Kolumne

FC-Bayern-Legende stänkert nach Real-Pleite: "Darf einfach nicht passieren"

Keeper-Legende Jean-Marie Pfaff schreibt zum Patzer von Manuel Neuer und dem bitteren Spiel des FC Bayern gegen Real Madrid.
von  Jean-Marie Pfaff
Manuel Neuer patzte gegen Real Madrid folgenschwer.
Manuel Neuer patzte gegen Real Madrid folgenschwer. © IMAGO / kolbert-press

München - Der Traum vom deutschen Endspiel in der Champions League ist geplatzt – der FC Bayern hat eine dramatische und ganz bittere Niederlage in Madrid kassiert und damit das Finale am 1. Juni im Wembley-Stadion in London verpasst.

Insgesamt gesehen, und nur auf die Spieldaten bezogen, hat Real dieses Halbfinale sicherlich verdient gewonnen. Die Madrilenen waren am Mittwoch über 90 Minuten gesehen die aktivere und damit auch bessere Mannschaft. Aber der FC Bayern hat alles gegeben, mit Leidenschaft und großem Willen verteidigt und gekämpft und durfte bis kurz vor dem Schlusspfiff am Weiterkommen schnuppern.

Jean-Marie Pfaff über Manuel Neuer: "Solche Fehler passieren jedem Torhüter einmal"

Besonders bitter, dass man innerhalb von drei Minuten doch noch abgefangen wird. Den Schuss von Vinícius Júnior vor dem 1:1 hält Manuel Neuer normalerweise im Schlaf. Dem Bayern-Keeper mache ich keinen Vorwurf, solche Fehler passieren jedem Torhüter einmal.

In den 87 Minuten zuvor hat Manuel eindrucksvoll bewiesen, dass er nach wie vor ein Weltklasse-Torhüter ist. Auch mir ist der ein oder andere Bock in meiner Karriere unterlaufen, ich erinnere nur an den Einwurf des Bremers Uwe Reinders in meinem ersten Bundesligaspiel 1982. Oder auch an die Situation von Oliver Kahn bei der WM 2002. Er hat die deutsche Mannschaft damals mit seinen Paraden ins Finale gebracht – und dann unterläuft ihm im Endspiel gegen Ronaldo dieser eine Patzer.

Pfaff versteht den Ärger des FC Bayern: "Wirft einen Schatten auf das Weiterkommen der Spanier"

Manuel steckt das weg, es war einfach überragend, wie er in der ersten Halbzeit in Madrid einen Schuss erst an den Pfosten lenkt und dann auch noch den Nachschuss mit einem sensationellen Reflex pariert. Bundestrainer Julian Nagelsmann hat mit seiner Entscheidung, Neuer zur Nummer eins im deutschen EM-Tor zu benennen, jedenfalls alles richtig gemacht. Das hat Manuel im Bernabéu eindrucksvoll bestätigt.

Einen ganz bitteren Nachgeschmack hat aber die Szene, als der polnische Schiedsrichter Marciniak den vermeintlichen Ausgleich von Matthijs de Ligt in der Nachspielzeit wegpfeift. Ich verstehe die Aufregung und die Wut der Münchner, normalerweise werden solche engen Situationen laufengelassen und dann im Nachgang mit dem VAR geklärt. Warum der Assistent winkt und der Referee dann auch sofort pfeift – für mich ein Unding. Das darf in einem Halbfinale der Königsklasse einfach nicht passieren und wirft einen Schatten auf das Weiterkommen der Spanier.

Real Madrid ist im Finale gegen Borussia Dortmund jetzt der große Favorit, aber ich drücke dem BVB die Daumen, dass sie ihre guten Leistungen in dieser Champions-League-Saison mit dem Titel krönen können.

Euer Jean-Marie


Der 70-Jährige ist einer der besten Torhüter der Geschichte. Er war belgischer Nationaltorwart (64 Einsätze) und stand beim FC Bayern zwischen 1982 und 1988 insgesamt 156 Mal zwischen den Pfosten. Pfaff war Vizeeuropameister 1980, WM-Vierter 1986, zudem drei Mal deutscher Meister und zwei Mal Pokalsieger. 1987 war er Welttorhüter. Für die Abendzeitung ist er nun als Kolumnist tätig.

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