alaba für Besiktas zum 1:2 verkürzen. Bayerische Nächstenliebe. Bayerns Wagner, der Sandro, erhöhte noch auf 3:1.
"Wir wollten konzentriert spielen, hatten aber ein paar einfache Ballverluste und Stockfehler", monierte Jérôme Boateng. Müller sah in der zweiten Halbzeit ein "wildes Spiel". Es habe sich "nicht wirklich super angefühlt". Hier gibt's die Stimmen zum Spiel!
Coach Heynckes wollte mit seinen Stars allerdings nicht allzu kritisch umgehen. "Dass man bei einem Zwischenstand von 7:0 nicht ganz so konzentriert spielt, ist menschlich", sagte er. Das Champions-League-Viertelfinale souverän eingesackt, können die bayerischen Party-Crasher schon am Sonntag den ersten Titel der Saison einfahren: die Meisterschaft, Nummer sechs hintereinander.
Bayern-Gegner: Alles Jahre wieder gegen Real?
Dann dürften allerdings Dortmund (gegen Hannover) und Schalke (in Wolfsburg) tags zuvor nicht gewinnen. Viel wichtiger für die Bayern dürfte der Freitag-Termin sein. Denn dann wird das Viertelfinale gelost. Noch im Topf als mögliche Gegner: Manchester City, Real Madrid, Juventus Turin, FC Liverpool, AS Rom, FC Sevilla und der FC Barcelona.
Kriegen die Bayern Klopp (Liverpool) oder Pep (City)? Ein vergleichsweise einfaches Los (Sevilla/Rom) oder heißt es: Alle Jahre wieder gegen Real? "Die Topfavoriten wünscht man sich vielleicht erst ganz am Schluss, aber wir nehmen es, wie es kommt", sagte Müller.
Die Besiktas-Spieler hatten im Gegensatz zu ihren Fans nicht gezeigt, dass sie wirklich brennen, zumindest auf ein ehrenhaftes Ergebnis. Die aktuelle Saison der Königsklasse ist abgehakt, man konzentriert sich als Tabellenzweiter auf die Qualifikation für kommende Spielzeit.
Historische Bestmarke von Heynckes
Für die Bayern, die noch in der Nacht nach München zurückflogen, war es bis auf die verletzungsbedingte Auswechslung von Torschütze Thiago eine lockere Dienstreise an den Bosporus. Man sei ja nicht "zum Sightseeing" da gewesen, sagte Müller, "es ist ein Champions-League-Achtelfinale".
Das lebte auch Trainer Heynckes vor, der bis auf Joshua Kimmich seine Top-Elf brachte. Sein Motto: "Du musst immer bereit sein, unabhängig vom ersten Ergebnis, das Spiel gewinnen zu wollen."
40 Stunden Istanbul, herrliches Frühlingswetter, ein Auswärtserfolg und ein Rekord. Heynckes sicherte seinen elften Sieg in der Königsklasse hintereinander – eine historische Bestmarke. Damit überholt er Carlo Ancelotti und Louis van Gaal (jeweils zehn Erfolge).