FC Bayern: Jamal Musialas Bilanz nach seinem Zaubertor in Köln

München - Ein Heimsieg vor über 80.000 euphorisierten Fans im Dortmunder Feier-Kessel gegen den FSV Mainz am letzten Spieltag? Bei zwei Punkten Vorsprung auf den FC Bayern – was sollte da schon schiefgehen? Alles! Während der BVB mit zu schweren und zu breiten Titelrucksäcken nicht durchs große Tor zur Meisterschaft passte und nur 2:2 gegen Mainz spielte, huschten die Münchner durch den Spalt, der offen war. Mit einem 2:1-Erfolg beim 1. FC Köln, den Jamal Musiala erst in der 89. Minute sicherte. Kein Glücksschuss, sondern ein Schuss ins Glück – aus 17 Metern mit rechts ins lange Eck.
Musiala fehlt dem FC Bayern beim Auswärtsspiel in Köln
"Ein unglaublicher Moment. Ich habe nicht viel nachgedacht, sondern nur gejubelt. Es hat mindestens eine Minute gedauert, bis ich es gecheckt habe", freute sich Meistermacher Musiala, der erst vier Minuten zuvor eingewechselt worden war. Der elfte Titel in Serie, diesmal per spektakulärem Überholmanöver am letzten Spieltag, war perfekt.

178 Tage danach war der 20-Jährige nicht im Kader, als die Bayern an Ort und Stelle ihres letzten Titeltriumphes vorbeischauen und erneut beim 1. FC Köln antraten und durch ein Tor von Harry Kane mit 1:0 gewannen. Musiala absolviert nach einem leichten Muskelfaserriss seine individuelle Reha an der Säbener Straße, wird nächste Woche im Teamtraining zurückerwartet und könnte am 2. Dezember gegen Union Berlin wieder im Kader stehen.
Nach Meistertor: Musiala macht Urlaub mit Davies auf Ibiza
Was wurde aus Meisterheld Musiala rund ein halbes Jahr nach seinem Zaubertor? Eine Bilanz, bei Bayern und in der Nationalelf:
Nach dem Coup von Köln folgte schnell die Ernüchterung für Musiala. Bei den drei Juni-Länderspielen stand er zwei Mal in der DFB-Startelf, wurde einmal eingewechselt. Doch weder Tor noch Vorlage glückten dem Offensivspieler, dem Rest des Teams auch nicht. Ein Remis gegen die Ukraine, zwei Pleiten in Polen und gegen Kolumbien – ein Jahr vor der Heim-EM schien das Team von Bundestrainer Hansi Flick am Tiefpunkt. Dann waren Sommerferien, endlich. Mit seinem dicken Kumpel Alphonso Davies ließ er es sich auf Ibiza gutgehen.
Musiala hat mit Kane einen neuen Abnehmer für seine herausragenden Ideen
In die neue Saison ging Musiala unter Trainer Thomas Tuchel als nun uneingeschränkter Stammspieler, der in Mittelstürmer Harry Kane einen neuen, nein den perfekten Abnehmer für seine Ideen und Vorlagen aus der Zehner-Position herausbekam. Da Musiala einst in England aufgewachsen ist und beim FC Chelsea ausgebildet wurde, passt es auch sprachlich zwischen den beiden hervorragend.
Die erste Muskelverletzung erwischte Musiala Ende August, als er zwei Bayern-Partien verpasste und auf die September-Länderspiele verzichten musste. So ersparte er sich das 1:4 gegen Japan, konnte sich aber nicht persönlich vom darauf entlassenen Bundestrainer Flick verabschieden, der ihn einst als 17-Jährigen im Sommer 2020 zum Bundesliga-Profi gemacht hatte. Pech für Musiala, dass er beim einzigen Top-Länderspiel des Jahres 2023, beim 2:1 gegen Frankreich unter Interims-Coach Rudi Völler nicht dabei war.
Musiala und Wirtz: Das Hoffnungs-Duo der Heim-EM
Bis Anfang November konnte Musiala glänzen, erzielte vier Tore (je zwei in der Bundesliga und zwei in der Champions League), lieferte drei Vorlagen – bis zum nächsten Muskelfaserriss, erlitten gegen Galatasaray Istanbul (2:1). Seine Teilnahme an den Länderspielen im November musste er absagen. Womöglich hätte er im Duett mit Leverkusens Jungstar Florian Wirtz den Debakel-Level des DFB-Teams gegen die Türkei und in Österreich verringert oder gar nicht entstehen lassen, so aber ist klargeworden, dass ein Spieler seiner Klasse unverzichtbar ist.

Mit dem dynamischen Wirtz harmonierte er während der US-Reise der Nationalelf unter dem ihm bestens bekannten Bundestrainer Julian Nagelsmann prächtig, die beiden sind das Hoffnungsträger-Duo mit Blick auf die Heim-EM. Musialas Vertrag bei Bayern läuft bis 2026. "Jamal weiß, was er am FC Bayern hat, dass ihm hier alle Türen offenstehen", sagte Präsident Herbert Hainer der AZ und betonte: "Ich würde mir wünschen, ihn sehr lange bei uns zu haben. Es ist von beiden Seiten keine Eile da."