FC Bayern: Julian Nagelsmanns Schachzug aus der FCB-Krise
München - Ende gut, alles gut? Rein statistisch betrachtet, hat der FC Bayern dieses Jahr perfekt abgeschlossen.
Chancen auf das Triple: ganz schön realistisch!
Zehn Pflichtspielsiege in Folge gelangen dem Team von Trainer Julian Nagelsmann, die Triple-Chancen sind damit weiter vorhanden. Und gar nicht mal so unrealistisch.
"Klar, manchmal würde man gerne weiterspielen, wenn man sehr erfolgreich ist. Aber an der Pause kann ich nichts ändern", sagte Nagelsmann nach dem abschließenden 2:0-Erfolg beim FC Schalke 04: "Wichtig ist, dass die Spieler gesund von der WM zurückkommen, dass wir versuchen, den Shape mit in den zweiten Teil der Saison zu nehmen. Dann ist sehr viel drin."
Jahresrückblick: "Das sollte uns diesmal nicht passieren"
Mehr als vergangene Saison, als am Ende nur die Meisterschaft heraussprang. Im DFB-Pokal und in der Champions League enttäuschten die Münchner extrem. "Letztes Jahr haben wir eine sehr schlechte Rückrunde gespielt, das sollte uns diesmal nicht passieren", forderte Nagelsmann und begründete: "Dann haben wir auch die Option, mehr als einen Titel zu gewinnen."
Der Coach selbst erlebte eine wilde Hinrunde. Nach einem guten Start geriet Bayern in eine ernste Herbstkrise, Nagelsmann wirkte teilweise ratlos, niedergeschlagen. Zwischenzeitlich blieben die Münchner vier Ligaspiele in Serie ohne Sieg, die interne wie externe Kritik am Cheftrainer wurde größer. "Es war ein turbulentes Halbjahr, mit das turbulenteste in meinem Berufsleben bis jetzt", sagte Nagelsmann im Rückblick.
Neues altes System und 82 Tore
Doch er zog die richtigen Schlüsse in dieser schwierigen Phase. Nagelsmann stellte wieder auf das etablierte 4-2-3-1-System um, Eric Maxim Choupo-Moting traf plötzlich in fast jedem Spiel. Der Abgang von Starstürmer Robert Lewandowski konnte so sehr gut aufgefangen werden.

"Wir haben 82 Tore in der Hinrunde geschossen", sagte Nagelsmann nicht ohne Stolz. Und Präsident Herbert Hainer meinte: "Julian Nagelsmann hat gezeigt, wie flexibel und entwicklungsfähig er ist. Er hat erkannt, dass er in dieser Phase etwas ändern muss und Choupo-Moting als Mittelstürmer installiert." Mit großem Erfolg.
Wie geht es nach der WM weiter?
Die Frage ist: Kann Bayern diesen Lauf nach der WM fortsetzen? Störfeuer wie jenes von Benjamin Pavard, der mehrmals über einen vorzeitigen Bayern-Abschied sprach, die schweren Verletzungen von Manuel Neuer und Lucas Hernández helfen da sicher nicht. Sonst aber stimmt der Teamgeist bei den Münchnern.
Gigantenduell gegen Paris Saint-Germain
In der Bundesliga liegt die Mannschaft nach 15 Spieltagen vier Punkte vor dem SC Freiburg, im Pokal-Achtelfinale treten die Bayern am 1. Februar bei Mainz 05 an, im Champions-League-Achtelfinale kommt es im Februar zum Gigantenduell mit Paris Saint-Germain. "Wir sind Mitfavorit in der Champions League", sagte Kapitän Neuer vor seinem Beinbruch beim Skifahren: "Den Anspruch haben wir, alles erreichen zu wollen. Das Gefühl ist auch wieder da. Es gibt aber immer noch Kleinigkeiten, die man besser machen kann. Wir sind auf einem guten Weg."
Strahlender Neuzugang: Musiala
Auf diesem ist auch Sadio Mané, der Top-Neuzugang der Münchner. In 23 Pflichtspielen erzielte Mané elf Tore und bereitete vier weitere Treffer vor. Bitter für den Senegalesen: Kurz vor der WM verletzte er sich am Wadenbeinköpfchen. Bayerns Spieler des vergangenen Halbjahres war aber nicht Mané, sondern er: Jamal Musiala.
Lothar Matthäus verglich den 19-Jährigen schon mit Lionel Messi, Nagelsmann bescheinigte ihm eine "herausragende Hinrunde" - und Neuer schwärmte: "Das ist ein geschliffener Diamant, kein Juwel. Der ist Gold wert für uns, in der Nationalmannschaft und bei Bayern auch. Er macht den Unterschied." Musiala soll den FC Bayern im Jahr 2023 zu drei Titeln führen.