FC Bayern: Könige von Europa oder „Vize“-Deppen der Nation

Mit einem Triumph im „Finale dahoam“ will Bayern München seine verkorkste Saison zum Besten wenden – doch es droht das Schicksal des dreifachen „Vize“.
SID |
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Mit einem Triumph im „Finale dahoam“ will Bayern München seine verkorkste Saison zum Besten wenden – doch es droht das Schicksal des dreifachen „Vize“.

München - Alles oder nichts, Happy End oder Tragödie, Könige von Europa oder „Vize“-Deppen der Nation: Bayern München will im „Finale dahoam“ gegen den FC Chelsea Fußball-Geschichte schreiben und eine bislang verkorkste Saison mit dem größten Triumph der Vereinshistorie noch zum Besten wenden. Für Präsident Uli Hoeneß ist das Champions-League-Endspiel am Samstag (20.45 Uhr/Sat.1 und Sky) „das Highlight in der Geschichte des FC Bayern, die Idealkonstellation, die vermutlich einmalig sein wird“.

Der Erfolg – für ihn wäre er „das Größte“. Für Hoeneß, den FC Bayern, für die in diesen Tagen vibrierende Stadt München, den deutschen Fußball – „das ist ein historische Chance für unsere Mannschaft, für den Klub, für die Spieler“, sagt Trainer Jupp Heynckes. Für Arjen Robben, der seine Erkältung überwunden glaubt, ist es „das Spiel unseres Lebens“. Er hat sich daher sogar mit Franck Ribery versöhnt, große Plakate mit dem Schulterschluss der Superstars hängen in der ganzen „rot-weißen“ Stadt, die sich seit Tagen im Ausnahmezustand befindet.

„Wir müssen alle Gas geben und alles probieren“, sagt Ribery, „und wenn wir danach tot sind, sind wir eben tot.“ Tot – und glücklich. Denn, betont Robben, „diese Champions League muss man einmal im Leben gewinnen. Und es wird Zeit. Wir sind dran.“ Anders als noch 2010, als die Mannschaft „vielleicht nicht reif genug war“. Das gegen Inter Mailand (0:2) verlorene Finale von Madrid soll am Samstagabend vergessen sein. „Ich habe das Gefühl, dass der Glaube viel, viel größer ist als vor zwei Jahren. Wir haben den Hunger, den Willen, diesen Pokal zu holen“, sagt der gelöst wirkende Kapitän Philipp Lahm. Lahm, Stellvertreter Bastian Schweinsteiger, aber auch „Robbery“ jagen dem großen internationalen Titel bislang vergeblich nach. „Wenn es nicht klappt, wird man nicht von einer großen Ära oder einer Goldenen Generation sprechen können. Daran lasse ich mich messen“, sagt Lahm.

Er und Schweinsteiger haben im Sommer bei der EM zwar gleich die nächste Chance. Die allerdings würde bei einem Scheitern gegen Chelsea etwas geschmälert, glaubt Bundestrainer Joachim Löw: „Die Enttäuschung wäre dann sicher groß und nicht so leicht wegzustecken.“ Doch Löw glaubt an die Bayern. „Rein gefühlsmäßig sage ich, sie schaffen es. Sie werden richtig heißlaufen.“ Das 2:5-Debakel aus dem DFB-Pokal-Finale gegen Dortmund, die Niederlage im Titelzweikampf mit den Borussen – „die Bayern sind eine der wenigen Mannschaften, die schmerzhafte Niederlagen wegstecken können“, sagt Löw.

Eine Saison wie Bayer Leverkusen, das 2002 in drei Wettbewerben „nur“ Zweiter wurde, werde Bayern nicht erleben. Das hofft auch Schweinsteiger. „Wenn du als FC Bayern nicht Meister wirst, ist es nicht gut. Wenn du dann nicht Pokalsieger wirst, ist es wieder nicht gut. Wenn du aber die Champions League gewinnst, ist wieder alles gut“, sagt er. Doch er warnt: „Chelsea hat die weltbeste Mannschaft geschlagen, die müssten Favorit sein.“ Der Erfolg im Halbfinale gegen den FC Barcelona hat auch Heynckes beeindruckt: „Ich teile die Euphorie in unserem Umfeld nicht. Wir tun gut daran, bescheiden zu sein.“ Doch das Rückspiel im Camp Nou hat Chelsea neben Kapitän John Terry (Rote Karte) drei weitere, am Samstag gelbgesperrte Stammkräfte gekostet. Besonders in der Defensive drückt der Schuh – wie bei den Bayern wegen Sperren von Holger Badstuber, David Alaba und Luiz Gustavo.

Im Abwehrzentrum wird wohl Anatolij Timoschtschuk verteidigen, weil Daniel van Buyten noch nicht fit genug ist, links Diego Contento – laut Franz Beckenbauer „ein Risiko“ bei Standards. Thomas Müller ersetzt Gustavo, aber „spielerisch“, sagt Beckenbauer, „ist Bayern eh besser“. Nun käme es nur darauf an, dass sie „kämpfen, dass alles qualmt“. Die Bedeutung des Spiels wird durch die Präsenz zahlreicher Prominenter aus Sport, Wirtschaft und Politik unterstrichen, darunter Bundespräsident Joachim Gauck. Er soll als Glücksbringer helfen, den Champions-League-Pott zum dritten Mal nach Dortmunds Coup 1997 (in München) und dem Bayern-Triumph 2001 nach Deutschland zu holen.

Für die Münchner wäre es insgesamt der fünfte Erfolg nach den dreien im Landesmeisterpokal (1974-76) – und doch ein außergewöhnlicher. „Zu Hause, im eigenen Stadion, das werde ich nicht mehr erleben“, sagt Schweinsteiger. 

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

München: 1 Neuer – 21 Lahm, 17 Boateng, 44 Timoschtschuk, 26 Contento – 31 Schweinsteiger, 39 Kroos – 10 Robben, 25 Müller, 7 Ribery – 33 Gomez. – Trainer: Heynckes

Chelsea: 1 Cech – 17 Bosingwa, 4 David Luiz, 24 Cahill, 3 Cole – 12 Mikel, 8 Lampard – 23 Sturridge, 10 Mata, 21 Kalou – 11 Drogba. – Trainer: Di Matteo Schiedsrichter: Pedro Proenca (Portugal)

 

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