FC Bayern: Joshua Kimmich über Umgang WM-Frust – Kinder haben mir sehr geholfen

Doha - Der Nachwuchs hat dem Bayern-Star geholfen, das bittere WM-Aus zu verarbeiten. Sein Ehrgeiz ist größer denn je: "Jetzt ist die Motivation riesig“.
Er kann inzwischen wieder lachen – und sogar Scherze sind drin bei Joshua Kimmich (27), nachdem er sich vor fünfeinhalb Wochen noch am "schlimmsten Tag“ seiner Karriere gesehen hatte. Um Erfolge mit der deutschen Nationalmannschaft zu erleben, müsse er "einfach spielen, bis ich 45 bin“, sagte Kimmich am Mittwochmittag im Besprechungsraum Elite des Bayern-Hotels Al Aziziyah in Doha.
Nach drei enttäuschenden Turnieren für sein Land und der jüngsten Blamage mit dem WM-Aus an gleicher Stelle in Katar konnte man Kimmichs Galgenhumor nur zu gut verstehen. Doch sein munterer Auftritt ließ zugleich den Schluss zu, dass Bayerns Mittelfeldstar die Enttäuschung inzwischen verkraftet hat.
FC Bayern: Joshua Kimmich wirkt noch ehrgeiziger als zuvor
"In ein Loch bin ich ehrlicherweise nicht gefallen“, sagte Kimmich, "das ist meinen drei Kindern geschuldet.“ Als Papa habe er nun mal "gewisse Aufgaben“, erzählte er weiter, da bleibe keine Zeit für eine WM-Depression. Verständlich. Zumal er mit dem FC Bayern im ersten Halbjahr 2023 "andere Ziele vor der Brust“ hat: "Jetzt ist die Motivation wieder riesig.“
Das sieht man Kimmich in Doha in jedem Training an. Am Dienstagabend übte er gemeinsam mit seinen DFB-Kollegen Jamal Musiala und Serge Gnabry nach der Einheit noch Torabschlüsse. "Bei der Torgefahr kann ich mich verbessern“, sagte Kimmich. Der Ehrgeizling wirkt noch ehrgeiziger als zuvor – denn in der Rückrunde hat er wie die gesamte Mannschaft viel vor. Das Triple soll her, daraus macht keiner bei Bayern ein Geheimnis. Und das, obwohl mit Manuel Neuer, Lucas Hernández und Sadio Mané drei Stammspieler ausfallen.
"Es tut schon weh, dass wir so viele Langzeitverletzte haben“, sagte Kimmich. Doch zugleich mache ihm Hoffnung, dass die Mannschaft die Vorgaben von Trainer Julian Nagelsmann nun besser umsetzen könne als in der ersten gemeinsamen Saison. "Man merkt, dass wir weiter sind in den Abläufen, dass gewisse Automatismen da sind, dass wir nicht von null starten. Wir kennen den Trainer, der Trainer kennt uns. Ich habe schon das Gefühl, dass die Zusammenarbeit noch besser geworden ist. Das Training macht echt viel Spaß, obwohl es intensiv ist.“
Kimmich und Bayern erwarten "schwere Aufgaben" im Frühjahr
Allerdings ist auch Kimmich bewusst, dass keine weiteren verletzten Stars dazukommen dürfen: "Wir wissen, dass wir sehr schwierige Aufgaben vor der Brust haben – in der Bundesliga und in der Champions League. Da wäre es schon wichtig, dass wir die Spieler, die jetzt fit sind, alle an Bord haben.“
Mitte Februar wartet im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League schließlich Paris Saint-Germain – mit der Weltklasse-Offensive um Lionel Messi, Kylian Mbappé und Neymar. Angst hat Kimmich aber vor keinem Gegner. "Wir haben große Ziele, ein paar Titel sind noch zu vergeben“, sagte er.
Diese Einstellung gefällt auch Vorstandschef Oliver Kahn, der sich sicher ist, dass Kimmich beim FC Bayern und in der Nationalelf "wieder Top-Leistungen bringen“ werde. "Joshua wird hier wie immer vorangehen und angreifen“, sagte Kahn der "Sport Bild“: "Nach solchen Erlebnissen noch besser zu werden, das zeichnet den Champion aus.“
Kimmich will auch mit der Nationalmannschaft wieder angreifen
Kimmich ist ein Champion, mit Bayern hat er schon jeden Titel gewonnen. Und bald soll es auch mit der Nationalmannschaft klappen. Ab dem ersten Länderspiel des Jahres im März "werden wir hoffentlich attackieren“, forderte Kimmich.
Als Vorbilder nannte er Italiens Europameister-Team von 2021, das vor dem Turnier lange ungeschlagen war – genauso wie Weltmeister Argentinien vor dem Triumph bei der Endrunde in Katar. "So etwas sollten wir anstreben“, sagte Kimmich mit Blick auf die Heim-EM 2024: "Und damit dürfen wir nicht erst beginnen, wenn das Turnier beginnt, sondern bereits im März: Dass wir versuchen, unsere Spiele zu gewinnen und uns ein gewisses Selbstvertrauen und Selbstverständnis erarbeiten – damit wir diese Basis während des Turniers auf den Platz bringen.“
Denn ganz ehrlich: Bis 45 will Kimmich dann doch nicht warten, ehe er einen Erfolg mit der Nationalmannschaft feiert.