FC Bayern im Innenverteidiger-Dilemma: Viele Transfer-Kandidaten gibt's nicht mehr
München - Eigentlich lief die erste Saison unter Julian Nagelsmann beim FC Bayern wie am Schnürchen.
Abgesehen vom Blackout-Aus gegen Borussia Mönchengladbach im DFB-Pokal dominierten die Münchner weiterhin den heimischen Fußball, und auch international wussten die Nagelsmänner zu überzeugen. Mit sechs Siegen in sechs Spielen pflügte Bayern durch die Gruppenphase in der Champions League und galt als einer der Favoriten auf den Henkelpott. Doch dieser Status wackelt mittlerweile gewaltig.
Der FC Bayern braucht ein Abwehr-Upgrade
Ein holpriger Start ins neue Jahr offenbarte eklatante Schwächen in Bayerns Hintermannschaft, Spieler wie Dayot Upamecano oder Lucas Hernández scheinen weiterhin mit dem großen Druck nicht zurechtzukommen. Zu allem Überfluss verkündete dann auch noch Niklas Süle, der in der laufenden Spielzeit den unangefochtenen Abwehrchef gibt, seinen ablösefreien Wechsel am Saisonende zu Borussia Dortmund. Spätestens jetzt ist klar: Um weiterhin in Europas Elite Anschluss zu finden, braucht es im Sommer ein sportliches Upgrade in der Innenverteidigung.
Das große Problem: Der Markt für die Münchner ist überschaubar und die wenigen verfügbaren Optionen scheinen sich langsam aber sicher in Luft aufzulösen.
Andreas Christensen: Wunschlösung wohl vom Markt
Auch wenn die Bayern nach Informationen der "Sport Bild" nur ein sporadisches Angebot bei Andres Christensen vom FC Chelsea hinterlegt haben sollen, galt er an der Säbener Straße lang als Wunschkandidat für die Süle-Nachfolge. Der ehemalige Gladbacher kickte bereits in der Bundesliga und würde als sicherer Ballverteiler mit seiner Spielweise perfekt ins System der Bayern passen. Der Vertrag des Dänen läuft im Sommer aus, ein ablösefreier Abschied aus London zeichnet sich ab. Eigentlich ein Haken hinter jedem Punkt des Münchner Beuteschemas.
Eigentlich. Denn, dass das Wechselziel München heißen wird, gilt mittlerweile als fast ausgeschlossen. Medien aus Spanien berichten bereits von einer mündlichen Einigung mit dem FC Barcelona, sogar Teile des Medizinchecks sollen schon stattgefunden haben. Wie es scheint, geht der Rekordmeister einmal mehr leer aus.
Angriff aufs Festgeldkonto? Viel Geld - Viel Risiko
Zu behaupten, der FC Bayern hätte in den vergangenen Jahren nicht in die Abwehr investiert, ist aber schlichtweg falsch. Hernández (80 Millionen Euro) und Upamecano (42,5 Millionen Euro) kamen für teures Geld nach München, konnten jedoch ihren Erwartungen noch nicht gerecht werden. Auch das dürfte ein Grund sein, warum die Bayern-Verantwortlichen beim Thema teure Investitionen in die Abwehr durchaus vorsichtig sein dürften.
Kandidaten wie Gleison Bremer (FC Turin) oder Nico Schlotterbeck (SC Freiburg) wären wohl nur für eine satte Ablösesumme zu haben. Bei all dem vorhandenen Talent ist außerdem nicht gesichert, ob sich beide in die erwünschte Rolle direkt einfinden können. Angesichts der finanziellen Einbußen während der Corona-Pandemie wäre eine weitere teure Investition in der Innenverteidigung, die keine unmittelbare Verstärkung darstellt, verheerend.
Matthias Ginter oder Antonio Rüdiger als Notlösung?
Weil der Wunschkandidat nicht verfügbar und die Limitierungen auf den Transfermarkt zu groß sind, könnte sich der FC Bayern im kommenden Sommer auch einer der verfügbaren "Notlösungen" widmen. Mit Matthias Ginter (Borussia Mönchengladbach) und Antonio Rüdiger (FC Chelsea) kommen zwei erfahrene deutsche Nationalspieler von internationalem Format auf den Ablösefrei-Markt. Dass sie eine große Rolle wie die des Abwehr-Bosses bei den Bayern ausfüllen können, scheint man in Moment auch an der Säbener Straße noch zu bezweifeln.
Wie "Sport1" berichtet, hätte Ginter zwar Interesse an einem Wechsel nach München, doch Hasan Salihamidzic und Co. sind vom Gladbacher nicht vollends überzeugt, weshalb die Transferoffensive bislang ausblieb. Auch Weltmeister und Ex-Bayer Jürgen Kohler meldete zuletzt gegenüber der AZ starke Zweifel an, dass Ginter in München weiterhelfen könnte.
Quo vadis, FC Bayern?
So langsam aber sicher müssen sich die Bayern entscheiden, welchen Weg sie auf ihrer Suche nach einem neuen Abwehrchef einschlagen wollen. Die absoluten Hochkaräter auf dem europäischen Markt sind schwer zu bekommen, was die Münchner im Falle Christensen am eigenen Leib erfahren mussten. Aufstrebende Talente sind nur für viel Geld zu haben und dass die Münchner in der Schulden ausschließenden Finanzpolitik plötzlich eine Kehrtwende vollziehen, ist ebenfalls unrealistisch.
Damit bleibt eigentlich nur noch die Hoffnung auf eine solide "Notlösung" a la Ginter oder Rüdiger, die im Vergleich weniger Geld kosten dürften, dafür allerdings auch nicht mehr allzu viel Entwicklungspotenzial mitbringen. Doch auch hier ist die Zeit begrenzt. Um Ginter ranken sich wöchentlich Gerüchte, auch ausländische Top-Klubs wie Inter Mailand haben großes Interesse. Zu lange darf der FC Bayern solche Kandidaten nicht hinhalten, sonst könnten sich auch diese Optionen schnell in Luft auflösen.
Die Verantwortlichen müssen sich entscheiden, sonst läuft die Zeit weiter gnadenlos gegen den FC Bayern - bis sich letztlich alle Optionen vom Markt verabschiedet haben.