FC Bayern: "Jupp ist ein Besessener"

Ex-Bayer Lothar Matthäus über den Trainer Jupp Heynckes, der ihn einst zum Profi machte und jetzt Bayern retten soll.
von  Abendzeitung
Der neue Trainer des FC Bayern - aber nur für fünf Spiele: Jupp Heynckes.
Der neue Trainer des FC Bayern - aber nur für fünf Spiele: Jupp Heynckes. © dpa

Ex-Bayer Lothar Matthäus über den Trainer Jupp Heynckes, der ihn einst zum Profi machte und jetzt Bayern retten soll.

AZ: Herr Matthäus, der FC Bayern hat das Projekt mit Trainer Jürgen Klinsmann nun doch abrupt beendet – was halten Sie davon, den Trainer fünf Spieltage vor Saisonende auszutauschen?

LOTHAR MATTHÄUS: So sind eben die Gesetze des Fußballs. Wenn die richtigen Ergebnisse, wenn die Erfolge ausbleiben, hat es jeder Trainer der Welt in jedem Verein schwer.

Mit Jürgen Klinsmann geht aber nicht irgendein Coach - es wird ein Projekt beerdigt, an der Wahl von Klinsmann und seinem gesamten Trainerstab hing eine weitreichende Zukunftsplanung des gesamten Vereins.

Sicher wurde da im großen Stil geplant. Aber am Ende zählen im Fußball nur die Ergebnisse, und die waren eben nicht da.

Nun übernimmt Jupp Heynckes bis Saisonende. Was halten Sie von der Entscheidung, den Ex-Coach mit Hermann Gerland als Assistenten zu engagieren?

Das ist die Sache der Entscheidungsträger, da mische ich mich nicht ein.

Sie kennen Heynckes aber sehr gut. Er war Ihr erster Profi-Trainer bei Borussia Mönchengladbach.

Er war für mich sehr wichtig, ich habe von 1979 bis 1984 in Gladbach fünf Jahre unter ihm gespielt. Er hat mich aus Franken zu Gladbach geholt und mich stark gemacht. Unter Heynckes wurde ich Stammspieler – erst in Gladbach und dadurch bald auch in der Nationalmann[/INTERV-TEXT]schaft.

Was für ein Trainertyp ist Heynckes?

Er ist ein Besessener. Er bereitet jeden Trainingsinhalt akribisch vor, stellt seine Mannschaft auf den Gegner und alles Denkbare wunderbar ein. Für ihn sprechen sicher seine ungemeine Erfahrung und die großen Erfolge, die er gefeiert hat – ob mit Gladbach, Bayern oder bei Real Madrid.

Ist er also in der momentanen Situation der richtige Mann für den FC Bayern?

Wie soll ich das wissen? Ich habe seit 20 Jahren nicht mehr mit ihm gearbeitet. Der Fußball hat sich doch stark verändert und weiterentwickelt, Man muss sehen, was ]wird. Mit Hermann Gerland als Assistenten an seiner Seite haben die Verantwortlichen aber einen guten Griff getan.

Inwiefern?

Er ist ein echter Sympathieträger der Fans, hat vor allem in der Südkurve ein gutes Standing – das ist sehr wichtig in der momentanen Situation. Die Distanz zwischen den Anhängern und Klinsmann war einfach zu groß.

Packen es die Bayern jetzt doch noch? Macht Heynckes sie zum Meister?

Nach den Ergebnissen vom Wochenende ist wieder alles möglich. Jeder Lauf hat mal ein Ende, das hat man ja jetzt bei Wolfsburg gesehen. Also denke ich, dass es Stuttgart auch noch erwischen wird. Mein Favorit ist aber Wolfsburg: Wer fünf Spiele vor Schluss drei Punkte vorne ist, hat die besten Chancen.

Interview: Patrick Strasser

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