FC Bayern: Kingsley Coman – Der König von Paris

Paris - Es war das Duell, auf das man seit der Auslosung Mitte November beim FC Bayern München hingefiebert hatte. Und tatsächlich waren die Bayern am Dienstagabend bei Paris St.-Germain auf Betriebstemperatur, sicherten sich mit dem 1:0-Erfolg im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League eine perfekte Ausgangsposition für das Rückspiel am 8. März in der Allianz Arena.
Der Münchner Held hieß Kingsley Coman, der gegen seinen Ex-Verein per Volleyschuss traf (53.), jedoch in der 76. Minute verletzt ausgewechselt werden musste.
Ein Befreiungsschlag auch für Trainer Julian Nagelsmann, der vom Gewinn des Henkelpotts träumt und gegen die Weltauswahl-Truppe von PSG mit seiner Mannschaft beweisen wollte, "dass wir nach wie vor zur Benchmark in Europa gehören". Mit dem Auswärtserfolg wurde auch der Auftrag von Vorstandsboss Oliver Kahn ausgeführt, der vor Anpfiff bei "Prime Video" gefordert hatte: "Es geht darum, hier zu explodieren." Auftrag erfüllt.
FC Bayern mit Dreierkette – Müller nur auf der Bank
Nagelsmann entschied sich für eine Dreierkette in der Abwehr – und gegen Thomas Müller, an dessen Stelle Eric-Maxim Choupo-Moting als Mittelstürmer begann. "Es war eine Entscheidung pro Choupo, dahinter wollte ich zwingend Jamal Musiala haben", erklärte Nagelsmann bei "Prime Video". Der Bayern-Trainer: "Thomas hat es gut und professionell aufgefasst." Mit der Dreierkette (Pavard, Upamecano, de Ligt) und offensiven Außenverteidigern (Cancelo und Coman) setzte Nagelsmann ein Zeichen der Angriffslust, des Mutes.
Und tatsächlich übernahmen die Bayern vom Anpfiff weg die Initiative, PSG zog sich im eigenen Wohnzimmer erstmal auf den Sessel zurück, wartete ab, was die Gäste so treiben. Deren Matchplan: Konter über Weltmeister Lionel Messi und Neymar, den zuletzt verletzten Kylian Mbappé hatte man als Tempo-Ass mit unklarem Fitnessstand auf der Bank. Was die Bayern – und speziell Nagelsmann – vorhergesehen hatten. "Es gab ein bisschen Theater vorher, aber wir sind ja nicht auf den Kopf gefallen“, meinte Vorstandsboss Oliver Kahn bei "Prime Video" süffisant.
Kingsley Coman trifft erneut gegen Paris
Die Bayern zogen gegen die zwei zurückgezogenen PSG-Viererketten ihr Spiel auf, hatten weit mehr Ballbesitz, wirkten dominant, aber nicht zwingend. Eine Partie für Taktikliebhaber, kaum Torchancen, wenig Tempo. Auch Messi glänzte nicht. 10:1-Torschüsse pro Bayern, aber weitestgehend ungefährlich – 0:0 zur Pause, in der sich Mbappé demonstrativ mit einigen Sprints auf dem Platz zeigte: Ich bin bereit.
Als sich der WM-Torschützenkönig gerade fertigmachte, schlugen die Bayern zu. Flanke des zur Pause eingewechselten Alphonso Davies (für Joao Cancelo) und eine feine Direktabnahme von Coman. Bei dessen Rechtsschuss sah PSG-Torhüter Gianluigi Donnarumma, mit Italien 2021 Europameister, schlecht aus – der Ball rutschte unter seinem Körper durch (53.). Die verdiente Führung für die Bayern, erzielt vom gebürtigen Pariser Coman, der in der Jugendakademie von PSG ausgebildet wurde und sich daher einen ausschweifenden Torjubel verkniff. Der 26-jährige Flügelstürmer ist das Schicksal von PSG. Das Finale der Königsklasse 2020 von Lissabon erzielte Coman das Goldene Tor. Die Reaktion der Gastgeber: Vier Minuten danach kam Mbappé unter lautem Jubel.
Mit Wucht und Wille dagegen nun die Bayern, die vehement aufs zweite Tor drückten und in Person von Choupo-Moting (62./gehalten und 63./Pfosten) die besten Chancen hatten. Sie hätten das gesamte Achtelfinale schon klarmachen, einen größeren Vorsprung herausschießen müssen.
Weil dies nicht gelang, kam PSG nochmal auf, drückte und drängte. Mbappé erzielte das 1:1 (82.), der Treffer wurde jedoch wegen Abseits vom VAR zurückgenommen. Glück für die Roten. In der Nachspielzeit sah Pavard noch die Gelb-Rote Karte.