Fünffacher Bayern-Frust: Auf Tuchel wartet nach dem DFB-Desaster jede Menge Arbeit

Zwei Pleiten und jede Menge Spott: Mit Sané, Müller, Kimmich, Goretzka und Gnabry kehren gleich fünf Bayern-Stars gefrustet vom Länderspiel-Trip zurück. Auf FC-Bayern-Trainer Tuchel wartet viel Aufbauarbeit.
von  Bernhard Lackner
Trainer des FC Bayern: Thomas Tuchel.
Trainer des FC Bayern: Thomas Tuchel. © IMAGO / Ulrich Wagner

München - Mit der einst so viel zitierten Wohlfühl-Oase hat die Nationalmannschaft aktuell überhaupt nichts mehr zu tun - daran hat sich auch unter Julian Nagelsmann nichts geändert. Nach den Peinlich-Pleiten gegen die Türkei und Österreich ist die Stimmung in Fußball-Deutschland im Keller - und fünf Bayern-Stars sind mittendrin.

Ein AZ-Blick auf die Nagelsmann-Geschädigten beim Rekordmeister:

Joshua Kimmich: Der Mann, den viele als künftigen Kapitän des FC Bayern und der Nationalmannschaft gesehen haben, hat in den vergangenen Monaten massiv an Standing verloren. Schon unter Hansi Flick wurde ihm die Kapitänsbinde entzogen und an Ilkay Gündogan weitergereicht, Nagelsmann hält an der Entscheidung seines Vorgängers fest.

Schlimmer noch: Mittlerweile muss er sogar um seinen Stammplatz bangen! Nach der Türkei-Pleite kamen erneut Diskussionen auf, ob das Mittelfeld-Duo Kimmich/Gündogan in der DFB-Elf zukunftsfähig ist. Beim so wichtigen Spiel in Österreich fand sich der Bayern-Star dann nur auf der Bank wieder. Als er für Gündogan eingewechselt wurde, übernahm übrigens Antonio Rüdiger die Binde. Nagelsmanns nächster deutlicher Wink mit dem Zaunpfahl.

Kimmich erhält Rückendeckung von Tuchel

Von Tuchel, der Kimmichs Status durch die "Holding-Six-Debatte" bei den Bayern bereits in den vergangenen Monaten geschwächt hatte, gibt es immerhin Rückendeckung: "Er ist ein Schlüsselspieler, er hat unser vollstes Vertrauen. Wir wollen immer ein stabiles Umfeld bieten, gerade auch in schwierigeren Phasen."

Leon Goretzka: Wie Kimmich hat auch Goretzka in der Nationalmannschaft ordentlich zu kämpfen - schon seit längerem. Im September wurde der Bochumer Kraftprotz von Hansi Flick für die Länderspiele gegen Japan und Frankreich nicht einmal nominiert. Unter Julian Nagelsmann gehört er immerhin wieder zum Kader, wenn auch nicht zur Stammelf.

Auch Goretzka bringt der DFB-Elf keine Stabilität

Gegen die Türkei wurde er für die letzten 20 Minuten eingewechselt, brachte aber auch keine Stabilität ins deutsche Spiel. In Österreich durfte er zwar von Beginn an ran, war bei der desaströsen ersten Halbzeit aber mittendrin (AZ-Note 5). Auch bei ihm will das Zusammenspiel mit Gündogan einfach nicht funktionieren. Keine besonders rosige Perspektive für einen Stammplatz bei der Heim-EM.

Leroy Sané: Der nächste Bayern-Star, der mit einem schweren Rucksack von der Länderspielreise zurückgekehrt ist. Gegen Österreich verlor der 27-Jährige die Nerven und ließ sich zu einer Tätlichkeit hinreißen und flog vom Platz. Aufgrund der folgenden Sperre wird er vor der Nominierung des EM-Kaders nicht mehr für die Nationalmannschaft auflaufen können. Einspielen fürs Heim-Turnier? Nicht mehr möglich!

Tuchel hat Sané-Ausraster "am TV kommen sehen"

Für Tuchel kam der Ausraster seines Angreifers - überraschenderweise - wenig überraschend. "Ich habe es am TV kommen sehen. Man hat die Unzufriedenheit gefühlt, dass er sich nicht mehr zurückhalten können würde", sagte der Bayern-Coach über Sané, dem er dennoch "vollstes Vertrauen" aussprach.

Leroy Sané flog nach seiner Tätlichkeit gegen Österreich korrekterweise vom Platz.
Leroy Sané flog nach seiner Tätlichkeit gegen Österreich korrekterweise vom Platz. © IMAGO / ActionPictures

Thomas Müller: Der Weltmeister von 2014 bekam bei den Länderspielen deutlich vor Augen geführt, wie weit er von seinem einstigen sportlichen Stellenwert mittlerweile entfernt ist. Trotz des Ausfalls von Jamal Musiala kam Müller lediglich in der zweiten Halbzeit gegen Österreich zum Einsatz. Dort war er zwar wie immer bemüht und versuchte in gewohnter Manier das Pressing zu orchestrieren, brachte aber auch keine Gefahr in den völlig harmlosen Angriff der DFB-Elf. Für die Kabine ist der 34-Jährige aufgrund seiner riesigen Erfahrung immer noch enorm wichtig, auf dem Platz erhält aber die jüngere Generation den Vorzug.

In Köln darf Müller wohl von Beginn an ran

Selbiges gilt beim FC Bayern, wo ihm Jamal Musiala längst den Rang abgelaufen hat. In Köln wird das Supertalent aufgrund seines Muskelfaserrisses aber noch ausfallen, für ihn dürfte Müller in die erste Elf rutschen.

Von Tuchel gibt es lobende Worte. "Ich nehme ihn sehr positiv wahr. Er ist topfit und es ist alles gut. Thomas ist eine Ikone für den Klub, eine spielende Legende. Er bekommt den maximalen Respekt von uns", sagte der Bayern-Coach.

Auch Gnabry betreibt im DFB-Dress keine Eigenwerbung

Serge Gnabry: Der Angreifer kommt nach seinem wochenlangen Ausfall wegen seines Ellenbogenbruchs nicht wirklich in Fahrt. Bei den Bayern haben in dieser Saison Sané und Kingsley Coman klar die Nase vorn. Die Chance, im DFB-Dress Werbung in eigener Sache zu betreiben, ließ er nun ungenutzt.

Nach seinem blassen Joker-Einsatz gegen die Türkei durfte er in Österreich von Beginn an ran, doch auch in diesem Spiel gelang ihm so gut wie nichts. Steigert er sich nicht, wird er auch unter Tuchel weiter einen schweren Stand haben.

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