FC Bayern: Leroy Sané liefert gegen Dortmund – Thomas Tuchel mit knallharter Ansage

München - Es war Thomas Müllers 25. Doppelpack in der Bundesliga, der Goalgetter selbst bezeichnete sein (Abstauber-)Werk zum 2:0 und 3:0 beim 4:2 gegen Dortmund nüchtern als "Stürmertore, bei denen man da sein muss". Für Vornamen-Namensvetter Tuchel ist der 33-Jährige "ein Trüffelschwein im Strafraum".
Sané überzeugt gegen Dortmund
Doch ihn allein auf diese Qualitäten zu reduzieren, würde Müller nicht gerecht, meinte Tuchel und erklärte: "Er hat einfach Bock zu kicken, hat einfach Bock auf Sport. Er ist sich für nichts zu schade und ein superschlauer Spieler."
Lektion Müller verstanden. Neben Müller und 4:0-Torschütze Kingsley Coman war Leroy Sané Bayerns Bester in der Offensive. Doch hat Tuchel auch Sané schon nach den kurzen Eindrücken verstanden? Wurde der neue Trainer aus dem alten Problemfall, dem teils so schlampigen Genie, bereits schlau?
Sané als Vorbereiter gegen den BVB
Gegen den BVB setzte Tuchel im altbewährten 4-2-3-1-System auf Sané als Linksaußen mit Freiheiten in die Mitte zu ziehen. Müllers 3:0 ging ein Sané-Weitschuss voraus, das 4:0 von Coman bereitete Sané mit einem feinen Pass exzellent vor.
Eine starke Leistung nach einem wochenlangen Tief mit teils rätselhaften Auftritten unter Julian Nagelsmann, die erstens dazu führten, dass er nach dem Achtelfinal-Hinspiel bei Paris Saint-Germain (1:0) in vier von sechs Partien nur als Joker ins Spiel kam und er zweitens von Bundestrainer Hansi Flick nicht mal für die beiden März-Länderspiele nominiert wurde.
Tuchel über Sané: "Ich möchte ihn in Schutz nehmen"
Als Tuchel auch bei seiner dritten Pressekonferenz am Samstagabend erneut zu Sané befragt wurde, antwortete dieser genervt: "Ich bin erstaunt, es geht extrem viel um Leroy. Ich möchte ihn in Schutz nehmen, es ist nicht angemessen, dass wir jede PK über Leroy sprechen: Was hat Leroy gemacht? War das gut, war das schlecht?"
Tuchel wird sich daran gewöhnen müssen, denn der 27-Jährige ist das ewige Reizthema seit seinem Transfer von Manchester City im Sommer 2020 und wird wegen des anstehenden Duells mit den Engländern im Champions-League-Viertelfinale (11. und 19. April) demnächst noch mehr in den Fokus rücken.
Tuchel: Sané "ist in einem Alter, wo sich die Weichen jetzt gnadenlos stellen"
Zunächst also hüllte er wie alle seine Vorgänger einen Kokon um Sané, danach jedoch überraschte Tuchel mit einer knallharten Aussage. Eine, die beweist, dass der neue Trainer nicht nur Samthandschuhe trägt. "Er hatte Licht und Schatten, viele gute Aktionen, auf denen wir aufbauen können. Es gibt für alle Luft nach oben, das gilt für ihn genauso. Er ist in einem Alter, wo sich die Weichen jetzt gnadenlos stellen. Es liegt hauptsächlich an ihm, das komplett auszuschöpfen. Wir werden ihn dabei unterstützen."
Tuchel will einen konstanten Sané
Dem liebevollen Tritt in den Hintern vom Dienstag beim ersten gemeinsamen Training an der Säbener Straße folgte also ein verbaler Denkzettel. Bei "Bild TV" konkretisierte Tuchel dann am Sonntag: "Leroy ist zu alt, um ein Potenzial-Spieler zu sein."
Heißt übersetzt: Ups und Downs wird Tuchel nicht dulden, er will ein konstantes Abrufen von Sanés zweifelsfrei vorhandener Weltklasse. Doch bleibt dieser am Dienstag in der Startelf, da Jamal Musiala (20) nach seiner Einwechslung nun im DFB-Pokalviertelfinale gegen den SC Freiburg zurück in die Startelf drängt?
Die neue Situation, so Routinier Müller, sei "ein Prozess. Man muss sich auch in schwierigen Momenten kennenlernen. Und eben "versuchen, dem Trainer, gut zuzuhören. Dann versuchen wir uns, peu à peu in den nächsten Wochen zu entwickeln." Laut Tuchel gelte es, "wie bei einer Band oder einem Orchester unseren gemeinsamen Rhythmus zu finden. Da helfen am besten Siege." Sané entscheidet selbst, wie oft er dabei die erste Geige spielt.