FC Bayern München: Das sagt Ottmar Hitzfeld über Hasan Salihamidzic
München - Nicht Philipp Lahm, nicht Max Eberl - der Auserwählte als Sportdirektor im dritten Anlauf heißt also Hasan Salihamidzic. Nur dritte Wahl als Nachfolger von Matthias Sammer, der sich im Juli 2016 auf eigenen Wunsch verabschiedet hatte?
Mit der kleinen Lösung Brazzo setzt der FC Bayern auf einen blutigen, aber wiss- und erfolgsbegierigen Anfänger. Hat nicht auch Hoeneß aus dem Stand nach dem verletzungsbedingten Ende seiner Laufbahn 1979 das Jobprofil des Bundesliga-Managers erfunden?
Solche (Helden-)Geschichten lieben sie an der Säbener Straße: Wie Phönix aus der Asche. Oder von ganz unten nach ganz oben. Schon von Kindesbeinen an wurde Hasan "Brazzo", das Bürschchen, genannt. Die Verniedlichung nahm der am 1. Januar 1977 im bosnischen Jablanica Geborene stets gerne in Kauf. Man wird im Leben ja lieber unterschätzt als überschätzt.
Während des Bosnienkriegs 1992 schickten seine Eltern den damals 15 Jahre jungen Hasan zu Verwandten nach Hamburg. Alleine. Er kam als Flüchtling in die Jugendabteilung des HSV, setzte sich durch, wurde Profi. Neun Jahre FC Bayern, vier Jahre Juventus Turin, zum Ende der Karriere VfL Wolfsburg.
Er golft jetzt
Dann Unternehmer, ZDF-Experte, Markenbotschafter. Fünf Jahre kickt er schon nicht mehr. Er golft jetzt. Zuletzt im Mai mit Thomas Müller und Philipp Lahm. Künftig nicht mehr so oft. Er ist nun Müllers Vorgesetzter.
Dienstag war Tag eins im neuen Leben des Hasan S., sein erster Arbeitstag als Sportdirektor. Die Säbener Straße wird sein neues Zuhause sein, im Grunde könnte er sein Privatdomizil räumen. "Ich werde 24 Stunden, sieben Tage die Woche für die Spieler da sein", hatte der 40-Jährige bei seiner Vorstellung angekündigt.
Brazzos Ziel: "So viele Titel gewinnen, wie es gibt!" Das Nachmittagstraining am Montag verfolgte Salihamidzic von einem der Balkone des Leistungszentrums, vom Matthias-Sammer-Gedächtnisplatz.
Schon am Dienstag beim Audi Cup stand er in der Verantwortung. Sein erster Einsatz als Sportdirektor auf der Bank, in Tuchfühlung zu den Spielern und Trainer Carlo Ancelotti, der ihn zwar "herzlich Willkommen" hieß, aber auf seine typische knorrige Art und Weise im selben Atemzug klarstellte, dass es letzte Saison an nichts gefehlt habe. Sie werden sich arrangieren.
"Zum Wohle der Mannschaft"
Für Ottmar Hitzfeld, Bayern-Trainer von 1998 bis 2004 sowie von 2007 bis 2008, ist es "eine sehr gute, eine erfolgversprechende Lösung", wie er der AZ verriet. Laut dem 68-Jährigen sprechen "viele Faktoren für ihn". Und zwar: "Mit Hasan hat man eine Bayern-Ikone verpflichtet, der den Verein in- und auswendig kennt, der in München viele Erfahrungen gesammelt hat. Er hat den FC Bayern verinnerlicht und gelebt. Er ist ein Teamplayer, kann Menschen mitnehmen, für eine Sache begeistern."
Für Hitzfeld ist der immer gut gelaunte Brazzo "nicht nur der Kumpeltyp, er strahlt auch Autorität aus. Wenn er etwas im Kopf hat, dann muss es raus. Und auch als Spieler konnte schon mal sehr böse, sehr direkt und kritisch sein - immer zum Wohle der Mannschaft."
Hitzfeld und Salihamidzic kamen 1998 gemeinsam zu Bayern, der eine vom Sportdirektoren-Posten in Dortmund, der andere aus Hamburg. "Ich habe sofort gemerkt, wie präsent er auf dem Platz war, wie sehr er diese Chance nutzen wollte", erzählt Hitzfeld, "als feinfühliger Mensch war Hasan anfangs etwas zurückhaltender, wurde aber durch seine Leistungen ein Antreiber, ein Leader, ein Motivator".
Nun arbeitet Salihamidzic in einem anderen Spannungsfeld, muss Druck auf Spieler, vielleicht sogar den Trainer ausüben, Konflikte moderieren. Kann er das? "Mit Uli Hoeneß und Kalle Rummenigge hat Salihamidzic zwei Lehrmeister, die ihm vieles vermitteln können, von denen er noch viel lernen kann", sagt Hitzfeld, "Hasan wird sich schnell einarbeiten, er ist sehr anpassungsfähig. Er wird in die Aufgabe hineinwachsen und mit den Spielern schnell per du sein."
Ganz wie Hoeneß eben.