FC Bayern: Julian Nagelsmann verspricht, nicht denselben Fehler wie Löw zu machen

Wie wird sich die Spielweise des FC Bayern unter Julian Nagelsmann ändern? Im Rahmen seiner Vorstellung gab der neue Trainer einen Einblick in seine Vorstellungen. Einen Fehler, den unter anderem Jogi Löw bei der EM gemacht hat, verspricht er nicht zu begehen.
von  Bernhard Lackner

München - Willkommen beim FC Bayern! In schwarzem Rollkragenpulli und gleichfarbigem Sakko trat der neue Trainer Julian Nagelsmann am Mittwoch im Rahmen seiner Vorstellung an der Seite von Sportvorstand Hasan Salihamidzic und Vorstandsboss Oliver Kahn erstmals den Medien gegenüber - wenn auch nur virtuell. Rhetorisch einwandfrei, beinahe staatsmännisch und pointiert parierte er während der knapp 45-minütigen Pressekonferenz die Fragen der Journalisten. Man wolle eine neue Ära begründen, so der Tenor der neuen sportlichen Führung des Rekordmeisters.

Die Erwartungen der Verantwortlichen und Fans an den neuen Übungsleiter sind enorm. Dem 33-Jährigen eilt europaweit der Ruf des Taktik-Tüftlers voraus - bei seinen vorherigen Stationen TSG Hoffenheim und RB Leipzig führte Nagelsmann unterschiedliche Systeme ein, die teils während der Spiele mehrmals variierten. Erwartet die Bayern nun also eine Taktik-Revolution?

Nagelsmann verspricht: "Das werden wir vermeiden"

Der neue Bayern-Coach gab sich diesbezüglich am Mittwoch zurückhaltend. "Es ist nicht so, dass ich hierher komme und alles auf den Kopf stellen werde", sagte Nagelsmann, der seine Mannschaft bei RB Leipzig in der vergangenen Saison - anders als die Bayern unter Flick - regelmäßig mit einer Dreierkette aufbot.

Das Credo des neuen Bayern-Trainers? "Es geht darum, flexibel zu sein, die Spieler in ihren idealen Positionen spielen zu lassen und Grundordnungen zu finden, die am besten zu unseren Spielern passt. Das werden nicht mehr als drei werden", stellt Nagelsmann klar: "Während der EM hat man bei einigen Mannschaften gesehen, dass Spieler auf Positionen spielen, auf denen sie sich nicht so wohlfühlen. Das werden wir vermeiden."

DFB-Team als Negativbeispiel für den FC Bayern

Als Paradebeispiel dient hier die deutsche Nationalmannschaft. So bot Joachim Löw, der stur auf sein System mit Dreier- beziehungsweise Fünferkette beharrte, etwa Sechser Joshua Kimmich plötzlich als Schienenspieler auf dem rechten Flügel auf, Außenstürmer Serge Gnabry musste ins Angriffszentrum und der eigentliche Achter Toni Kroos gab einen defensiven Mittelfeldspieler. Auf ungewohnter Position konnte keiner der Spieler sein volles Potenzial abrufen, mangels eingespielter Abläufe funktionierte das System schlussendlich überhaupt nicht. Die Folge: Teils komplett enttäuschende Auftritte und ein frühes Aus im Achtelfinale.

Eben jeden Kardinalsfehler verspricht Nagelsmann bei den Bayern nicht zu begehen. Bezüglich des Kaders macht sich der neue Übungsleiter in der Systemfrage keine Sorgen. "Der FC Bayern hat Spieler, die auf verschiedenen Positionen sehr, sehr gut spielen können", meint der gebürtige Landsberger und verweist auf die Qualität seiner Stars: "Die Spieler, das war auch das Feedback in den Gesprächen, wollen sich weiterentwickeln. Deswegen sind sie auch beim FC Bayern und nicht bei anderen Bundesligisten, weil sie immer zu den Besten gehören wollen." Dazu gehöre eben auch Flexibilität und Anpassungsfähigkeit.

Kahn über Nagelsmann: "Können mit Julian eine Ära prägen"

Ohnehin erwartet man sich beim Rekordmeister viel von Nagelsmann, der mit einem für Trainer-Verhältnisse ungewöhnlich langfristigen Fünfjahresvertrag ausgestattet wurde. "Kontinuität auf der Trainerposition ist ein wichtiger Faktor für Erfolg. Wir können mit Julian eine Ära prägen", sagte der erst am Montag vorgestellte neue Vorstandsboss Kahn, der "den Fans in Deutschland und der ganzen Welt auch zukünftig Weltklasse-Fußball" bieten will.

Na dann: Viel Erfolg beim neuen Job, Herr Nagelsmann!

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