FC Bayern: Müller-Wohlfahrt über Pep Guardiola: Mensch mit schwachem Selbstbewusstsein

München - Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt gilt als einer der besten Sportmediziner der Welt und kümmert sich seit 1977 um die Wehwehchen der Stars des FC Bayern. Der 75-Jährige gilt als absolute Institution beim deutschen Rekordmeister und genießt im Verein höchstes Ansehen.
Mit einem Mann kam er beim FC Bayern allerdings so gar nicht zurecht: Pep Guardiola. In seinem neuen Buch "Mit den Händen sehen: Mein Leben und meine Medizin" schießt "Mull" nun scharf gegen den ehemaligen Bayern-Coach. Die Bild veröffentlichte vorab Auszüge: "Unter Pep Guardiola veränderte sich das Klima beim FC Bayern München, und es wurde mehr und mehr deutlich, dass er mir und meinem Team kein Vertrauen schenkte. Einerseits interessierte er sich absolut nicht für medizinische Fragen, verlangte aber andererseits von uns, Wunder zu vollbringen." Servus, Jupp! Die Bayern-Trainer der letzten 20 Jahre
Das Klima kühlte Müller-Wohlfahrt zufolge bereits innerhalb weniger Tage nach Guardiolas Ankunft ab: "Unsere erste Begegnung fand im Trainingslager in Riva am Gardasee statt. Der erste Tag war in Ordnung, der zweite auch, doch schon am dritten kam Guardiola auf mich zu und fuhr mich aus heiterem Himmel an: 'Was ist hier eigentlich los? Ich dachte, ich komme in die beste medizinische Abteilung der Welt, und wir haben zwei Dauerverletzte, die nach der ursprünglichen Diagnose schon längst wieder gesund sein sollten. Was soll denn das?' Er sagte das in einem aggressiven, vorwurfsvollen Ton."
Müller-Wohlfahrt: "Guardiola sah mich in der Rolle des Befehlsempfängers"
Auch die tägliche Arbeit mit dem Spanier gestaltete sich schwierig. "Guardiola verlangte, dass ich bei jedem Training anwesend sein sollte. Er sah mich offenbar in der Rolle eines Befehlsempfängers, über den er jederzeit verfügen konnte", so der Mediziner, der gleichzeitig jedoch seine Praxis im Münchner Stadtzentrum nicht vernachlässigen wollte.
Eskaliert seien die Spannungen schließlich im Frühjahr 2015. Nach einer 1:3-Pleite beim FC Porto schob ihm Guardiola die Schuld für die Niederlage in die Schuhe. Ein als Aussöhnungsgespräch anberaumtes Treffen führte zum Eklat: "Guardiola und ich setzten uns an den großen Tisch, an dem die Spieler morgens frühstücken, das Geschirr stand noch darauf. Es sollte eine Aussprache werden – und es wurde ein Eklat. Ich habe völlig die Beherrschung verloren, Guardiola angeschrien und dann derart mit der Faust auf den Tisch gehauen, dass die Teller und Tassen nur so gescheppert haben. Zum ersten Mal in all den Jahren bin ich laut geworden. Ich konnte nicht begreifen, dass ein Trainer, der so viele Lebensjahre zählte wie ich Berufsjahre bei den Bayern, mir und meiner Erfahrung keinerlei Gehör schenkte." Anschließend beendete er sein fast vier Jahrzehnte andauerndes Engagement beim Rekordmeister.
Über den Charakter des Spaniers fällt Müller-Wohlfahrt nach der fast zweijährigen Zusammenarbeit folglich ein mehr als negatives Urteil: "Ich halte Pep Guardiola für einen Menschen mit einem schwachen Selbstbewusstsein, der alles dafür tut, um andere darüber hinwegzutäuschen. Er scheint deshalb in ständiger Angst zu leben, nicht so sehr vor Niederlagen, sondern viel mehr vor dem Verlust von Macht und Autorität."
Ende November 2017 kehrte Müller-Wohlfahrt in etwas veränderter Rolle wieder zurück zum FC Bayern und sitzt nun bei wichtigen Spielen wieder auf der Bank.