Thomas Müller und Vincent Kompany verbindet ein ganz besonderes Datum

Während der FC Bayern in seine erste Saison unter Trainer Vincent Kompany startet, ist es für die Legende bereits Nummer 17 – und wohl die letzte, in der er noch einige Bestmarken aufstellen kann.
von  Patrick Strasser
Kurios: Am 15. August 2008 bestreitet Thomas Müller als Einwechselspieler sein erstes Bundesligaspiel - im letzten Vincent Kompanys.
Kurios: Am 15. August 2008 bestreitet Thomas Müller als Einwechselspieler sein erstes Bundesligaspiel - im letzten Vincent Kompanys. © firo/Augenklick

München – Es war der 15. August 2008, also vor etwas mehr als 16 Jahren. Da machte ein gewisser Vincent Kompany sein letztes von 51 Bundesliga-Spielen im Trikot des Hamburger SV. Ja, ja, das waren noch Zeiten! Der HSV in der höchsten Spielklasse, die Älteren erinnern sich. Gegner an jenem ersten Spieltag der Saison war der FC Bayern unter Trainer Jürgen Klinsmann – noch so ein irritierender Fakt – in der Münchner Allianz Arena.

FC Bayern: Letztes Bundesliga-Spiel von Kompany war zugleich Müllers erstes

Kompany, damals ein 22 Jahre alter Innenverteidiger auf dem Sprung in die Weltklasse, stand nicht in der Startelf von Trainer Martin Jol, einem Holländer, weil es Wechselgerüchte gab. In der 52. Minute kam Kompany, der zentrale Abwehrspieler mit der für diese Position ungewöhnlichen Nummer zehn auf dem Rücken doch noch in die Partie. Die Bayern führten durch Treffer der Sommermärchen-WM-Helden von 2006, Bastian Schweinsteiger und Lukas Podolski, mit 2:1, dann glich Piotr Trochowski noch letztendlichen 2:2-Endstand aus.

In der 79. Minute brachte Klinsmann noch einen jungen Schlacks aus der zweiten Mannschaft, dessen Körper dem eines Hochspringers ähnelte und dessen Beine wie verwundbare, längliche Gräten wirkten: der Offensivspieler Thomas Müller aus Pähl am Ammersee.

Kurios: Am 15. August 2008 bestreitet Thomas Müller als Einwechselspieler sein erstes Bundesligaspiel - im letzten Vincent Kompanys.
Kurios: Am 15. August 2008 bestreitet Thomas Müller als Einwechselspieler sein erstes Bundesligaspiel - im letzten Vincent Kompanys. © Bernd Müller/imago

Sie standen sich also an jenem Freitagabend im direkten Duell gegenüber: Der eine, Kompany, der kurz darauf zu Manchester City wechseln sollte, in seinem bis heute letzten Bundesliga-Spiel und Müller, der junge Bursche mit 18 Jahren in seinem ersten Liga-Match. Die Weggabelungen von Fußballerkarrieren haben oft eigenartige Verläufe.

Thomas Müller startet in seine 17. und wohl letzte Saison als Profi

Seit dieser Saison, die für den FC Bayern mit dem Pokalspiel der ersten Runde beim SS V Ulm (4:0-Sieg und zwei Müller-Treffer) begann, ist Kompany Müllers Trainer. Und wie schon bei einigen Duellen zwischen den Blues aus Manchester und den Bayern in der Champions League kreuzen sich die Wege der beiden diesmal erneut. Allerdings sitzen sie nun im selben Boot, mit denselben Zielen.

Die Weggabelung anno 2024 ist auch schon vorgeschrieben. Kompany coacht erstmals eine der Top-Vereine Europas, begreift seinen Job mit Vertrag bis Ende Juni 2027 als große Chance. Und Müller, der eine Woche nach dem Aus mit der Nationalelf im EM-Viertelfinale gegen Spanien (1:2 nach Verlängerung) seinen Abschied vom DFB bekanntgegeben hatte, dreht ab sofort seine letzte Runde im Profifußball - als Aktiver. Verkündet hat er dies nicht, doch gehen alle im Umfeld der Bayern davon aus, dass die 17. (!) zugleich seine letzte Saison sein wird.

Diese Rekorde und Bestmarken kann sich Thomas Müller beim FC Bayern noch schnappen

708 Pflichtspiele hat Thomas Müller auf seinem 34-jährigen Buckel, beim nächsten Mal – am kommenden Sonntag in Wolfsburg – ist es soweit: Dann holt der Offensivallrounder des FC Bayern Sepp Maier ein, der einst 709 Pflichtspiele bestritten hat im Münchner Tor. 708 Partien seit August 2008 – was für eine Zeitreise für Müller.

Zu Beginn seiner 17. Spielzeit machte Müller mit seinen beiden Treffern beim 4:0 in der ersten DFB-Pokalrunde beim Zweitligisten SSV Ulm 1846 klar, dass es eine "wilde 17" werden soll. Ein grande Finale mit möglichst vielen Titeln. Ulm war nur die Ouvertüre.

"Ich fühle mich sehr gut, nicht nur körperlich, sondern auch so mit den Jungs", sagte Müller nach seinem Doppelpack. Bemerkenswert, denn letzte Saison waren ihm in 41 Pflichtspielen gerade mal sieben Treffer gelungen. Er habe "Spaß am Spiel und dementsprechend war es für mich nichts Besonderes, aber es ist natürlich schön, so gut reinzustarten."

Müller und Neuer stehen vor Sieg-Rekord in der Bundesliga

Vor allem, da Müller nicht zum Stammpersonal zählt und seinen Platz finden muss – ob als Mittelstürmer wie im Donaustadion oder als Zehner bzw. Rechtsaußen. Viel Aufhebens um seine Person wollte er nicht machen in der engen und daher schwül-heißen Mixed Zone von Ulm. "Weiter geht’s", meinte Müller, "es geht ja nicht um Einzelspieler." Aber um Müller irgendwie immer.

Dazu kommt, dass Müller in seiner letzten Spielzeit gemeinsam mit Manuel Neuer (338 Erfolge) die Marke von mehr als 350 Siegen in der Bundesliga knacken dürfte. Müller führte dieses Ranking jetzt schon mit 339 Erfolgen an. Er ist schlicht: eine kickende Legende.

Kompany brachte dem HSV damals übrigens 8,5 Millionen Euro Ablöse ein, machte ab August 2008 insgesamt 360 Pflichtspiele für die Citizens, wurde unter anderem viermal englischer Meister. Und Müller? Ging nie weg von seinem Herzensverein, wollte nur einmal in der Not von der Säbener Straße flüchten als ihn Trainer Niko Kovac als Notnagel betrachtete. Kroatischer Schnee von gestern.

Der FC Bayern will Müllers Aura, seinen Frohsinn und sein Fachwissen behalten, in welcher Funktion auch immer. Wer weiß, vielleicht gewinnt Kompany ab dem Sommer 2025 einen Mann hinzu, der seinem Trainerteam und dem gesamten Verein in der Außenwirkung gut zu Gesicht stehen würde: Gestatten, Müller. Co-Trainer Müller.

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