FC Bayern in der Wiesn-Krisn: Warum der Trend so gefährlich ist

Der FC Bayern verliert 0:1 in Augsburg und bleibt damit zum vierten Mal in Serie sieglos. Das gab es zuletzt 2001. "Der Trend ist katastrophal", sagt Müller. Trainer Nagelsmann gerät unter Druck.
von  Maximilian Koch
"Fassungslos": Thomas Müller beschreibt die Bayern-Stimmung nach der 0:1-Pleite in Augsburg treffend. Trainer Julian Nagelsmann ist bedient. Auf der Tribüne sind Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic entsetzt.
"Fassungslos": Thomas Müller beschreibt die Bayern-Stimmung nach der 0:1-Pleite in Augsburg treffend. Trainer Julian Nagelsmann ist bedient. Auf der Tribüne sind Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic entsetzt. © Imago/osnapix

Hasan Salihamidzic hatte aber mal so gar keine Lust auf die Wiesn. "Wenn man nur drei Punkte aus vier Spielen holt - da weiß ich nicht, ob mir die Maß schmeckt", sagte der Sportvorstand des FC Bayern nach der 0:1-Niederlage beim FC Augsburg. Der sonntägliche Ausflug ins Käfer-Zelt fiel entsprechend nüchtern aus. Den Kater hatten die Münchner schon vor dem Fest. Und zwar einen heftigen.

Die Wiesn-Krisn.

Nur zwölf Punkte aus sieben Spielen hat Bayern geholt, so schlecht war die Bilanz zuletzt vor zwölf Jahren. Damals wurde Borussia Dortmund am Saisonende Meister. Vier Liga-Spiele ohne Bayern-Sieg gab es seit 2001 nicht mehr. "Der Trend ist katastrophal, wenn man aus vier Spielen keines gewinnt. Es wird immer dunkler, das ist gerade auch unsere Gefühlswelt", sagte Thomas Müller an diesem nasskalten Herbsttag in Augsburg, er war "fassungslos und bedröppelt".

Nicht nur er. Besonders Trainer Julian Nagelsmann wirkte völlig deprimiert, auf der Tribüne tobten die Bosse Salihamidzic und Oliver Kahn.

Erfolg gegen Barca war positiver Ausrutscher

Es wird immer deutlicher: Der 2:0-Erfolg in der Champions League gegen den FC Barcelona war ein positiver Ausrutscher. In der Bundesliga, dem ehrlichsten Wettbewerb, ist die Bilanz nur mittelmäßig.

Am Sonntag gab es dennoch Rückendeckung für den Coach. "Wir sind von Julian total überzeugt", sagte Vorstandschef Kahn beim Wiesn-Besuch: "Klar macht sich der Trainer Gedanken, das tun alle, wir sind übelgelaunt. Bei manchen Spielern hat sich wohl der Glaube eingenistet, man könne die Bundesliga nebenbei laufen lassen. Das geht nicht."

In Augsburg zeigte sich einmal mehr, dass es bei der Chancenverwertung große Probleme gibt. Sadio Mané, Jamal Musiala und Leroy Sané ließen zahlreiche Möglichkeiten ungenutzt, es war bezeichnend, dass in der Nachspielzeit Torhüter Manuel Neuer per Kopf die beste Chance der zweiten Halbzeit hatte. Der famose Rafal Gikiewicz parierte. Und so blieb es beim 1:0 der Augsburger durch das Tor von Mergim Berisha (59.).

"So wie wir heute gespielt haben, kann man in der Bundesliga nicht gewinnen. Die Stimmung ist am Boden", erklärte Salihamidzic - und setzte Nagelsmann unter Druck: "Jetzt gibt es keine Ausreden mehr, jetzt müssen Siege her!" Das wird allerdings gar nicht so einfach. Nach der Länderspielpause geht es am 30. September gegen Bayer Leverkusen weiter, danach warten Dortmund und der SC Freiburg. Weitere Patzer darf sich die Mannschaft nicht erlauben. Doch nicht nur Salihamidzic ist "beunruhigt", wie der Sportvorstand sagte: "Wir haben brutale Probleme gegen Mannschaften, die gegen uns körperlich spielen und uns auf die Socken hauen. So reicht es nicht."

Vollstrecker fehlt

Auch deshalb, weil vorne ein Vollstrecker fehlt. Robert Lewandowski, der in Barcelona (siehe Seite 20) ein Tor nach dem anderen schießt, wird vermisst, das räumte Müller in der "WamS" ein: "Es gab in dieser Saison schon einige Spielsituationen, in denen ich dachte: Oh, da stand doch früher einer, den du am zweiten Pfosten anspielen konntest und mit dem du bei Flanken den Blickkontakt gesucht hast", sagte er.

Trainer Nagelsmann will diese Diskussion allerdings nicht führen. "Wenn ich nein sage, sagt ihr, er erkennt die Probleme nicht. Wenn ich ja sage, heißt es, er vermisst Lewandowski", sagte er auf die Frage, ob er einen Mittelstürmer vermisse. Tut sich etwas in der Winter-Transferperiode?

Ein Zukunftsthema. Zunächst geht es darum, mal wieder zu gewinnen. "Wir müssen alle mit einer besseren Mentalität von den Länderspielen zurückkommen", forderte der neue Abwehrchef Matthijs de Ligt.

Dann könnte es am letzten Wiesn-Wochenende vielleicht doch noch eine Party geben.

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