FC Bayern: Löw macht Boateng zum Kapitän - und das Netz wettert gegen die AfD
Berlin/München - "Die Leute finden ihn als Fußballspieler gut. Aber sie wollen einen Boateng nicht als Nachbarn haben." Diesen Satz sagte AfD-Boss Alexander Gauland Ende Mai 2016 der F.A.Z. - kurz vor der EM 2016 in Frankreich.
Die Beleidigung des rechtskonservativen Politikers gegen den deutschen Nationalspieler Jérôme Boateng vom FC Bayern polarisierte hinterher gewaltig - und weit über den Fußball hinaus. Boateng bekam seinerzeit viel Rückendeckung gegen den Affront. Im DFB-Team von Joachim Löw ist der Weltmeister ohnehin längst als Stammspieler gesetzt.
Joachim Löw setzt bei Deutschland gegen Brasilien Zeichen
Der Bundestrainer setzte nun wohl ein weiteres Zeichen. So interpretierten es zumindest viele User auf Twitter. Im Länderspiel Deutschland gegen Brasilien führte Boateng die deutsche Nationalmannschaft als Kapitän aufs Feld. Und das in Berlin, seiner Heimatstadt. Und das im Olympiastadion, einem geschichtsträchtigen Ort, einst im Dritten Reich ein Hort für Fremdenfeindlichkeit.
Einige Twitter-User fühlten sich an die Beleidigung Gaulands erinnert. Und wetterten munter gegen den Bundestagsabgeordneten und dessen Partei. "Lieber Herr #Gauland, dieser Fußballer, den "die Leute" Ihrer Meinung nach "nicht als Nachbarn" haben wollen, läuft gerade als Kapitän der deutschen Fußballnationalmannschaft ins Berliner Olympiastadion ein", schrieb etwa Journalisten Andreas Petzold, Herausgeber des stern und einst Reporter der AZ.
Jérôme Boateng Kapitän: "In your face, liebe AfD-Wähler"
User "insofern" schrieb: "Ein dunkelhäutiger Spieler führt die deutsche Nationalmannschaft als Kapitän im Berliner Olympiastadion aufs Feld. In your face, liebe AfD-Wähler." Und Nutzer "Fire and Fury" meinte: "Mein Nachbar ist #JB17Official Kapitän, liebe #AfD! Und ich bin stolz auf ihn!!!"
Der viel gelobte Boateng blieb, ganz der Profi, freilich moderater. "What a feeling to captain the @dfb_team in Berlin vs. Brazil", zu Deutsch: "Was für ein Gefühl, der Kapitän des DFB-Team in Berlin gegen Brasilien zu sein." So oder so - Löw ist mit der Nominierung Boatengs ein kluger Schachzug für mehr Toleranz gelungen.