FC Bayern in der Krise: Ein Motivationstrainer nennt die Gründe
München - Vier Spiele in Folge kein Sieg, dazu in der Bundesliga auf Tabellenplatz sechs: Der FC Bayern befindet sich nach einem Traumstart in die Saison mittlerweile in der Krise. Letzter Stimmungsdämpfer war die 0:3-Niederlage zuhause gegen Borussia Mönchengladbach.
Was hat den deutschen Rekordmeister dermaßen aus der Spur gebracht? Wieso stottert der Bayern-Motor im Herbst? Der erfolgreiche Motivationstrainer Jürgen Höller war am Samstag in der Allianz Arena und hat das Spiel beobachtet – für ihn sind die Ursachen für die Ergebnismisere klar.
Motivationscoach mit Kritik an Kapitän Neuer
"Das Spiel am Samstag grenzte an Arbeitsverweigerung. Die Mannschaft zeigte keinen Einsatz, keine Power, keinen Kampf, keine Einsatzbereitschaft", fällt Höller gegenüber der AZ sein vernichtendes Urteil.
Ein Grund, warum sich die Spieler "schnell in den Sumpf der gelangweilten Demotivation hinunterziehen ließen", ist für Höller Kapitän Manuel Neuer. "Manuel Neuer hat seine Mannschaft als Spielführer nicht so angetrieben, wie es notwendig gewesen wäre. Starke Spielführer hauen in solchen Situationen auf den Tisch, holen 'ihre' Mannschaft zusammen und sind gleichzeitig Spiegel für Fehler und Motivator für den Weg raus aus der Misere. Doch von Neuer hörte man gar nichts zu diesem Desasterspiel."

Jetzt ist erstmal Länderspielpause, die Verantwortlichen haben nun Zeit, den Kopf wieder frei zu bekommen und sich auf die kommenden Aufgaben vorzubereiten. Die nächste Bewährungsprobe ist dann am 20. Oktober, wenn die Bayern beim VfL Wolfsburg spielen – und zwingend ein Sieg her muss.
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Motivationstrainer: Das muss Kovac jetzt besser machen
Höller zufolge muss Kovac seine Mannschaft nun zum Gruppengespräch bitten. Auf dem "heißen Stuhl" soll sowohl jeder Spieler als auch der Trainer einmal im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen – "jeder bekommt von den anderen zu hören, was im Argen liegt". Trotz Konfliktpotentials ist sich der Motivationscoach sicher: "Eine solch ehrliche Runde hilft sich neu einzuordnen und mentale Altlasten hinter sich zu lassen."
Zudem solle Kovac sich nicht davor scheuen, auch unpopuläre Entscheidungen treffen: "Wenn ein Robben sich aufregt, dass er nicht spielen darf, aber eben auch keine Leistung bringt, (...) ist es höchst Zeit, als Trainer auf den Tisch zu hauen und zu disziplinieren", so Höller. Kovac solle sogar so weit gehen und seine Stars in solchen Fällen zwei bis drei Spiele auf die Bank oder gar die Tribüne zu setzen.
"Der Trainer ist immer noch erste Autorität einer Mannschaft und muss das auch zeigen. Momentan sieht es eher so aus, als ob Kovac die Felle davonschwimmen, er scheint ideenlos und es hat den Anschein, dass einige Spieler ihm auf der Nase herumtanzen", schließt Höller seine schonungslose Analyse zur Mini-Krise des FC Bayern.