FC Bayern: Kehrt mit Kingsley Coman die Spielfreude zurück?
München - Gegen Mittag war es soweit. Kingsley Coman strahlte über das ganze Gesicht, was angesichts seiner grauen Trainingsklamotten noch mehr hervorstach. In neon-orangen Fußballschuhen absolvierte er die ersten Laufrunden auf einem der Rasenplätze an der Säbener Straße, immer an seiner Seite: die wachsamen Augen des Reha- und Fitnesstrainers Thomas Wilhelmi. Und das bei dem Wetter! Coman und die Frühlingsgefühle im Herbst. Das Comeback des 22-Jährigen ist in Sicht.
Coman konnte also erstmals komplett belasten, musste nicht mehr auf dem das eigene Körpergewicht reduzierenden Laufband "Alter-G" joggen. Die Schwerkraft der Hoffenheimer Abwehr hatte der Franzose am ersten Spieltag Ende August mehrmals ausgehebelt, ehe Nico Schulz den Wirbelwind mit einem Tackling unsanft zurück zur Erde brachte. Die Syndesmose oberhalb des linken Sprunggelenks war gerissen, die Bänderverletzung bedeutete das Hinrunden-Aus, so die Prognose. Doch Coman wollte früher zurück, um das für ihn schlimme Jahr 2018 noch mit ein paar Glücksmomenten abschließen zu können.
Coman-Verletzung Grund für schwache Bayern-Form?
Im Februar hatte er sich am Syndesmoseband im linken Sprunggelenk verletzt, musste knapp drei Monate pausieren. Sein Comeback konnte der Rechtsaußen erst im Pokalfinale gegen Eintracht Frankfurt am 19. Mai geben, doch die 20 Joker-Minuten konnten die 1:3-Pleite auch nicht verhindern. Das ohne die Verletzung sichere WM-Ticket für den Kader der Franzosen war dahin, ein Lebenstraum platzte. Ob er sich dann im Juni/Juli uneingeschränkt für seine Mitspieler freuen konnte, die in Russland den Titel holten?
Frisch und mit neuem Mut ging er in diese Saison und brillierte – bis zum erneuten Nackenschlag. Jetzt der nächste Anlauf. "Er fühlt sich erstaunlich gut, besser noch als nach der ersten Syndesmoseband-Verletzung", sagte Trainer Niko Kovac über seinen "Topspieler", wie er ihn nannte. Allerdings.
So lange laufen die Verträge der Bayern-Spieler
Denn Comans Fehlen, der schon letzte Saison durch sein explosives Spiel und seine Tempo-Dribblings Landsmann Franck Ribéry (35) noch älter aussehen ließ und teilweise vom linken Flügel verdrängte, ist einer der Gründe für Bayerns schwächelnde Offensivpower. "Wir hoffen, dass wir ihn so aufbauen können, dass er nach der Länderspielpause beziehungsweise zum Ende dieses Monats wieder voll einsatzfähig ist für die Mannschaft", erklärte Kovac. Frühestmöglicher Comeback-Termin wäre das Heimspiel gegen Aufsteiger Fortuna Düsseldorf am 24. November.
Ribéry und Gnabry beim FC Bayern gesetzt
Für Kovac ist die vorzeitige Rückkehr des Linksaußen ein Glücksfall, schließlich wird der Konkurrenzkampf auf den Außenbahnen neu entfacht. Da Arjen Robben wie gegen AEK Athen (21 Uhr/Sky und im AZ-Liveticker) öfter mal ausfällt, sind Ribéry und Serge Gnabry nahezu gesetzt. "Wenn Kingsley da ist, haben wir wieder einen Konkurrenzkampf und nicht 16 Feldspieler, die automatisch im Kader sind", freute sich Kovac, "denn dann muss ich immer wieder einen zu Hause lassen." Ergo, so der Trainer: "Das erhöht den Druck auf den Trainer, aber auch auf die Spieler. Wenn Kingsley die Form erreicht, die er hatte, ist er ein ganz wichtiger Bestandteil, der uns in der jetzigen Phase sehr hilft."
Und für Coman, der diese Saison in lediglich drei Pflichtspielen eingesetzt wurde (einmal Supercup, einmal DFB-Pokal und beim Bundesliga-Auftakt) könnte 2018 doch nicht als "annus horribilis" in Erinnerung bleiben. Also: Bonne chance!