FC Bayern München: Der neue Chefcoach Niko Kovac zeigt Kante

Niko Kovac auf Touren: Der neue Chefcoach des FC Bayern legt einen souveränen Start hin, er verspricht "Leidenschaft und Fortschritt". Peter Hermann bleibt überraschend Co-Trainer.
von  Maximilian Koch
Mit Niko Kovac erhoffen sich die Bayern wieder eine ruhigere Saison – nach dem Rauswurf von Carlo Ancelotti und der Interims-Übernahme von Jupp Heynckes holten die Bayern am Ende "nur" die Meisterschaft.
Mit Niko Kovac erhoffen sich die Bayern wieder eine ruhigere Saison – nach dem Rauswurf von Carlo Ancelotti und der Interims-Übernahme von Jupp Heynckes holten die Bayern am Ende "nur" die Meisterschaft. © sampics/Augenklick

München - Hatte Niko Kovac seinen Cowboyhut irgendwo draußen vergessen? Auf dem Beifahrersitz seines Wagens vielleicht, den er zuvor vor den Eingang der Allianz Arena gesteuert hatte? Und wo war eigentlich sein Revolver? Diese Fragen drängten sich auf, als der neue Trainer des FC Bayern am Montag auf dem Podium der Allianz Arena saß und offiziell vorgestellt wurde.

Eine Stunde vor High Noon zwar und im feinen Anzug anstelle von Weste und Halstuch – aber doch mit der Treffsicherheit eines Western-Helden, was seine Aussagen anging. "Ich habe als Trainer jetzt eine Kerbe im Colt", sagte Kovac – und meinte damit das gewonnene Pokalfinale mit Ex-Klub Eintracht Frankfurt gegen die Bayern Ende Mai: "Ich hoffe mal, dass da noch die eine oder andere dazukommt." (Hier gibt's Bilder von der "neuen" Allianz Arena)

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Niko Kovac: Ein Mann der klaren Worte

Peng! So hatten sich die Bayern-Bosse das wohl ausgemalt mit dem Nachfolger von Jupp Heynckes: Kovac (46), der von 2001 bis 2003 selbst für Bayern gespielt hatte, präsentierte sich bei seinem ersten Auftritt ziemlich souverän, eloquent, selbstbewusst. Und er feuerte gleich zu mehreren Themen klare Botschaften raus. Die AZ gibt einen Überblick...

Das Thema Co-Trainer

Bekannt war bereits, dass Kovac seinen Bruder Robert, von 2001 bis 2005 ebenfalls Spieler bei Bayern, als Co-Trainer mit nach München bringen würde. Überraschend gehört nun auch Peter Hermann (66), der langjährige Heynckes-Assistent, weiter zum Trainerteam. Aus "privaten Gründen" beginne Hermann seine Arbeit erst am 1. September, sagte Kovac. Zuvor kümmert sich der Co-Trainer aber bereits um die Nationalspieler. Ursprünglich hatte Hermann geplant, aufzuhören. Gut für Kovac, dass sich der erfahrene Assistent umentschieden hat.

Servus, Niko! Neuer Trainer fängt beim FC Bayern an

Das Thema Transfers

"Der FC Bayern hat einen sehr starken Kader", sagte Kovac. "Wir haben 22 Spieler und drei Torhüter. Ich möchte zusehen, dass wir diese Spieler halten können." Robert Lewandowski und Jérôme Boateng sollen bleiben, zu den Wechselkandidaten Thiago und Arturo Vidal äußerten sich Kovac und Sportdirektor Hasan Salihamidzic nicht. Und was ist mit Ante Rebic (24), dem Kroaten-Stürmer, den Kovac in Frankfurt zu einem Top-Spieler geformt hat? Der Coach schmunzelte. Rebic sei ein "toller Spieler", so Kovac, "er steht jeder Mannschaft gut zu Gesicht." Den Bayern also auch. "Er ist ein wirklich guter Spieler", sagte Salihamdizic. Aber man habe halt auch "einen wirklich guten Kader". Abwarten. Die Personalie Rebic könnte nach der WM heiß werden.

Das Thema Renato Sanches

Der bislang so enttäuschende Portugiese (20), der zuletzt an Swansea City ausgeliehen war, soll sich unter Kovac neu beweisen. "Er ist ein junger Spieler, der aus einem anderen Land kommt", sagte der Trainer. "Ich werde versuchen, ihn zu integrieren, damit er sich wohlfühlt." Sanches' Qualitäten seien unbestritten, so Kovac: "Ich wünsche mir, dass er den Kampf annimmt."

Das Thema Taktik

"Wir werden sehr intensiv mit Niko trainieren und frischen Wind hier reinbringen", sagte Salihamidzic. Das gilt auch für die Spielweise. Seit der Amtszeit von Louis van Gaal (2009 bis 2011) agiert Bayern in einem ähnlichen System, mit vier Verteidigern und schnellen Außenstürmern. "Wir wollen diesen Spielstil beibehalten, aber auch modifizieren", kündigte Kovac an. So könne es auch mal während einer Partie taktische Veränderungen geben: "Wir müssen reagieren können und das eine oder andere einstudieren." Heißt: Kovac wird wie in Frankfurt die Dreierkette üben lassen, man erlebt wohl auch mal die Konter-Bayern.

Das Thema Motivation

Kovac ist im Arbeiterbezirk Berlin-Wedding aufgewachsen, er sagt: "Das hat mich geprägt, ich arbeite viel und gerne." Seine Spieler müssen ihm nun folgen. "Ich erwarte absolute Leidenschaft, Ehrgeiz und Fortschritt", sagte Kovac über die WM-Fahrer, die in Russland Enttäuschungen erlebt haben. Neue Motivation – altbekannte Ziele. Er wolle keine Anzahl an Titeln vorgeben, sondern "jeden Einzelnen besser machen", so Kovac: "Wenn wir das schaffen, sehe ich die Möglichkeit, den ein oder anderen Pokal zu holen". Es darf nicht bei einer Kerbe am Kovac-Colt bleiben.

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