FC Bayern in Tokio – Kimmichs Zukunftsfrage und ein kurioser Moment auf der PK: "Wer sind die drei Spieler?"

Tokio - Die Szenen erinnerten sehr an den Film "Lost in Translation" von 2003, in dem Hauptdarsteller Bill Murray in Japans Hauptstadt aus einem Sprach-Wirrwarr nicht mehr herausfindet.
Die Pressekonferenz des FC Bayern am späten Dienstagnachmittag im Olympiastadion von Tokio wurde jeweils vom Japanischen ins Englische, ins Deutsche und zurückübersetzt – je nach Fragestellung. Bis eine der beiden Übersetzerinnen bei Podiumsgast Joshua Kimmich verzweifelt nachfragte: Wer sind die drei Spieler?
Kimmich über FC-Bayern-Neuzugänge: "Sind froh, dass alle drei nun bei uns sind"
Es ging um die bisher feststehenden Neuzugänge des FC Bayern – um Konrad Laimer (zuvor RB Leipzig), Min-jae Kim (SSC Neapel) und den wegen seines Muskelbündelrisses auf der Asientour fehlenden Raphaël Guerreiro (Borussia Dortmund). "Konrad kennen wir ja aus der Bundesliga, der hat sich gut bei uns eingefügt. Kim hat noch nicht wirklich viele Trainingseinheiten mit uns gehabt", sagte Kimmich und ergänzte: "Schade und bitter für Rafa, dass er nun so lange ausfällt. Wir sind froh, dass alle drei nun bei uns sind. Ich hoffe, dass sie alle uns helfen werden."
So spricht ein Kapitän über seine neuen Mitspieler. Verbindlich, freundlich, nicht zu euphorisch.
Kapitän Neuer und Vize Müller fehlen: Kimmich führt den FC Bayern in Asien an
Als Vize-Kapitän gibt Kimmich auf dem Asien-Trip den ranghöchsten Bayern unter den Profis ab. In Tokio ist der 28-Jährige der Boss – nicht nur im Mittelfeld. Schließlich fehlen mit dem eigentlichen Kapitän und Torhüter Manuel Neuer (Aufbautraining nach Schien- und Wadenbeinbruch) sowie dem zweiten Vize-Kapitän Thomas Müller (pausiert wegen anhaltender Probleme mit dem Hüftbeuger) zwei Säulen des Teams, die einzig im Kader verbliebenen Weltmeister von 2014. "Der Flug war relativ ruhig ohne Thomas, das hat man auf jeden Fall gemerkt", sagte Kimmich mit einem Schmunzeln und fügte – ganz Chef – wieder voller Ernst hinzu: "Wir hoffen, dass er bald wieder zurückkehren wird – wie Manuel auch."
Doch es ging auch um ihn selbst und die nicht völlig aus der Welt geschafften Berichte über einen möglichen Weggang des Sechsers noch in diesem Sommer-Transferfenster. Ständig wird der Nationalspieler mit dem FC Barcelona in Verbindung gebracht, selbst Trainer Thomas Tuchel hatte ein sehr allgemein gehaltenes Statement abgegeben, als er am Tegernsee meinte, ein Abgang wäre "eine große Überraschung", aber eine Transferperiode eben eine Transferperiode.

Kimmich bekennt sich zum FC Bayern
Darauf in Tokio angesprochen, antwortete Kimmich schelmisch: "Transferperiode ist Transferperiode. Nein, Spaß! Ich bin mir sehr sicher, dass ich in der nächsten Saison hier bei Bayern spielen werde, zumindest habe ich keine anderen Pläne." Gesagt ist gesagt.
Tuchel sieht für Kimmich in der kommenden Saison eine neue Rolle vor, die des Achters – möglicherweise an der Seite von Leon Goretzka oder einem der Neuzugänge wie Laimer oder Guerreiro. Dagegen hegt Nationaltrainer Hansi Flick plötzlich wieder Retro-Pläne. Auf dem 65. Internationalen Trainer-Kongress des Bundes Deutscher Fußball-Lehrer in Bremen betonte Flick, dass Kimmich mit Blick auf die Heim-EM 2024 "weiterhin eine Option als Rechtsverteidiger" sei. Muss der Mittelfeld-Boss aufgrund des Mangels an qualitativ hochwertigen Rechtsverteidigern doch wieder weichen aus seinem geliebten Zentrum?
Kimmichs Flexibilität: Fluch und Segen zugleich
Die Crux der Flexibilität. Ein so variabler Spieler zu sein, ist stets Fluch und Segen zugleich.
Schon unter Pep Guardiola, in Kimmichs erster und des Katalanen letzter Saison 2015/16, spielte Kimmich mal hier, mal dort. Am Mittwoch sieht man sich in Tokio wieder, mit bösen Erinnerungen an das Viertelfinal-Aus in der Champions League gegen die Cityzens im April. "Ich freue mich auf das Spiel", sagte Kimmich, "City ist momentan die beste Mannschaft in Europa. Da sehen wir direkt, wo wir stehen." Und Kyle Walker trifft man auch schon mal.