FC-Bayern-Kenner: Niko Kovac ist ein Trainer mit neuen Methoden

Der 46-jährige Giovane Elber stürmte von 1997 bis 2003 für den FC Bayern. Mittlerweile fungiert der Brasilianer als Markenbotschafter des Klubs. Die AZ sprach mit ihm im Rahmen der USA-Reise der Münchner.
AZ: Herr Elber, seit Monaten gibt es Gerüchte über einen Abschied von Robert Lewandowski. Die Bayern lassen den Stürmer aber nicht gehen. Droht bei dieser Personalie Ärger in der kommenden Saison?
GIOVANE ELBER: Lewandowski hat noch einen Vertrag bei Bayern. Es ist seine Aufgabe, zu arbeiten und Tore zu erzielen. Ich glaube, er ist Profi genug, dass er das auch macht.
Elber: James-Verbleib wichtig für ganze Bundesliga
Bei Jérôme Boateng sieht es hingegen nach Trennung aus, falls ein gutes Angebot für den Verteidiger eingeht.
Er ist ein super Spieler, Nationalspieler, Weltmeister. Ob er bleibt, hängt von verschiedenen Faktoren ab, auch von Bayern natürlich. Über den Abschied von James Rodríguez wurde ebenfalls spekuliert. Wie wichtig ist es, dass er sich zum FC Bayern bekannt hat? Das ist sehr schön – nicht nur für den FC Bayern, sondern für die ganze Bundesliga. James hat einen ganz großen Namen. Man hat in Miami gesehen, dass viele Kolumbianer in die Stadt gekommen sind, obwohl James noch nicht mal gespielt hat. Es ist toll, dass er bleibt. James ist ein sehr wichtiger Spieler bei Bayern. Man darf in der Offensive Arjen Robben und Franck Ribéry nicht vergessen, die haben immer noch viel drauf. Dazu haben die Bayern Lewandowski. Aber klar: James ist einer der größten Namen im Weltfußball. Und er ist noch jung, er hat eine tolle Zukunft vor sich.
Sie waren in Ihrer Funktion als Bayern-Legende in den USA dabei. War es stressig?
Es gab einiges zu tun: Autogrammstunden mit Fans, Termine für Sponsoren und ein Legendenspiel gegen Miami Hurricane. Es hat Spaß gemacht und ist immer schön, in der Nähe der Mannschaft zu sein.
Sind Sie selbst Amerika-Fan?
Meine Familie und ich machen lieber in Europa Urlaub. In Brasilien ist Amerika aber total in, jeder will dort hin, weil man günstiger einkaufen kann. Wenn die Leute von Miami nach Sao Paolo zurückfliegen, kommen sie immer mit drei, vier Koffern voller Klamotten. Wer braucht so viele Sachen? Ich gehe lieber mit meiner Frau in ein Museum oder besichtige ein Schloss in Europa.
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Mit Niko Kovac hat der FC Bayern einen neuen Trainer verpflichtet. Trauen Sie ihm das Erbe von Jupp Heynckes zu?
Die Fußstapfen von Heynckes sind wirklich riesig. Aber mir gefällt, wie ruhig und selbstsicher Kovac auftritt. So muss das sein. Der FC Bayern hat ihn nicht geholt, weil er so gut aussieht oder so gut riecht, sondern deshalb, weil er ein guter Trainer ist.
"Beim FC Bayern hängt alles von Ergebnissen ab"
Körperlich sollten die Bayern gut vorbereitet in die Saison gehen, angesichts der intensiven Trainingseinheiten.
Kovac ist ein Trainer mit neuen Methoden. Ich habe schon von Fredi Bobic gehört, dass er viel von den Spielern verlangt. In dieser Phase der Vorbereitung ist das auch richtig, man muss jetzt Gas geben. Während der Saison wird dann nicht mehr so hart trainiert. Ich finde es generell schön, dass der FC Bayern Kovac eine Chance gegeben hat. Er ist ein junger Trainer. Niko hat 2014 mit Kroatien in Brasilien gute Leistungen gezeigt. Bei dieser WM sind die Kroaten ins Finale gekommen. Das hat auch mit der Arbeit von Niko zu tun. Bei Eintracht Frankfurt hatte er ebenfalls Erfolg.
Wie sehr hilft ihm der Pokalsieg mit Eintracht Frankfurt?
Der hilft ihm auf jeden Fall. Wir haben das Finale gegen Frankfurt ja verloren, weil der Trainer clever war. Kovac hat uns nicht ins Spiel kommen lassen, die Bayern-Mannschaft taktisch mit vielen Kontern ausgetrickst. Aber klar: Bei Bayern hängt alles von den Ergebnissen ab. Wenn man gewinnt, ist man gut. Wenn man verliert, wird es schwierig.

Renato Sanches spielt bislang eine gute Vorbereitung. Trauen Sie ihm den Durchbruch bei Bayern zu?
Er macht wirklich einen sehr guten Eindruck. Ich hoffe, er packt es jetzt bei Bayern. Sanches hat mit Portugal 2016 eine super EM gespielt, anschließend ist er zu uns gekommen. Das war nicht leicht für ihn: So jung und dann zu einem so großen Verein. Er hat die Lehren aus dieser Zeit gezogen, in England ist er gereift. Was ich so gehört habe, tritt er jetzt auch intern anders auf. Das ist wichtig. Er muss mit den anderen Spielern kommunizieren, er muss versuchen, die Sprache zu lernen. Fußball spielen kann er ja.
Elber: Spielsystem liegt Gnabry
Sein Englisch ist schon besser geworden.
Es ist okay, dass er jetzt besser Englisch spricht. Aber wenn er die Landessprache beherrscht, versteht er auch die Kultur besser, die Mitspieler, den Trainer und die Medien. Dann wird vieles einfacher für ihn. Es wäre auch für seine persönliche Entwicklung gut, eine andere Sprache zu lernen.
Was erwarten Sie sich von Neuzugang Serge Gnabry?
Er hat super gespielt bei Hoffenheim und er wird sehr gut zum FC Bayern passen. Das Spielsystem liegt ihm. Und Niko Kovac ist einer, der jungen Spielern die Chance gibt. Er wird angreifen. Gnabry ist schon ein super Spieler. Das ist einer, der sein Können immer zeigen will. Ich glaube, dass er die Qualität hat, Franck Ribéry und Arjen Robben eines Tages auf der Außenbahn zu beerben. Wir haben auch noch Kingsley Coman, der sehr gut ist.
Wie viele Titel sind denn möglich mit dieser starken Offensive?
Meister und Pokalsieger will Bayern immer werden. Da sind wir Favorit. Und in der Champions League haben wir auch gute Chancen. Die Mannschaft ist fast die gleiche wie vergangene Saison. Wenn wir nicht wieder solche Fehler machen wie gegen Real Madrid in beiden Spielen, können wir es ins Finale schaffen. Aber jetzt müssen erstmal die WM-Fahrer fit werden.
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