FC Bayern in einer Minikrise: Julian Nagelsmann als Psychologe gefordert

München – Im Kopf von Julian Nagelsmann schwirren momentan "ein bisschen mehr Gedanken" herum als sonst. "Man überlegt schon, warum wir nicht so im Flow sind", räumte der Trainer von Bayern München nach zuletzt zwei herben Enttäuschungen offen ein.
Es sei "definitiv" so, ergänzte Nagelsmann vor dem Bundesligaspiel gegen Schlusslicht SpVgg Greuther Fürth am Sonntag (15.30 Uhr/DAZN und im AZ-Liveticker), dass er angesichts der Münchner Mini-Krise momentan mehr als Psychologe gefragt sei.
Nagelsmann: "Viele Gespräche "mit Spielern geführt
"Fußball wird im Spitzenbereich oft im Kopf entschieden. Der Kopf trägt manchmal mehr dazu bei als die Beine", betonte er. In den vergangenen Tagen habe er deshalb "viele Gespräche" mit seinen Spielern geführt.
Ein peinliches 2:4 in Bochum in der Liga und ein 1:1 im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League bei Außenseiter RB Salzburg haben in der Bayern-Welt für reichlich Unruhe gesorgt. Doch Nagelsmann will sich nicht anstecken lassen.
Nagelsmann: Druck wird "oft künstlich" produziert
"Vor Bochum war noch alles in Ordnung. Das Blatt ändert sich hier eben sehr schnell, das erschüttert mich aber nicht", sagte er am Freitag gelassen. Es sei "nicht alles schwarz, aber auch nicht alles weiß. Wichtig ist, dass man nicht alles in die Pfanne haut."
Der Druck beim Rekordmeister sei ohnehin, so Nagelsmann, "oft künstlich" produziert. "Wir haben noch sechs Punkte Vorsprung. In der Liga ist nichts passiert. Und in der Champions League haben wir alles gewonnen und nun unentschieden gespielt." Also was?
Nagelsmann weiß aber auch, dass gerade in München am Ende nur Siege zählen - vor allem gegen einen abgeschlagenen Tabellenletzten.
Der FC Bayern braucht wieder das "mia san mia"
Es gehe darum, "kurzfristig zu liefern, den nötigen Mut in allen Situation zu finden und wieder Bayern München auszustrahlen". Dieses berühmte "mia san mia", das die Bayern zuletzt vermissen ließen.
Vor allem Nationalspieler Joshua Kimmich hatte deshalb die Mentalitätsfrage gestellt. Man brauche auch gegen vermeintlich schwächere Teams und über die gesamte Spielzeit "den unbedingten Siegeswillen", sagte er. Man dürfe auch gegen Underdog Fürth "nicht denken, es geht schon so".
Fürth mit Selbstvertrauen in das Spiel gegen Bayern
Zumal Nagelsmann bei den Franken einen klaren Aufwärtstrend erkannt hat. "Die haben sich sehr gut entwickelt, sind defensiv sehr fleißig und haben die meisten Sprints bei gegnerischem Ballbesitz. Man hat nicht viel Raum", warnte er vor dem Kleeblatt. Der FC Bayern sei "gefordert".
Fürth, bisher noch ohne Auswärtssieg, aber in den letzten sechs Spielen nur mit einer Niederlage, wittert angesichts der Münchner Minikrise Morgenluft.
"Aktuell ist es so, dass die Bayern nicht diese Stabilität haben", sagte Trainer Stefan Leitl: "Wir können auf jeden Fall mit Selbstvertrauen in das Spiel gehen und auch eklig sein."