FC Bayern: Julian Nagelsmanns Rumpfkader wird zum Problem für Martin Demichelis
München - Uli Hoeneß brachte es etwas drastisch auf den Punkt, das macht er gerne mal. Eine "Katastrophe" nannte der Ehrenpräsident zuletzt im "Doppelpass" bei "Sport1" den Regionalliga-Abstieg der Amateure für das unter Julian Nagelsmann noch stärker forcierte Ziel, in den kommenden Jahren wieder häufiger Talente aus dem eigenen Campus in die Profi-Mannschaft zu befördern.
Knapp zwei Monate ist der Abgang aus der 3. Liga mittlerweile her. Statt in Highlight-Spielen gegen den TSV 1860, 1. FC Kaiserslautern oder MSV Duisburg müssen sich die Talente des Rekordmeisters also mindestens ein Jahr lang gegen Buchbach oder Illertissen für die erste Mannschaft empfehlen. Die Amateure sollten schnellstmöglich wieder zurück in die 3. Liga, das wissen sie selbst am besten.
Viele Talente bei den Profis: Personal-Engpass beim FC Bayern II
Der Auftakt zur "Mission Wiederaufstieg" stellt sich allerdings kompliziert dar: Am kommenden Samstag starten die Münchner bei der Zweitvertretung des FC Augsburg in die neue Saison. Welche Spieler auf dem Platz stehen werden, ist allerdings noch völlig offen. Zehn Talente vom Campus füllen derzeit den Kader der ersten Mannschaft auf und trainieren nicht mit der U23. Auf wen davon Martin Demichelis am Wochenende zurückgreifen kann, ist noch unklar.
"Das entscheiden wir erst am Tag vorher", erklärte Demichelis am Mittwoch. Dazu kommen mit Routinier Maximilian Welzmüller, Lukas Schneller Marvin Cuni und Johannes Schenk, der eigentlich als Nummer eins in die neue Spielzeit gehen sollte, noch vier Verletzte.
FC Bayern II: Martin Demichelis nun alleiniger Chefcoach
In die neue Saison starten die Amateure also überwiegend mit Spielern aus der U19, auch einige Spieler aus der U17 werden dabei sein. Seinen eigentlichen Kader wird Demichelis erst zur Verfügung haben, wenn die EM-Fahrer bis Ende Juli aus dem verlängerten Urlaub zurückkommen.
Keine leichte Aufgabe für den unerfahrenen Übungsleiter, der die Amateure nach der Konstellation mit Trainer-Gespann an der Seite von Danny Schwarz zum Ende der Vorsaison nun als alleiniger Chefcoach in die neue Spielzeit führen wird.
"Der Verein hat das so entschieden", erklärte Demichelis die neue Aufgabenteilung. Schwarz steht ihm zwar weiter als Co-Trainer zur Seite, in Sachen Taktik und Aufstellung hat der Argentinier nun aber das letzte Wort. "Ich habe mit Danny, Stefan Buck und dem Staff ein gutes Team. Aber der Chef muss entscheiden – und der bin jetzt ich", stellte der Vize-Weltmeister von 2014 klar.
Ein wirkliches Saisonziel habe man sich nicht gesteckt, zumindest wollte sich Demichelis keines entlocken lassen. "Vor der Saison zu sagen, dass der Aufstieg das oberste Ziel ist, halte ich für falsch", meinte Demichelis.
FC Bayern II: Die Regionalliga ist unberechenbar
Ohnehin ist die Regionalliga in der kommenden Saison kaum berechenbar. Während die Reserveteams der Bundesligisten auch während der Corona-Pandemie einigermaßen normal trainieren konnten, waren die Amateurklubs von der Krise massiv betroffen. In den vergangenen eineinhalb Jahren war die Regionalliga mehrmals über Monate hinweg unterbrochen. Regelmäßige Spielpraxis fehlt den meisten Teams, auch Trainingseinheiten waren lange nicht erlaubt.
Dennoch gehen die mit zahlreichen hoffnungsvollen Talenten gespickten Bayern nicht zwangsläufig als Favorit in die neue Spielzeit. Mit-Absteiger Unterhaching mit Demichelis' Ex-Mitspieler Sandro Wagner will ebenfalls zurück in die 3. Liga, auch die SpVgg Bayreuth und Viktoria Aschaffenburg rechnen sich Chancen aus.
Die Ansprüche der kleinen Bayern bleiben dennoch hoch. "Mein Ziel ist es, wenn möglich immer alles zu gewinnen. Am besten die Meisterschaft", meinte Demichelis. Damit wäre zumindest die "Katastrophe" aus der Vorsaison vergessen gemacht.