FC Bayern in "freudvoller Erwartung" unterm Christbaum

München - Karl-Heinz Rummenigge schlürfte genüsslich an seinem Glas Veuve Clicquot. "Wir trinken heute Champagner", sagte der Vorstandsboss von Bayern München nach der vorweihnachtlichen Bescherung beim 3:0 (3:0) im Spitzenspiel gegen Emporkömmling RB Leipzig mit stolzgeschwellter Brust, "heute machen wir's ganz nobel."
Die Stars des deutschen Fußball-Rekordmeisters ließen die edle französische Prickelbrause nach ihrer Festtagsgala in der Kabine in Flaschen kreisen - als hätten sie soeben die Champions League gewonnen. "Es hat sehr, sehr gut geschmeckt", sagte Superstar Arjen Robben, "wenn man so ein Spiel so klar gewinnt, darf man das genießen." Und das taten sie - in vollen Zügen.
Präsident Uli Hoeneß wünschte fröhlich "schöne Festtage" und schwebte förmlich aus der Allianz Arena, Rummenigge konnte gar nicht mehr aufhören im Mia-san-mia zu schwelgen. "Der Sieg war nicht nur hoch verdient, er war eine Demonstration der Klasse. Wir haben super gespielt, der Trainer hat die Mannschaft großartig eingestellt", sagte er.
Als er nach Toren des überragenden Thiago (17.), von Xabi Alonso (25.) und Robert Lewandowski (45./Foulelfmeter) zur Pause "in dieses Aquarium da oben, in den VIP-Bereich" gegangen sei, "da habe ich keinen gesehen, der unzufrieden war", ergänzte der Klubboss vergnügt. Leipzig, das nach der Roten Karte gegen Emil Forsberg (30., grobes Foulspiel) zu zehnt war, sei am Ende sogar noch "gut bedient" gewesen. Deshalb, sagte Rummenigge, werde der FC Bayern "in freudvoller Erwartung" unterm Weihnachtsbaum sitzen.
Alles für die "Kirsche auf der Sahne"
Und mit einiger Zuversicht aufs neue Jahr blicken. Wintermeister in der Bundesliga mit drei Punkten Vorsprung auf Leipzig, im Pokal im Soll, im Achtelfinale der Champions League mit dem FC Arsenal vor einer lösbaren Aufgabe - "wir können im Großen und Ganzen zufrieden sein", sagte Kapitän Philipp Lahm. Aber, betonte er, "wir müssen uns steigern, uns weiter verbessern, ganz klar, und auch 2017 wieder angreifen."
Schließlich, meinte Rummenigge, wolle der FC Bayern dann "Titel gewinnen", am liebsten den in der Königsklasse, die "Kirsche auf der Sahne" (Rummenigge). Leipzig war da ein vielversprechender Anfang. Am Mittwoch war zu bestaunen, dass die Mannschaft Trainer Carlo Ancelotti immer besser versteht, wie Thiago zurecht meinte. Außerdem zeigte der Platzhirsch eine Galligkeit, die der ein oder andere Kritiker den nach den fordernden Guardiola-Jahren vermeintlich ausgelaugten Stars gar nicht mehr zugetraut hatte. "Wenn wir so gereizt werden, ist es schwierig, unsere Mannschaft zu stoppen", sagte Rummenigge.
Rudy kommt, Süle auch?
Von seiner Eloge nahm er nur Weltmeister Thomas Müller aus. Dem gab er nach 90 Minuten auf der Ersatzbank die Forderung mit in die Weihnachtspause, es 2017 besser zu machen. Dann wollen die Bosse weiter planerisch tätig werden. Die Vertragsverlängerung mit Robben nahm Rummenigge am Mittwoch in Champagnerlaune bereits vorweg, außerdem gilt der Wechsel von Nationalspieler Sebastian Rudy aus Hoffenheim nach München im Sommer als sicher. Mit dessen Klubkollegen Niklas Süle sind sich die Bayern einig, die Ablösesumme könnte die Sache aber "stark gefährden", meinte Hoeneß.
Ralf Rangnick hatte derweil schlechte Laune, obwohl Aufsteiger Leipzig mit 36 Punkten aus Sicht des Sportdirektors eine "fantastische Bilanz" vorzuweisen hat. Rangnick aber ärgerte sich über den fehlerbehafteten letzten Auftritt, den Trainer Ralph Hasenhüttl eine "Lehrstunde" nannte. Die jungen "Bullen" waren schlicht zu grün für den ausgebufften Meister.
Dass Überboss Dietrich Mateschitz in einem Interview die Europa League als "Minimalziel" ausgegeben hatte, machte Rangnicks Laune nicht besser. "Ich glaube nicht", sagte er sichtlich gequält, "dass es nach so einem Spiel wie heute Sinn macht, das Saisonziel korrigieren". Und das laute weiterhin, "sorgenfrei" zu bleiben.