FC Bayern München: Das sagt Karl-Heinz Rummenigge über die Zukunft des Fußballs
München - "Ich hoffe, dass die Deutsche Fußball Liga die 50+1-Regel freigeben wird. Wahrscheinlich würden Leitplanken eingebaut, welcher Natur auch immer, der Übergang soll sanft gestaltet werden", sagte der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern in einem Interview des Magazins GQ.
Der 62-Jährige gewährt dabei nicht nur einen exklusiven Blick in sein Büro in der Säbener Straße, sondern spricht vor allem über die Zukunft des Fußballs. Er erklärt, warum die TV-Rechte bald explodieren, wie er zur 50+1-Regel und dem Financial Fairplay steht, wo die moralischen Grenzen beim Talentscouting liegen.
Karl-Heinz Rummenigge über...
...Gelder für TV-Rechte in der Bundesliga: "Sie werden noch explodieren. (…) Die wichtigsten Player sind noch gar nicht im Spiel. Die amerikanischen Unternehmen wie Apple, Amazon, Netflix, die kommen alle noch. (…) Denn für diese Unternehmen ist es doch nicht entscheidend, ob das Recht 500 Millionen oder eine Milliarde Euro kostet. Für die ist doch nur entscheidend: Ist das Recht exklusiv und hilft es bei meiner Verbreitungsstrategie? (...) Und die ersten der neuen Player sind unterwegs: Eurosport, Amazon, DAZN. Man kann sagen, die sammeln erste Erfahrungen, um sich dann später stärker und gezielter zu engagieren. Wenn sie voll einsteigen, werden die Preise in die Höhe schießen."
...Financial Fairplay: "Die europäische Politik muss dem Fußball helfen. (...) Die Uefa muss eine Modernisierung des Financial Fairplay durchsetzen. (…) Es war eigentlich ein gutes Finanzkontrollwerkzeug, das da erfunden wurde. Man hätte es bloß strikt und stringent einsetzen müssen. Strikt und stringent heißt: Jeder, der dagegen verstößt oder mit Tricksereien anfängt, ich sage es jetzt drastisch, kriegt auf die Hörner. Das ist leider nie passiert. Diesen Vorwurf muss sich die Uefa gefallen lassen."
Rummenigge: "Ein Topstar ist leichter zu refinanzieren"
...den ersten möglichen 100-Millionen-Euro-Transfers des FC Bayern: "Dann, wenn es notwendig ist. (…) Wir kommen aus Zeiten, in denen das alles unvorstellbar war. Heute müssen wir auch so eine Entscheidung treffen, müssen analysieren und bewerten. Die Kernfragen sind: Macht es sportlich Sinn, und ist es refinanzierbar? Ein Topstar ist dabei leichter zu refinanzieren als ein Durchschnittsprofi. Man verkauft mehr Trikots vom Topstar, und er steht generell mehr im Fokus, was dazu führen kann, dass der Verein damit auch für Sponsoren interessanter wird. (…) Die Qualität auf dem Platz, die kann man bei einem Superstar nicht diskutieren. Aber die Dinge, die du dir mit ihm auch noch einkaufst, die müssen wir in der Zukunft sicherlich ein Stück mehr berücksichtigen."
..die viel diskutierte 50+1-Regel: "Ich bin da nicht so entschieden dagegen oder ängstlich. Ich denke, jeder Verein sollte für sich selbst entscheiden, ob er sich für Investoren öffnet, wie weit er sich für Investoren öffnet oder ob er sich gar nicht öffnet. (…) Beim FC Bayern ist ohnehin laut Vereinssatzung festgelegt, dass maximal 30 Prozent der Anteile veräußert werden dürfen. (...) Ich hoffe, dass die Deutsche Fußball Liga die 50+1-Regel freigeben wird. Wahrscheinlich würden Leitplanken eingebaut, welcher Natur auch immer, der Übergang soll sanft gestaltet werden."
Rummenigge: "Auch wenn die ganze Welt nach Messi 2 sucht"
...den anhaltenden Erfolg des FC Bayern in der Bundesliga: "Mir wäre auch mehr Konkurrenz lieber, aber es ist für die anderen Vereine in der Liga nicht einfacher geworden. Wir haben eine unglaubliche Qualität in der Mannschaft, vielleicht die höchste Qualität, die der FC Bayern jemals auf den Platz brachte."
...Talentscouting: "Mir fällt auf, dass ganz speziell Klubs in England zum Teil schon Zehn-, Zwölfjährige scouten und verpflichten, indem sie die Eltern mit viel Geld überreden. Das halte ich für bedenklich. (…) Wir sind bereit, einiges mitzumachen, aber eben nicht alles. Wir scouten jetzt im Nachwuchsbereich schon viel aggressiver, wir sind auch bereit, dort viel mehr Geld reinzugeben, als das früher der Fall war. Doch wir werden uns immer die Frage stellen: Wo ist der Punkt, an dem wir sagen: 'Das machen wir jetzt nicht mehr mit!' – auch wenn die ganze Welt nach Messi 2 sucht."
...den Streik-Fall Pierre-Emerick Aubameyang bei Borussia Dortmund: "Die Spieler müssen den Respekt vor dem Klub, vor dem Management und insbesondere vor dem Trainer haben. Das ist ein Zusammenspiel der Kräfte. (…) Ich drohe keinem Spieler damit, ihn auf die Tribüne zu setzen, das wäre Kapitalvernichtung. Das Kapital steht bei uns auf dem Platz und sitzt nicht auf der Tribüne."
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